Moldauischer Ukrainer
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Anstrengungen das kleine Moldau zur Auswahl des nationalen Beitrags unternimmt. Vorauswahlen, Auditions, zwei Halbfinalrunden und eine nichtendenwollende Finalshow. Bis 2014 konnte sich das Resultat auch durchaus sehen lassen. In Kopenhagen sang Cristina Scarlat die kleine Republik dann mit "Wild Soul" schon im Halbfinale auf den letzten Platz. Das moldauische Fernsehen reagierte darauf mit der Öffnung der nationalen Vorentscheidung für ausländische Interpreten. Das hielt alte Bekannte wie Pasha Parfeny (2012) oder Sunstroke Project (2010) allerdings nicht davon ab, sich mit eigenen Kompositionen an dem Wettbewerb zu beteiligen. Die Auditions wurden wie gewohnt im Internet als Livestream ausgestrahlt - ein Verfahren, dessen sich in diesem Jahr auch Weißrussland bedient hatte.
Musikalisches Asyl
Mochte das moldauische Finale musikalisch nicht allzu viel Neues bieten, so gab es doch wie immer einige hübsche Props und Gadgets auf der Bühne in Chișinău zu bestaunen. Not macht im Übrigen auch 2015 noch immer erfinderisch: Mangels In-Ear-Monitor griffen die Künstler des Trios DoReDoS auf klobige Kopfhörer zurück, die zwar nicht hübsch anzusehen waren, aber einen hohen Wiedererkennungswert besaßen. Nach einer wie immer viel zu langen Wertungspause stand als Sieger Eduard Romanýuta fest, der ursprünglich für sein Heimatland Ukraine an den Start gehen wollte und nun in Moldau musikalisches Asyl gefunden hat. Sein Mainstream-Popsong "I Want Your Love" wurde von einem dreiköpfigen schwedisch-australisch-britischen Komponistenteam geschrieben, dessen stilistische Nähe zu Britney Spears nicht von der Hand zu weisen ist. Nicht chancenlos, aber in Sachen Live-Performance dringend optimierungsbedürftig.