Stand: 29.01.2018 10:49 Uhr

Feddersens Kommentar: Eine noble Riege, diese Jury

Jan Feddersen  Foto: Christian Spielmann
ESC-Experte Jan Feddersen ist von der Zusammensetzung der Vorentscheids-Jury angetan.

So viel expertistische Einmischung in Sachen "Deutscher Beitrag zum ESC" war nie: 19 Menschen sind für die internationale Jury offiziell nominiert worden. Viel skandinavischer Sachverstand ist dabei: Aus Schweden steuern Filip Adamo und Henrik Johnsson, Rennie Mirro und Maria Marcus ihr Gespür für Erfolgreiches beim Eurovisionsfestival bei, und auch aus Island sind zwei Menschen dabei - Einar Bardason und Helga Möller, die beim ESC-Debüt ihres Landes 1986 in Bergen als Teil von Icy auf der Bühne stand. Sie ist mit 60 Jahren die älteste der Gruppe, und sie war wie ihre Mitglieder Teil einer Landesjury zum ESC, etwa voriges Jahr, als Salvador Sobral gewann und sie ihn auf dem ersten Platz setzte (wie auch die anderen vier Mitglieder ihrer isländischen Wertungsgruppe).

Auch sie verfügt über hinreichenden Sachverstand: die Norwegerin Margaret Berger, 2013 in Malmö für ihr Land Vierte mit dem Lied "I Feed You My Love", was insofern damals eine sympathische Überraschung war, als ihr Lied eher mit modernerem Elekropopsound und fern süßlicher und hymnischer Anbiederei viele Punkte einheimste. Und: Sie ist nicht die letzte Prominente aus dem Reigen exeurovisionärer Akteurinnen. Auch die Spanierin Ruth Lorenzo, 2014 mit "Dancing In The Rain" am Start und auf dem zehnten Platz endend, ist dabei.

VIDEO: Spanien/Ruth Lorenzo - "Dancing In The Rain" (3 Min)

Kompetenz und Professionalität

Viele weitere sind mit von der Partie, so auch ein früherer "Head of Delegations" wie der Franzose Bruno Berbere, der in seinem Land die Acts von 2002 bis 2012 verantwortete, wertet mit. Er hat viele coole Bands und Künstler zum ESC geschickt, zum Beispiel Patricia Kaas 2009 oder Sébastien Tellier, Les Fatals Picards oder Anggun. Teil der Jury sind viele Produzenten und Komponisten - auch aus Ländern wie Armenien, Zypern, Polen,  Rumänien oder auch Deutschland, aus dem Sascha Reimann mit in der Jury sitzt, Mitglied der genialen Band Deichkind. Eine hübsche, fast gesamteurovisionäre Mixtur. Mögen sie alle ein gutes Gehör haben für die Glaubwürdigkeit eines Acts.

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Ruth Lorenzo, Tinkara Kovač und Margaret Berger (Montage) © imago stock&people, NDR/Rolf Klatt, picture alliance/dpa/Jörg Carstensen

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Aber was heißt überhaupt "Act"? Die 19 internationalen Experten werden es so verstehen: Ein Act ist sozusagen das Gesamtpaket. Das Lied zählt dazu, und ob der Interpret es "fühlt". Der Künstler zählt, und ob er sich also als glaubwürdig empfindet. Das Bühnenäußere zählt nicht minder dazu; ob mithin ein Künstler (männlich oder weiblich) sich mit diesem Arrangement vor mehr als Hundert Millionen Zuschauer traut, um den Finalabend zu seinem Erfolgsding zu machen.

Ein Drittel Stimmengewicht - das ist eine Menge

Diese internationale Expertenjury, die am Abend des 22. Februar ihre Wertungen abgeben wird, hat immerhin ein Stimmgewicht von einem Drittel der Gesamtabstimmung. Das ist nicht ohne - die zwei anderen Drittel gehen auf das Televoting des Abends zurück sowie auf die Eurovisionspanelmitglieder (ausgesuchte Laien, die beim Televoting der jüngsten ESC-Geschichte die vorne Platzierten vorn sahen, unabhängig von ihrem jeweiligen persönlichen Geschmack). Das Besondere zählt in jeder Hinsicht, nicht das Konventionelle, der Mittelwert aller Vorlieben.

Das sind ziemlich gute Voraussetzungen, um unter den sechs Lissabon-Kandidaten genau jenen Act zu ermitteln, der das Zeug hat, mit Leib und Seele ein Lied zu bieten, welches international nicht überhört wird.

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 22.02.2018 | 20:15 Uhr

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