Bürger Lars Dietrich: "Ich bin für die gute Laune da"
Bürger Lars Dietrich ist Sänger, Comedian, ausgebildeter Balletttänzer, Moderator, Buchautor, Schauspieler - und jetzt auch noch ESC-Pate von Jamie-Lee. Das 43-jährige Multitalent begleitet die deutsche ESC-Hoffnung auf ihrem Weg zum großen Finale in Stockholm - und natürlich ist immer eine Kamera dabei. Was die beiden alles erleben, zeigt die Reportage "Jamie-Lee im ESC-Fieber". Auch für Bürger Lars Dietrich ist der Contest Neuland. Zwar feierte er in den 90er-Jahren zusammen mit dem späteren ESC-Erfolgsmann Stefan Raab mehrere Charterfolge, doch als Künstler hat sich Bürger Lars Dietrich bisher nicht an den größten Musikwettbewerb der Welt herangetraut. Im Interview erzählt der gebürtige Potsdamer, dass der ESC trotzdem eine Rolle in seinem Leben spielt und wie Jamie-Lee auf seine Gags reagiert.
Was fällt dir spontan zum ESC ein?
Bürger Lars Dietrich: Da fallen mir die frühen 80er-Jahre ein, als Nicole das Ding nach Hause gebracht hat. Ich bin danach großer Nicole-Fan geworden (lacht). Die hat uns allen aus dem Herzen gesungen. Seitdem hab ich mitgefiebert - in meiner Kindheit und Jugend. Irgendwann weniger, aber jetzt wieder - seit Lena. Bei ihr hat man das Potenzial gefühlt, dass da was gehen könnte. Michelle hab ich mir auch angeguckt. Und dann kam ja die Stefan-Raab-Zeit mit Guildo Horn und ein Jahr später ist er selbst aufgetreten. Es gab also immer wieder Anlässe, einzuschalten.
Du kommst aus Ostdeutschland, da war es kein Problem, die Sendung zu sehen?
Dietrich: Wir hatten guten Westfernsehen-Empfang. Es war zwar nicht besonders gern gesehen, dass wir das gucken, aber man konnte es auch nicht verhindern.
Was gefällt dir an dem Wettbewerb?
Dietrich: Ich finde diese verschiedenen Mentalitäten und Stile der Länder interessant, besonders aus Osteuropa. Was ist bei denen jetzt angesagt? Da gab es schon ganz tolle Sachen. Zum Beispiel habe ich mal für die Türkei mitgefiebert - für Sertab Erener. Das Lied und die Performance fand ich toll. Die Platte habe ich mir dann auch gekauft.
Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Jamie-Lee gekommen? Was habt ihr vor?
Dietrich: Da war ich auch sehr überrascht, aber ich hab mich gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich mit dem Gewinner des Vorentscheids gemeinsam einige Stationen ablaufen möchte - bis zum großen Tag in Stockholm. Damals stand ja noch nicht fest, dass es Jamie-Lee sein würde. Ich war dann beim Vorentscheid dabei und habe die Daumen gedrückt, dass sie gewinnt, weil ich gemerkt habe, dass sie ein aufgewecktes und lustiges Mädel ist und das passt halt gut.
Sie war deine Favoritin?
Dietrich: Ja. Es war ja klar, dass ich den Gewinner begleiten werde. Aber davon abgesehen sind der Song und sie selbst als Künstlerin auch sehr beeindruckend. Dann habe ich sie kennengelernt und gleich gemerkt, dass sie auch privat sehr locker und cool ist, auch für ihr junges Alter.
Habt ihr gleich einen Draht zueinander gefunden?
Dietrich: Ja, die Chemie hat gleich gestimmt. Da fühlt man sich selbst wieder wie 18 (lacht). Das ist ja auch das, was ich jetzt seit einer Weile bei "Dein Song" auf KiKa mache. Ich begleite junge Talente vom Casting bis zum Finale. Das macht einfach Spaß.
Was magst du an Jamie-Lee als Künstlerin?
Dietrich: Ich bin sehr angetan von ihrer Stimme, sie kann damit wunderbar spielen. Und sie kann abliefern. Das ist mir auch bei den Proben zum Echo aufgefallen. Da gab es bei mehreren Durchläufen keinen einzigen Patzer.
Was ist ihre größte Stärke, wenn sie in Stockholm gegen Acts aus 25 Ländern antritt?
Dietrich: Ich finde das Gesamtbild sehr stark. Jamie-Lee hat ja diesen speziellen Manga-Style und der wirkt bei ihr wirklich authentisch. Das ist alles auf den Punkt. Die Musik passt wunderbar dazu, auch das Bühnenbild. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht nur Deutschland anspricht, sondern auf die anderen Länder übergreift, gerade dieser Manga-Look.
Beim Vorentscheid hat sich Jamie-Lee auf der Bühne kaum bewegt. Würdest du ihr als ausgebildeter Balletttänzer und Sportskanone zu mehr Bewegung raten?
Dietrich: Nein. Ihre Stimme, ihr Alter, ihre Ausstrahlung, das hat genau gepasst. Man guckt sie einfach gerne an, wie sie da steht. Ich würde nichts ändern an der Performance.
Gibst du ihr in der nächsten Zeit Tipps, hältst du Händchen? Was ist deine Aufgabe?
Dietrich: Ich bin vor allem da, um ihr gute Laune zu machen. Sie springt total auf meinen Humor an, auf meine Gags. Das hilft mir natürlich auch und ergibt eine tolle Stimmung. Sie hat bei unserem Dreh rund um den Echo-Auftritt gesagt: "Ich muss den ganzen Tag lachen". Und das ist ja schon mal viel wert (lacht).
Wobei begleitest du sie noch?
Dietrich: Wir gehen noch auf eine Manga-Convention. Da muss ich dann wahrscheinlich auch so rumrennen. Und es gibt noch diverse Auftritte, auch in Stockholm selbst, noch vor dem großen Finale.
Was rätst du ihr als Künstler, für ihren Auftritt vor 200 Millionen Fernsehzuschauern?
Dietrich: Sie soll das einfach genießen und sich nicht den Spaß nehmen lassen. Sie soll so bleiben, wie sie ist.
Du bist auch Sänger. Hast du schon mal mit dem Gedanken gespielt, dich für den ESC zu bewerben?
Dietrich: Nein, hab ich nie. Davor hatte ich immer Respekt. Ich mache gern Musik und liebe es, auf der Bühne zu stehen, auch vor vielen Leuten. Aber diese Wettbewerbs-Situation ist nicht so mein Ding.
Du warst nur wenige Jahre vor der großen ESC-Zeit von Stefan Raab zusammen mit ihm sehr erfolgreich. Ihr wart beim TV-Sender Viva und hattet 1995 und 96 mit "Sexy Eis", "Ein Bett im Kornfeld" und "Hier kommt die Maus" Charthits. Habt ihr damals nicht an den ESC gedacht?
Dietrich: Nein, das war kein Thema. Viva war damals ja ganz neu und wir haben diese Zeit mitgeprägt. Der Grand Prix war dann wieder was Neues für Stefan. Der war ja immer auf der Suche nach Herausforderungen. Und ich habe mein Ding weitergemacht.
Meinst du, du könntest jetzt doch noch mal Geschmack an der Sache finden?
Dietrich: Warum nicht? Es gilt ja: "Dabei sein ist alles". Das Potenzial, Massen zu rocken, habe ich auf jeden Fall (lacht).