Stand: 06.11.2018 11:18 Uhr

"ESC-Start-up" für Tel Aviv in Berlin

Ein Flur im Kung Fu Studio in Berlin-Kreuzberg. © Marcel Stober
Die Berliner Kung Fu Studios sind wieder die kreative Kulisse für das Song Writing Camp zum ESC-Vorentscheid 2019.

Alles scheint wie vor zehn Monaten, als in den Berliner Kung Fu Studios das erste deutsche Song Writing Camp abgehalten wurde: Die raue und sympathische Atmosphäre in einem Kreuzberger Hinterhof erinnert an ein Start-up - und das ist es ja auch, was dort gerade in der großen Loft-Etage stattfindet. Ein Start-up für den deutschen Beitrag beimEurovision Song Contest im nächsten Mai in Tel Aviv.

Arbeitsatmosphäre an zwei Berliner Standorten

Der Hamburger Musikverleger Lars Ingwersen.  Foto: Marcel Stober
Koordinator Lars Ingwersen sorgt dafür, dass sich im Song Camp alle "wohlfühlen und ihr Bestes geben können".

Im großen Wohnzimmer des Lofts fehlt allerdings dieses Jahr ein Möbel, an dem sich im Januar Michael Schulte als sehr schlagkräftig erwies: die Tischtennisplatte. Lars Ingwersen, Koordinator des Songcamps und Musikverleger, erklärt lapidar: "Wir sind ein bisschen größer geworden." Beim Song Writing Camp 2018, bei dem Michael Schultes Erfolgstitel "You Let Me Walk Alone" kreiert, ausgetüftelt und zur Performance-Tauglichkeit gebracht wurde, waren alle Studiokabinen belegt - in dieser ESC-Saison ist ein Raum für Interviews reserviert, in den anderen sitzen die Songwriter-Teams mit den Künstlern und Künstlerinnen und arbeiten an dem einen, wichtigen, entscheidenden Lied.

In Studios am nicht weit entfernten ehemaligen Flughafen Tempelhof üben andere Teams - man hat sich aufgeteilt, kommt aber zur Lunchpause zusammen: "Was zählt, ist die gute, produktive, konzentrierte und aufweckende Atmosphäre", sagt Lars Ingwersen. Und genau diesen Eindruck macht es auch, wenn man diese freundliche, sehr fokussierte Lagerfeueratmosphäre an einem milden Herbsttag besucht: Man hat fünf Tage Zeit, um aus einem Melodieschnipsel einen Song zu basteln. "Das ist", sagt ein Studiotechniker, "als schürfe man in einem Edelmetallgebiet nach dem entscheidenden Körnchen Gold, das dann geborgen und poliert werden kann."

Get-together der Künstler in den Lunchpausen

Raum im Berliner Kung Fu Musikstudio  Foto: Marcel Stober
In gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre arbeiten Künstler und Komponisten an den Songs mit Hit-Potenzial.

In der Küche werkelt derweil der Cateringservice. Er sorgt für das leibliche Wohl zur Mittagszeit: Es soll bloß keiner mit knurrendem Magen in den Nachmittag gehen. Auch der Essenstresen nimmt im Wohnzimmer, der Lounge jenseits der lärmabgeschirmten Studios, mehr Platz ein als kurz nach Neujahr beim ersten Songcamp.

Die Songschreiber-Teams schwirren derweil umher, nichts erinnert bei dieser Menge Kreativer an frühere Schlageratmosphäre. Die eingeladenen Komponisten, Texter und Songmaker wirken wie junge, aber erfahrene Globetrotter, strahlen Internationalität aus, wie sie junge Menschen in Kreativbetrieben verströmen: coole Klamotten auf hohem Niveau.

Michael Schulte besucht seine "Nachfolger"

Michael Schulte ist zum Auftakt des Song Writing Camps zu einem Spontanbesuch vorbeigekommen. Wie immer in bester Laune: "Ich war sowieso gerade in Berlin, bei einem anderen Songcamp für meinen nächsten Song." Er wird nicht hofiert, um ihn herum gibt es keine Kofferträger - auch dies ist ein Zeichen moderner Sortiertheit.

Viele bekannte Namen unter den Songwritern

Einige der Komponisten und Texter, die beim ersten Songcamp dabei waren, sind wieder eingeladen worden, auch Axel Ehnström, der 2011 für Finnland als Paradise Oskar selbst auf der ESC-Bühne in Düsseldorf stand. Oder Thomas Stengaard, einer der Songschreiber von ESC-Siegerin Emmelie de Forest im Jahr 2013. Und mit Nisse Ingwersen und Nina Müller, die dieses Jahr beim Songcamp wieder mit dabei sind, geben sich auch Songveranwortliche für Schultes Erfolgstitel von Lissabon die Ehre.

Für wen oder mit wem sie arbeiten, ist noch nicht öffentlich zu berichten - sie alle eint aber der Glaube an die Notwendigkeit, dass ein gutes, ja sehr gutes Lied handwerklich astrein erarbeitet werden muss. Und wiederum sagt Lars Ingwersen, der Musikverleger aus Hamburg und Koordinator des ESC-Songcamps: "Dass das hier eine Arbeitsatmosphäre ist, versteht sich ja von allein. Mein Job ist es, hier für alle zu sorgen, dass sie sich wohlfühlen und ihr Bestes geben können."

Weitere Informationen
Ein Schild mit einem Pfeil, der den Weg zum Song Writer Camp deutet. © Marcel Stober

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Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 24.11.2018 | 19:05 Uhr

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