Post-Hardcore-Band AWS geht für Ungarn an den Start
Die ungarische Vorentscheidung "A Dal" für den Eurovision Song Contest 2018 endete in diesem Jahr mit einer faustdicken Überraschung: Die Gruppe AWS bringt handfesten Punkrock-Sound auf die ESC-Bühne. Ihr Titel "Viszlát nyár" (Auf Wiedersehen, Sommer) war nur knapp ins Superfinale gerutscht, nachdem die Jury fast ihre gesamten Punkte auf drei andere Titel verteilt hatte. Geschrieben wurde der desillusionierte Song über das Sterben von den fünf Bandmitgliedern Dániel Kökényes, Bence Brucker, Áron Veress, Soma Schiszler und Örs Siklósi.
Fett auf die Ohren
Der Sieg der Headbanger-Formation kam eigentlich gar nicht so unvermittelt: Selten war ein "A Dal"-Finale so rockig wie in diesem Jahr. Neben AWS gab es auch von der Band Leander Kills fett was auf die Ohren. Dass sich gerade diese beiden Gruppen den langen Weg durch drei Vor- und zwei Halbfinalrunden gebahnt hatten, hätte man als Fingerzeig verstehen können, dass dem ungarischen Publikum und der vierköpfigen Jury nach Jahren gepflegter Popsongs der Sinn nach etwas Härterem steht. Selbst der Auftritt von Joci Pápai mit seinem Vorjahressiegertitel "Origo" kam im neuen Arrangement mit treibenden Schlagzeug-Beats rockiger daher als gewohnt.
Musikalische Urgewalt
Sänger Freddie und Nachrichtensprecherin Krisztina Rátonyi führten als Moderatoren durch eine Show, die im Vergleich zu den Vorjahren mit einer Menge musikalischer Schonkost aufwartete. Vielleicht fiel die Wahl der Zuschauer am Ende deshalb auf AWS - was Frontmann Örs Siklósi so sehr überraschte, dass er minutenlang fassungslos in die Kamera starrte. Das könnte sich in Lissabon wiederholen, denn von "Viszlát nyár" geht eine musikalische Urgewalt aus, der man sich auch als Nicht-Punkrock-Fan nur schwer entziehen kann.