Porträt der ukrainischen ESC-Kandidatin Alina Pash. © Eurovision.TV

Alina Pash zieht ESC-Teilnahme für die Ukraine zurück

Stand: 17.02.2022 12:02 Uhr

Die ukrainische Sängerin Alina Pash nimmt nicht am Eurovision Song Contest in Turin teil. Der verantwortliche Sender UA:PBC hat ihren Rückzug vom Wettbewerb bestätigt.

Pash hatte am 12. Februar den ukrainischen ESC-Vorentscheid "Vidbir" mit dem Song "Shadows Of Forgotten Ancestors" gewonnen. Am 16. Februar gab sie auf ihrem Instagram-Account bekannt, dass sie nicht für ihr Land beim ESC antreten werde.

Hintergrund des Rücktritts: Offene Fragen zu Reise auf die Krim

Offenbar gibt es ungeklärte Fragen hinsichtlich einer Reise der Sängerin im Jahr 2015. Von Moskau aus soll sie auf die seit 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim gereist sein. Während Reisen auf die Krim über den See- oder Luftweg gegen ukrainisches Recht verstoßen, sind Reisen vom ukrainischen Festland aus nicht grundsätzlich illegal. Seit Juni 2015 ist dafür aber die Genehmigung der ukrainischen Behörden nötig, die nur unter bestimmten Voraussetzungen erteilt wird. Entsprechende Papiere müssen aber vorgelegt werden. Nun steht der Vorwurf im Raum, die Sängerin sei mit gefälschten Papieren auf die Krim gereist.

"Ich bin ein Bürger der Ukraine, ich befolge die Gesetze"

In einem emotionalen Post auf ihrem Instagram-Profil wehrt sich die Sängerin gegen die Vorwürfe. "Schweren Herzens ziehe ich meine Kandidatur als Vertreter der Ukraine beim Eurovision Song Contest zurück. Bedauerlicherweise. Es tut mir wirklich leid. Wir werden die Öffentlichkeit kontaktieren und alle erforderlichen Dokumente unterzeichnen. Unabhängig davon möchte ich allen danken, die mich unterstützen und mir helfen, die mein Lied und meine wichtige Botschaft hören und nicht über mich lästern. Danke!", schreibt Pash dort unter anderem und weiter: "Ich bin ein Bürger der Ukraine, ich befolge die Gesetze der Ukraine, ich versuche, die Traditionen und Werte der Ukraine in die Welt zu tragen. Was sich aus dieser Geschichte herausstellte, ist überhaupt nicht das, was ich in meinen Song gesteckt habe."

Wer vertritt die Ukraine?

Einen Ersatz für Alina Pash gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Gemäß der Regeln habe UA:PBC das Recht, unter den anderen Finalisten des Vorentscheids den Vertreter der Ukraine beim ESC zu nominieren, schrieb der Sender in einer Pressemitteilung.

Ukraine-Russland-Konflikt auch beim ESC deutlich spürbar

2017 hatte sich Russland vom Eurovision Song Contest in Kiew zurückgezogen, weil die ukrainischen Behörden der russischen Kandidatin Julia Samoylova die Einreise verweigerten. Der Grund: 2015 war Samoylova zu einem Auftritt auf der Krim über Russland eingereist. Seit der Annexion der Halbinsel durch Russland wird dies jedoch mit einer mehrjährigen Einreisesperre geahndet. Für Samoylova hätte die Ukraine keine Ausnahme gemacht.
Zwei Jahre später nahm die Ukraine nicht am ESC in Tel Aviv teil. Die ursprüngliche Kandidatin MARUV hatte ihre Teilnahme zurückgezogen, nachdem ihr der Sender UA:PBC bereits geplante Konzerte in Russland untersagt habe. MARUV warf dem Sender politische Instrumentalisierung vor und erklärte, dass sie "kein Werkzeug im politischen Spiel" sein wolle. Der Sender erwiderte, MARUV verstehe sich nicht als "Kulturbotschafterin der Ukraine" und wolle nicht als "Sprachrohr der öffentlichen Meinung der Ukraine" auftreten. Da der Sender keine Alternative zu MARUV finden konnte, zog er sich komplett vom Wettbewerb zurück.

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 26.02.2022 | 19:05 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

2022

Ukraine