Artsvik: Ethno-Electro-Pop aus Armenien
Beste Voraussetzungen für die armenische Sängerin Artsvik in Kiew: Ihr Lied "Fly With Me" stammt aus der gleichen Feder wie "Not Alone" und "LoveWave", mit denen ihre Landsleute Aram Mp3 und Iveta Mukuchyan beim ESC 2014 beziehungsweise 2016 einen vierten und einen siebten Platz holten. Trotz dieser großen Erfolge mussten sich die "Fly With Me"-Komponisten Lilith und Levon Navasardyan beim armenischen Sender AMPTV mit einem Kompositionsvorschlag für Artsvik bewerben - und setzten sich gegen mehr als 300 Einsendungen aus der ganzen Welt durch.
Kein Wunder, wenn man hört, wie inspiriert das Songwriter-Ehepaar war. "Als ich Artsviks Stimme hörte, wusste ich sofort, was zu tun ist", erzählt Lilith Navasardyan. "Ihre Stimme ist vielseitig, ihr Stimmumfang sehr groß und die Klangfarbe einzigartig. All das hab ich versucht einzufangen und an die Zuhörer weiterzugeben." Herausgekommen ist ein eigenwilliger Electro-Ethno-Popsong, der ein wenig an Jamalas "1944" und Armeniens letztjährigen Beitrag "LoveWave" erinnert - aber mit weniger Power.
Mit fünf Jahren nach Russland gezogen
Für die 1984 geborene Artsvik Harutyunyan ist es ein Glücksfall, dass Armenien von seiner bisherigen Praxis abgewichen ist, bekannte Künstler zum ESC zu schicken. Im Gegensatz zu Aram Mp3 und Iveta Mukuchyan ist sie in der kleinen Kaukasusrepublik ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Das überrascht nicht, denn bis 2016 hat die Sängerin in Moskau gelebt, wohin ihre Familie auswanderte, als Artsvik fünf Jahre alt war. Seit ihrer frühen Kindheit singt die Armenierin und schreibt Songs, doch ihre Leidenschaft für die Musik läuft zunächst nebenbei. Nach der Schule macht sie eine Ausbildung zur Logopädin.
Erst mit Ende 20 fasst sie den Entschluss, es mit einer Karriere als Sängerin zu versuchen. 2012 der erste Erfolg: Artsvik wird Mitglied des bekannten Moskauer Jazz Parking Project. 2013 folgen Auftritte vor einem großen Fernsehpublikum: Artsvik macht bei der Casting-TV-Show "Golos" mit, dem russischen "The Voice", und wird ins Team des Folk-Sängers Pelageja gewählt. Doch bereits bei den Battles fliegt sie raus. Trotzdem kann sich die talentierte Künstlerin mit Aufnahmen von Coversongs eine Fangemeinde aufbauen und bringt 2014 mit "No Fear", "I Say Yes", "Why" und einem auf Russisch ihre ersten eigenen Songs heraus. Um Bühnenerfahrung zu sammeln, tritt sie bei Musikfestivals rund um den Erdball auf.
Durch Casting-Show-Sieg nach Kiew
2016 zahlt sich Artsviks Beharrlichkeit aus. Nach der Rückkehr aus Russland bewirbt sie sich bei der brandneuen AMPTV-Sendung "Depi Evratesil". Der Sieger der über drei Monate laufenden Casting-Show vertritt Armenien beim ESC in Kiew. Hier schlägt für Artsvik die bisher größte musikalische Stunde. Das Finale am 24. Dezember 2016 gewinnt sie überlegen mit 62 Prozent der Juroren- und 80 Prozent der Zuschauerstimmen. Ihr Kindheitstraum, beim Eurovision Song Contest aufzutreten, erfüllt sich in Kiew.