Michael Schulte lost sich in erste Finalhälfte
Sonntagabend findet die Willkommensparty für alle Delegationen statt. Doch vormittags müssen die Big Five und Deutschland noch ein zweites Mal proben, auch Michael Schulte. Dreimal singt er sein "You Let Me Walk Alone" - und jedes Mal klingt sein Lied, selbst in Nuancen, immer besser. Der 28-Jährige wirkt versammelt auf der Bühne, bleibt dort stehen, wo die Regie ihn haben möchte. Und entwickelt diese hymnisch besondere Ballade über das Gefühl des Verlusts an die Adresse seines verstorbenen Vaters. Es gibt Beifall im Pressezentrum, ebenso Applaus von Fans und Fotografen in der Halle. Der Sänger aus Buxtehude sieht zufrieden aus - es war die letzte Einzelprobe vor den Generaldurchgängen ab Freitag und dem Finale am Samstag.
Auf der anschließenden Pressekonferenz singt er einen Ausschnitt seines Liedes abermals, ehe er unangekündigt musikalisch umschwenkt auf seine Variante des Salvador-Sobral-Siegestitels "Amar pelos dois", auf Portugiesisch. Schulte berichtet, dass er dieses Lied schon gleich nach dem ESC in Kiew geübt habe und immer wieder gern gesungen habe. Der Moderator applaudiert ihm für sein gutes Portugiesisch: zu Recht, denn es klingt wirklich sehr original.
Motivationsschub auf den Pre-ESC-Konzerten
Was ihn verblüfft, was ihm gut gefallen hat, ist, dass das Publikum bei den Pre-ESC-Konzerten in Amsterdam, London und Madrid den Refrain seines Liedes souverän mitsingen konnte - "die Fans konnten alle Lieder schon auswendig, auch meines, das gibt ein gutes Gefühl". Die viel zu persönliche Frage des Moderators, ob Michael Schulte und seine Freundin sich schon einen Namen für ihr Kind überlegt haben, beantwortet der werdende Vater lächelnd mit "Ja", um anzufügen, "ich werde das hier aber nicht verraten". Schließlich fragt ein Journalist, was er denn über seine Mutter sagen könne, zumal am nächsten Sonntag Muttertag sei. Darauf erwidert Michael Schulte: "Eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, sie hat mich zur Welt gebracht. Ich weiß nicht, wie sie es nach dem Tod meines Vaters geschafft hat, aber sie hat es."
Auslosung der Finalhälften
Am Ende findet noch die Auslosung fürs Finale statt: Die Big Five-Länder, auch Deutschland, ziehen Lose aus einer Glasvase, um zu bestimmen, wer in der ersten und wer in der zweiten Hälfte auftritt. Schulte, so sagt er, ist es "egal, wann ich drankomme". Christoph Pellander, Head of Delegation des NDR, wünscht sich die zweite Hälfte - und Michael Schulte zieht sein Los, rollt es auf und liest "First Half" vor.