Portugal macht sich bereit für die Ukraine
Traurig ist es, beim ESC - im Pressezentrum, bei Partys, in der Fanzone - Freunde des ESC zu sehen, die immer besonders betrübt aussehen: Die portugiesischen Fans waren dieses Jahr in Stockholm stimmungsmäßig nicht gerade auf der Höhe, weil sie am ESC teilnehmen wollten, aber dies nicht so recht konnten. Ihr Land hatte auf eine Teilnahme verzichtet. Das war 2013 in Malmö auch schon der Fall, und immer hatte dies mit finanziellen Gründen zu tun. Portugal ist ein ökonomisch kriselndes Land, und der TV-Sender RTP war nie auf Rosen gebettet.
Traurige ESC-Geschichte
Aber nun hat man in irgendeiner Ecke doch noch ein paar Euro entdeckt - und möchte, wie nun vermeldet wird, im nächsten Jahr dabei sein. Das ist eine gute Entscheidung, denn Portugal ist schon lange dabei, nämlich seit 1964, als man mit António Calvário und dem Lied "Oração" ("Gebet") debütierte und gleich eine Null-Punkte-Packung kassierte. Wie sich im Laufe der Jahre herausstellte, war dieses Resultat gar nicht untypisch. Portugal bot bei seinen 48 Teilnahmen seither viele schöne, meist balladeske Stücke, aber sie gewannen nie. Das beste Resultat war der sechste Platz von Lúcia Moniz mit "O meu coração não tem cor" ("Mein Herz hat keine Farbe") beim 41. Eurovision Song Contest in Oslo.
Melancholisch oder überfröhlich
Alle portugiesischen Lieder leben von einer gewissen Melancholie - oder von überfröhlicher Laune, wie etwa bei Doce 1982 mit dem wunderbar hysterischen "Bem Bom". In den vergangenen Jahren schaffte es Portugal nicht einmal ins Finale - und das ist nun für kein Land eine Visitenkarte, um im eigenen Land eine gute Quote für den Samstagabend zu erzielen. Zuletzt gelang der Sprung aus den Niederungen des Halbfinales 2010 in Oslo mit "Há dias assim" ("Es ist wieder einer dieser Tage").
Her mit etwas ganz Neuem!
Es wird, so vom TV-Sender annonciert, einen Vorentscheid geben. Und da darf man sich vielleicht etwas wünschen: nicht den üblichen Kram aus Traurigkeit und Weltschmerz zu servieren, sondern mal etwas musikalisch auszuprobieren, was in Europa auch verstanden wird. Muss ja nicht gleich Lordi und "Hard Rock Hallelujah" sein - aber Finnland hatte 2006 in Athen bewiesen, dass man nicht nur tranigen Tango oder Stampfklänge aufbieten muss.
Portugal könnte probieren, sich aus einer kulturellen Isolation herauszubewegen. Mit anderen Worten: Den nächsten ESC mit etwas ganz Neuem zu befruchten. Dann werden auch die portugiesischen Fans auftauen - und öfter als bislang lächeln, wenn man ihnen beim ESC begegnet.