Zuckowski: "Kompliment von Udo Jürgens ist eine große Ehre"
Der österreichische Siegersong des ESC 2014 "Rise Like A Phoenix" ist mit deutschem Anteil entstanden. Komponiert hat ihn der Hamburger Musiker Alexander "Ali" Zuckowski, Jahrgang 1974, gemeinsam mit Charlie Mason, Joey Patulka und Julian Maas. Zuckowski komponiert und textet unter anderem für Udo Lindenberg, Ina Müller, Annett Louisan und Sasha sowie für Adel Tawil und Roger Cicero. Im Interview erzählt Zuckowski, der aus einer Musikerfamilie stammt und studierter Biologe ist, wie er Conchita Wursts Sieg erlebt hat und welche Pläne es nun gibt.
Gratulation zum Sieg beim 59. Eurovision Song Contest! Wo haben Sie die Show gesehen und wie haben Sie gefeiert?
Ali Zuckowski: Ich habe zu Hause geguckt. Wir haben eine Videoleinwand aufgebaut, die Show im Freundeskreis geguckt und danach ausgiebig gefeiert. Wir sind bis sechs Uhr morgens um die Häuser gezogen.
Brauchten Sie dafür eine große Leinwand?
Zuckowski: Ja, als man nach dem Halbfinale merkte, da bahnt sich etwas an, war ich natürlich sehr aufgeregt und habe dafür eine extra große Videoleinwand aufgebaut, um das gebührend anschauen zu können.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie nicht in Kopenhagen waren?
Zuckowski: Der ORF, der das ja produziert hat, hat uns leider nicht eingeladen. Ich habe irgendwann noch einmal nachgefragt und bekam die Antwort, dass sie nicht planen, die Autoren einzuladen. Da waren wir natürlich etwas enttäuscht und haben in schöner Runde zuhause das Beste daraus gemacht.
Welcher Auftritt von Conchita hat Ihnen besser gefallen - der im 2. Halbfinale oder der im Finale?
Zuckowski: Ich fand beide Auftritte super. Ich meine gemerkt zu haben, dass Conchita beim Finale doch noch etwas aufgeregter war, aber sie hat in beiden wirklich super gesungen und super performt.
Sie haben Songs für die dem ESC verbundenen Künstlern Adel Tawil, Betty Dittrich, MarieMarie, Max Mutzke und Roger Cicero komponiert und getextet. Nun hat ausgerechnet eine Österreicherin mit Ihrem Song "Rise Like a Phoenix" den ESC gewonnen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Zuckowski: Es kam eine Anfrage von ihrem Management an meinen Verlag, dass Songs für Conchita gesucht werden. Ich musste dann erst einmal googlen, wer das ist, habe dann Auftritte auf YouTube von ihr gesehen und dann fiel mir ein Song ein, den wir vor vier Jahren geschrieben hatten. Ursprünglich für ein anderes Projekt, dass dann aber nicht zustande kam. Wir dachten immer, mit dem Song wird noch einmal etwas Tolles passieren, aber es muss der richtige Moment und der richtige Künstler kommen. Und da waren sie dann.
Wie ist dieser Song entstanden mit den Koautoren Charlie Mason, Joey Patulka und Julian Maas - wann kam die Idee dazu?
Zuckowski: Einer der Koautoren Charlie Mason hatte uns gefragt, ob wir Lust hätten, an einem Projekt mitzuarbeiten, im Stil einer Shirley Bassey. Daraufhin haben wir dieses Lied komponiert. Der Text kam von Charlie Mason. Wir wollten eine große Hommage an James-Bond-artige Songs machen.
Selbst Udo Jürgens, der sich sonst nie zum Song Contest äußert, hat gratuliert zu einem "sehr schönen Lied". Was bedeutet Ihnen dieses Lob dieses außergewöhnlichen Komponisten?
Zuckowski: Das hat mich natürlich sehr gefreut. Udo Jürgens ist einer der größten Komponisten unserer Zeit. Von ihm ein Kompliment zu bekommen, ist eine ganz große Ehre.
Komplimente und Reaktionen kommen von Politikern und Superstars wie Elton John, Cher, Lady, Gaga. Was passiert gerade bei Ihnen, hat man Sie nach Österreich eingeladen, um mit Conchita zu feiern?
Zuckowski: Das muss man jetzt abwarten. In Österreich ist erst einmal Ausnahmezustand. Ich gehe davon aus, dass Conchita Tag und Nacht in Aktion ist. Wenn sich dann alle Gemüter etwas beruhigt haben, hoffe ich, dass sie oder der ORF sich bei uns melden und es dann zu einem Treffen kommt. Die Autoren werden ja irgendwann den Preis bekommen. Da weiß ich nicht, ob es eine Übergabe gibt. Ich bekomme unheimlich viele Glückwünsche und Interviewanfragen, was für mich als Komponisten ungewöhnlich ist - als jemand, der hinter den Kulissen arbeitet. Es kam aus dem Umfeld von Conchita schon eine Anfrage, ob wir Lust hätten, an einem weiteren Album zu arbeiten. Ansonsten muss man jetzt einmal gucken, welche Langzeitauswirkungen das hat. Es ist eine tolle Ehre, diesen Song Contest gewonnen zu haben. Daraus werden sich sicher Dinge ergeben, aber das wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Inspiriert so ein Gefühl zu einem neuen Song?
Zuckowski: Ja, ich bin schon fleißig am Schreiben neuer Songs. Ich habe aber tatsächlich nicht viel Zeit, weil so viel Alarm ist.
Sicher verfolgen Sie, wie "Rise Like A Phoenix" in vielen Ländern Europas in den Top 3 von I-Tunes ist, sogar in Russland.
Zuckowski: Das finde ich besonders toll, dass in Russland und auch in Weißrussland, also gerade in den Ländern, wo im Vorfeld eher negative Meldungen bezüglich Conchita kamen, die Bevölkerung das offenbar anders sieht und die Künstlerin und auch den Song ganz gut finden. Ich finde das ist ein ganz tolles Zeichen.
Ihr Vater ist der berühmte Musiker Rolf Zuckowski und hat fünfmal versucht, beim ESC zu siegen. Ihnen gelingt beim ersten Anlauf ein Sieg. Ist dieser Sieg auch ein Heraustreten aus dem Schatten des Vaters?
Zuckowski: Also den Schatten gab es eigentlich nie so richtig, weil ich in einem ganz anderen Genre arbeite, als mein Vater. Deswegen gab es da nie so ein Konkurrenzgefühl. Natürlich war das dadurch, dass er selbst mehrfach teilgenommen hat, noch einmal eine ganz besondere Erfahrung und toll, dass der Preis in der Familie geblieben ist und ich das gewinnen konnte. Er ist unheimlich stolz, hatte viel Spaß und hat mir mehrfach an dem Abend SMS geschrieben. Er war total happy.
Wo würden Sie gerne mit Conchita auf die Bühne gehen, um den nächsten ESC zu eröffnen?
Zuckowski: Ich würde spontan denken, dass das in Wien stattfinden könnte. Das ist auch eine tolle Stadt dafür, weil sie so eine große, musikalische Traditionsstadt ist, und eine wunderschöne Stadt. Ich glaube, das wäre ein gebührender Ort dafür.
Sie haben trotz des Aufwachsens in einer Musikerfamilie Biologie studiert, arbeiten aber als Komponist, Texter und Gitarrist. Vermissen Sie manchmal die Welt des Organischen?
Zuckowski: Nein, die vermisse ich nicht. Ich habe das zwar studiert und das hat mir Spaß gemacht, aber ich habe schon während des Studiums gemerkt, dass meine eigentliche Leidenschaft die Musik ist. Ich habe nie bereut, diesen Pfad beschritten zu haben und vermisse die Biologie nicht.