Dana International – Zehn Jahre danach
Standesgemäß für eine Diva, auch dieses Jahr in Belgrad: Volle 20 Minuten später als angekündigt erscheint sie endlich zur Pressekonferenz im Hotel M, gelegen im Diplomatenviertel der serbischen Hauptstadt, auch Herberge der litauischen Delegation. Das ist eigentlich die dritte Liga der Unterkunftsmöglichkeiten, aber Dana International macht ja, wie es ein israelischer Fernsehkollege sagt, "aus jedem Beduinenzelt einen Palast mit Brokat und Dukaten und viel Flitter an den Wänden". Nun ja, jedenfalls, mit Boaz Mauda, Israels diesjährigem Eurovisionskandidaten, schreitet sie den Raum ab - und sagt gar nichts. Lächelt über ihrem grasgrünen Bikinitop, die Haare wahnsinnig elegant gekämmt.
Und so erzählt sie. Was war vor zehn Jahren - wurde ein Traum wahr? "Ja, das dachte ich vor Birmingham auch, aber hinterher stellte ich fest, dass der Traum doch schnell an Glanz verliert." Wie bitte? "Na ja, man muss feststellen, dass 80 Prozent der Musik aus den USA kommt, 15 Prozent aus Großbritannien, und wir, wir kleinen Länder, müssen uns um die übrigen fünf Prozent schlagen." Die vier großen Länder, die durch kein Halbfinale müssen, um beim großen Finale dabei zu sein? "Die nehmen das alles nicht so ernst. In allen Ländern, die ins Halbfinale müssen, die klein sind, gibt man sich wahnsinnig Mühe, um einige Krümel vom Tisch zu kratzen, die die großen Länder da hinterlassen haben."
Kostüm von Jean-Paul Gaultier
Ihr legendäres Show-Kostüm mit den Papageienfedern war nie ihr Eigentum. "Von Anfang an hat mir Jean-Paul Gaultier nur das Kleid zur Verfügung gestellt. Die Federjacke war eine Leihgabe aus dem Louvre in Paris. Die gehört zu seiner ersten Haute-Couture-Kollektion. Ich hätte es gern behalten, aber es kostet 250.000 Dollar. Wenn ich es heute hätte, würde ich es über Ebay verticken."
Zum Eurovision Song Contest von heute? "Ich glaube, ich war die letzte Gewinnerin der alten Ära. So mit wenigen Ländern. Gestern Abend fragte mich einer auf einer Party, wie ich dieses oder jenes Lied finde. Ich sagte, Darling, ich habe keine Ahnung, es sind einfach zu viele. Man kann nicht alle Lieder mehr kennen, es wäre Wahnsinn."
Was ja die Frage aufwirft, ob sie wieder anträte, würde man sie fragen. Da holt Dana International aus, gewohnt, mit "Diva" wenigstens ein wenig internationale Aufmerksamkeit erhascht zu haben. "Ich weiß nicht, aber in zehn Jahren könnte es sein - wenn es bis dahin schönheitschirurgische Möglichkeiten gibt, mich im Gesicht wieder sehr jung zu stylen." Und stimmt in das Lachen der Journalisten herzhaft ein.