sueddeutsche.de: "Für gewöhnlich folgt der große europäische Gesangswettbewerb der Sounddramaturgie eines Hollywood-Blockbusters. Die Actionsequenzen immer auf Anschlag, der ruhigere Rest runtergemischt. Damit es richtig knallt, wenn es richtig knallt. Man muss den ESC und seine musikalischen Darbietungen als eine Aneinanderreihung eben jener Actionsequenzen verstehen. Konstante Überwältigung. [...] Mit Salvador Sobral ist nun alles anders. Der 27-jährige Portugiese ist die große Sensation des ESC-Abends in Kiew. Eine Überraschung ist er nicht. Vor dem Finale sahen ihn die Buchmacher schon gleichauf mit den Topfavoriten aus Italien und Bulgarien. Sobral ist dennoch ein äußerst unwahrscheinlicher Gewinner."
handelsblatt.de: "Alles in allem fällt auf: Waren es in den vergangenen Jahren noch russische Mütterchen, butterstampfende Polinnen im lasziven Ethnolook oder Zwergenmützen aus Moldau, die in Erinnerung blieben: Das Extravagante, unglaublich Verrückte fehlt in Kiew im Finale vollkommen."
Zeit Online: "In einer Welt, die von schnittigen Entscheidertypen, Patriarchen und Machos von einer Krise in die nächste gestürzt wird, scheint der prokrastinierende Schluffi wieder zu einem begehrten Sexsymbol und Rollenmodell zu werden. Vielleicht könnte man sagen, dass mit Salvador Sobral der perfekte Anti-Erdoğan- oder auch Anti-Putin-Mann zu Europas neuem Lieblingsmusiker erhoben wurde."
stern.de: "Nach den ESC-Katastrophenjahren 2015 und 2016 gibt's nur wenig Besserung. [...] Der talentlose Spanier ersparte uns die Schmach des Negativ-Triples. Verdient hat Levina das nicht. Die 26-Jährige strahlte in die Kamera und war stimmlich auf der Höhe. Nach dem Höllenwald-Desaster von Jamie-Lee stimmte auch die Inszenierung mit einer aufregenden Kamerafahrt von der Decke auf die liegende Levina. Einzig ihr Lied "Perfect Life" konnte da nicht mithalten. Es ist einfach kein Hit. Wie's besser werden könnte? Helene Fischer, übernehmen Sie."
Tagesspiegel: "Weder der vorletzte Platz für die deutsche ESC-Teilnehmerin Levina noch das Interesse des deutschen Fernsehpublikums können darüber hinwegtäuschen, dass der European [sic! ]Song Contest in Deutschland ein größeres Problem hat."
Spiegel online: "Zwar machen wir eigentlich nichts falsch, also die Verantwortlichen. Wir werden aber von unseren Nachbarn schlicht nicht so sehr geliebt, wie wir uns neuerdings selbst wieder lieben. Wir stehen demografisch und wirtschaftlich in Europa herum wie ein Gewichtheber im Kindergarten - der sich wundert, dass ihm niemand einen Lutscher schenkt."
heute.de: "Wie in den vergangenen Jahren gilt für Deutschland einmal mehr: Gute Sängerin, schwacher Song. Schade."
Bild.de: "Leider schaffte sie [Levina, Anm. d. Red.] es mit der Pop-Nummer trotz Top-Stimme und super Outfit nur auf den vorletzten Platz mit mageren sechs Punkten. Was für eine Enttäuschung! Mit Blick auf die Konkurrenz bestehend aus schrillen Auftritten und melancholischen Herzschmerz-Liedern war Levina vielleicht ein bisschen zu glatt und unauffällig, um die ESC-Fans an ihre Telefone zu locken. Schade!"
RP-Online: "Das Siegerlied hat [...] mal wieder gezeigt, dass beim Eurovision Song Contest entgegen aller Vorurteile nicht das Land gewinnt, das die meisten Nachbarn hat, oder dass der osteuropäische Musikgeschmack alles dominiert. Portugal bekam quer durch die Bank aus allen Ländern Punkte: Zum Beispiel aus Island, mit dem es nur die gemeinsame Liebe zu stark riechenden Fischprodukten gibt. Aus Armenien, das 4500 Kilometer weit entfernt liegt. Oder aus Polen, die eine Neigung zu bombastischen Balladen haben, wie ihr eigener Beitrag zeigte. Aber alle haben sich in dieses kleine, feine Lied verliebt. So still, so unaufgeregt, so anders."
HAZ.de: "Es ist, als habe sich der zerstrittene Kontinent nach einem solchen Moment der Ruhe gesehnt, nach 180 Sekunden Andacht und schlichter Schönheit. Mit seinem leisen, versonnenen Liebeslied "Amor pelos dois" (Liebe für zwei) hat Salvador Sobral aus Portugal beim Eurovision Song Contest in Kiew Europa direkt ins Herz getroffen. Zwischen all den glutvollen Diven und halbnackten Partyjungs wirkte der 27-Jährige mit seinem melancholischen, berührenden Auftritt wie ein verletzliches Wesen von einem anderen Stern. [...] die andächtige Stille während seines Auftritts, die Tränen im Publikum selbst bei Konkurrenten im Green Room, verrieten etwas über die Gefühle, die er in drei Minuten hervorzurufen fähig war."
Welt.de: "Dieses Jahr waren alle Darbietungen ungewöhnlich lahm und zahm. Es gab, abgesehen von Rumäniens Jodelpop, und ein paar Backgroundtänzerinnen, die für die Republik Moldau in Blumensträuße sangen, so gut wie nichts, was man nicht schon hundert Mal gesehen oder gehört hätte. Niemand hat sich was getraut. [...] Und dann kam Sobral. Er fiel auf, weil er anders war, nicht nur seine Darbietung, sondern auch seine Haltung. Das Projekt Levina hingegen wirkte [...] wie an einem Schreibtisch zusammengebaut, der mit einer abwaschbare [sic!] Schreibtischunterlage belegt ist, unter dessen halbmilchiger Folie eine Notiz von 2010 liegt, auf der steht: 'Junge Frau mit englischsprachigem Lied funktioniert.'"
focus.de: "Dieses Debakel hat Levina nicht verdient. Ihr Auftritt war gut, aber im Vergleich zu den anderen Künstlern leider einfach zu blass. Der Favorit der Buchmacher war schlussendlich auch der Favorit der Jury und des Publikums."
tz.de: "Jetzt ist es amtlich: Deutschland hat zum dritten Mal in Folge beim Eurovision Song Contest versagt."