Sevak Khanagyan singt für Armenien
Wenig überraschend hat Sevak Khanagyan den nationalen Vorentscheid "Depi Evratesil" für sich entschieden und wird vertritt Armenien beim Eurovision Song Contest in Lissabon. Für die stimmgewaltige Ballade "Qami" (Wind) erhielt der russische Sänger mit armenischen Wurzeln die Höchstpunktzahl von Jury und Zuschauern. Der Nachfolger von Mélovin als Gewinner von "X Factor Ukraine" hat das Lied über eine verlorene Liebe gemeinsam mit Anna Danielyan und Viktorya Maloyan selbst geschrieben. Es ist der erste Titel in der ESC-Geschichte, der (bislang) vollständig in armenischer Sprache gesungen ist.
Song Contest statt Casting
Die nationale Vorauswahl "Depi Evratesil", 2017 noch ein reines Castingformat, wurde vom armenischen Fernsehen in diesem Jahr zu einem vollwertigen Musikwettbewerb umgebaut - trotz oder wegen der eher enttäuschenden Platzierung von Vorjahressiegerin Artsvik beim ESC in Kiew. Die Presse reagierte euphorisch und machte die Show zum Hot Topic, das mehr Zuschauerinteresse weckte als die klassischen Castingformate "The Voice" und "X Factor" - auch wegen diverser Plagiats- und Manipulationsvorwürfe, die von den Boulevardmedien genüsslich breitgetreten wurden.
Möge der beste Mann gewinnen!
Vor allem aber überzeugte die professionelle Aufmachung der insgesamt drei Shows, die mit allem aufwarten, was die TV-Trickkiste zu bieten hat. Auf der Bühne konkurrierten einige der besten Stimmen Armeniens, aber auch der Drag-Act Kamil Show, eine Mischung aus Olivia Jones, Verka Serduchka und Dustin the Turkey, der den Gesang weitestgehend den stimmlich begabteren Chorsängerinnen überließ und bei den Zuschauern immerhin auf Platz zwei landete. Sevak Khanagyans Sieg im schwarzen Brustpanzer mit stilisiertem Sixpack mag daher so manchem in Armenien als Triumph des traditionellen Männlichkeitsideals erschienen sein.