Oslo - grün, jung, weltoffen
Umgeben von waldreichen Bergen und tiefblauen Fjorden liegt eine der spannendsten Hauptstädte Europas: Oslo, das ist das atemberaubende neue Opernhaus, aber auch das sperrige Backstein-Rathaus. Das sind die stillen Wege rund um die Festung Akershus und das schwirrende Nachtleben im Szenestadtteil Grünerløkka. Das sind die nostalgischen Dreimaster, die auf den Wellen des Fjords schaukeln und die Sonnenanbeter, die sich auf den Treppenstufen des Hafenviertels räkeln.
Der heimliche Star von Oslo ist aber die Natur. Sie ist fast allgegenwärtig: Lediglich ein Drittel der rund 430 Quadratkilometer großen Stadtfläche ist bebaut. Den Rest füllen 343 Seen, 16 Parks, 40 Inseln und rauschende Wälder. Es ist dieses direkte Nebeneinander von moderner Urbanität und urwüchsiger Landschaft, was sowohl den hohen Freizeitwert als auch den einzigartigen Charme der norwegischen Hauptstadt mit ihren rund 580.000 Einwohnern ausmacht.
Strände und Wälder mitten in der Stadt
Ein hervorragend ausgebautes Radwegenetz lädt dazu ein, die Sehenswürdigkeiten der Stadt und das grüne Umland auf zwei Rädern zu erkunden. Zahlreiche Buchten und Strände locken im Sommer zum Bad in den allerdings meist recht kühlen Wellen. In die ausgedehnten Wälder der Oslomarka mit ihren 1.200 Kilometer Wanderwegen und einem riesigen Skigebiet im Winter sind es per U-Bahn nur 20 Minuten.
Trotz seiner grandiosen Lage zwischen Bergen und Meer galt Oslo lange Zeit als bescheidene, fast etwas glanzlose Stadt. Zwar strahlt der Prunkboulevard Karl Johans Gate durchaus hauptstädtisches Flair aus. An der Flaniermeile, die in gerader Linie das Königsschloss mit dem Hauptbahnhof verbindet, befinden sich mondäne Geschäfte, Restaurants und Hotels, darunter auch das altehrwürdige Grand Hotel, in dem einst der Maler Edvard Munch und der Schriftsteller Henrik Ibsen aus und ein gingen.
Zurückhaltung statt Hauptstadtprotz
Doch viele Bauten rund um den Boulevard verbreiten einen eher nüchternen Charme. Weder der Dom aus dem späten 17. Jahrhundert noch die Nationalgalerie, die mit Munchs "Der Schrei" eines der berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte beherbergt, setzen sich spektakulär in Szene. Selbst das königliche Schloss aus dem 19. Jahrhundert wirkt alles andere als protzig. Nur spärlich bewacht, befindet es sich im öffentlich zugänglichen Stadtpark. Eine Flagge zeigt an, ob Seine Majestät Harald V. gerade anwesend oder aushäusig ist.
Seit seiner Einweihung 1950 architektonisch umstritten ist das monumentale Rathaus am Hafen, Oslos traditionelles Wahrzeichen. Mit seinen zwei klotzigen Türmen wirkt der imposante Backsteinbau trutzig und abweisend.
Ein Eisberg aus Marmor und Glas
Dynamisch, weltoffen und pulsierend vor Leben präsentiert sich dagegen das neue Oslo, Herz des modernen Norwegens. Sein Symbol ist das 2008 eingeweihte Opernhaus. Der spektakukläre Bau aus Marmor und Glas ist einem treibendem Eisberg nachempfunden. Zu besichtigen ist das neue Oslo außerdem an den Kais des neuen Hafenviertels Aker Brygge. Moderne Neubauten aus Glas und Stahl stehen neben den sanierten alten Hafengebäuden des ehemaligen Werftgeländes. Straßencafés reihen sich aneinander, über die Uferstraße flanieren Einheimische und Touristen und schlecken Eis.
Jung, tolerant und lebensfroh zeigt sich das moderne Oslo auch bei Nacht. Selbst aus Schweden reisen die Nachtschwärmer an, um sich in den Clubs der Szeneviertel Grünerløkka und Grönland zu amüsieren. Im Sommer jagt ein Musikfestival das nächste.
Auf den Spuren der Wikinger
Wem nach einer langen Nacht in Oslos Clubs am nächsten Morgen der Sinn nach Kultur steht, sollte die Fähre zur Museumshalbinsel Bygdøy nehmen. Hier kann man sich auf die Spuren der ruhmreichen Wikinger begeben und in der Wikingerschiffshalle drei fantastisch erhaltene Schiffe der rauen Nordgesellen bestaunen. Im nahe gelegenen Folkemuseum, dem weltweit ältesten Freilichtmuseum erfährt man norwegische Vergangenheit hautnah. Sehenswert ikst unter anderem die Stavbkirche aus dem 12. Jahrhundert. Mit einem an schließendem Abstecher zum Badestrand oder einem Spaziergang durch die Wiesen und Eichenwälder der Halbinsel klingt dieser Trip in Norwegens kulturelle Vergangenheit besonders angenehm aus. Typisch Oslo eben: Die Natur ist in der "grünen Hauptstadt" stets nur ein paar Schritte entfernt.