Stand: 08.06.2016 10:30 Uhr

Happy Birthday, sweet Bonnie!

ESC-Kandidatinnen jüngeren Alters haben - da sind sie alle gleich - immer diese Aufgeregtheit, ehe es zu den Proben, auf die Bühne zum Semi oder gar ins Finale geht. Ich will da keine Namen nennen, aber sie war anders, als der Eurovision Song Contest 2013 in Malmö gegeben wurde: Bonnie Tyler. Heute feiert sie ihren 65. Geburtstag.

Vom Proletenkind zum Weltstar

Bonnie Tyler, Tochter eines Bergarbeiters und einer an Oper interessierten Mutter, wurde 1951 in Skewen, Wales, geboren, im absoluten Hinterwäldchen des United Kingdom. Gaynor Hopkins, wie sie eigentlich heißt, hatte absolut keine Lust,  in diesem tristen Winkel zu bleiben, auch wollte sie weder ins Büro als Sekretärin noch als Kassiererin in den Supermarkt. Nein, ihr öffnete die Musik alle Türen - vor allem mit ihrer Stimme, die Kritiker später gern als "Röhre" beschrieben. Rauh und trotzdem warm, voluminös in den Tiefen wie in den kehligeren Höhen. Damit machte sie eine Weltkarriere, bekannte sich aber stets stolz dazu, aus einer Proletenfamilie zu stammen.

Porträt
Bonnie Tyler © BBC

Keine ESC-Krone für Rock-Queen

Die einstige Rock-Queen Bonnie Tyler wollte es mit 61 Jahren noch einmal wissen. Mit der Ballade "Believe In Me" trat sie 2013 beim Eurovision Song Contest an. mehr

Ihre Karriere birgt viele Hits: "Lost In France", "It's A Heartache" von 1978 und schließlich, Juwelen ihres künstlerischen Schaffens, 1983 "Total Eclipse Of The Heart" (Auftritt bei Night of the Proms 2001) und 1985 "Loving You's A Dirty Job". Das waren Produktionen mit Todd Rundgren, pompöse und entgrenzte Hymnen sondergleichen. Beide Titel, wäre sie mit ihnen etwa für Irland oder Großbritannien angetreten, hätten einen ESC-Sieg für sie garantiert. Allerdings hätte man für beide Titel um Sondergenehmigungen ersuchen müssen, dass die Drei-Minuten-Regel aufgehoben wird, beide Lieder entfalten erst als Langversionen die volle Magie.

Bonnie Tyler war nie eine Castingschnecke, keine Künstlerin, die vor allem schön ist (obwohl sie auch das immer war und es noch ist). Diese Sängerin kann unplugged singen, sie liebt Clubkonzerte, sie ist in einer Lebensphase, so heißt es aus ihrem Umfeld, größter Entspanntheit: eine Großmutter des Pop, die weiß, worauf es auf Bühnen ankommt.

VIDEO: Großbritannien: Bonnie Tyler - "Believe In Me" (3 Min)

Als die BBC sie im Frühjahr 2013 benannte - ohne Vorentscheidung, einfach, weil der legendären TV-Anstalt niemand anderes einfiel - war die Freude unter ESC-Fans in Europa halbwegs groß. Aber nicht überschwänglich: Ihnen blieb in gewisser Weise der Rang dieser Chanteuse verborgen. Dass sie 2013 in Malmö mit dem grandiosen Lied "Believe In Me" nur den 19. Platz belegen konnte, war traurig. Es hätte verdient, viel mehr mit Punkten eurovisionär gesegnet zu werden. Okay, das mögen andere anders sehen, aber dieser britische ESC-Beitrag war so cool wie im Jahr zuvor auch das von Engelbert, ebenfalls ein Veteran des Popgeschäfts. Beiden kam es nicht auf knallsatte Effekte an. In der Hall of Fame des ESC haben sie trotzdem einen Platz nicht im hinteren Bereich sicher.
Möge sie weiter singen und keine einzige Tournee als "Last Farewell Tour" annoncieren: Wir würden es niemals glauben wollen!

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr