Marit Larsen: Mehr als norwegischer Mädchen-Pop
Es gibt etwas in Marit Larsens Leben, das immer schon da war: die Musik. Ihre erste Kindheitserinnerung ist, dass sie unter dem Flügel ihrer Mutter sitzt, während diese ihren Schülern Klavierunterricht gibt. Larsens Vater spielt im Osloer Philharmonie Orchester Cello und auch sie selbst fängt schon früh an, zahlreiche Instrumente zu erlernen. Erst Klavier, dann Violine, später Gitarre und Mandoline. Mit 13 Jahren schreibt die Norwegerin ihren ersten Song. Seitdem sind 20 Jahre vergangen, Marit Larsen kann inzwischen als Sängerin und Songschreiberin einige Nummer-eins-Hits auf ihr Konto verbuchen. Nun steuert sie für den deutschen Vorentscheid "Eurovision Song Contest - Unser Song 2017" zusammen mit dem Briten Greg Holden und dem Amerikaner Tofer Brown den Song "Wildfire" bei. "Dieses Lied ist ein kleines Juwel. Hoffen wir, dass es sich wie ein Buschfeuer ausbreitet", sagte Larsen im Vorfeld über den Titel. Beim Vorentscheid hat sich das Publikum aber für den anderen Song entschieden. Levina fährt mit "Perfect Life" zum Finale in Kiew.
Mit Teen-Pop erfolgreich
Marit Larsens Weg führt sie schon früh auf die Bühne. Bereits im Alter von acht Jahren spielt sie in mehreren Musicals mit. 1998 gründet sie mit ihrer langjährigen Freundin Marion Raven das Popduo M2M. Larsens Part in dem Zweierteam: Sie singt und spielt Gitarre. Außerdem schreiben die beiden Teenager fast alle ihrer Songs selbst. Zusammen veröffentlichen sie zwei Alben, mit denen sie es in ihrem Heimatland Norwegen einmal in die Top Ten und einmal in die Top Twenty der Charts schaffen. Als Marit Larsen 19 ist, trennt sich das Duo. Gut zwei Jahre später startet Larsen ihre Solokarriere.
Solo an die Chart-Spitze
2006 veröffentlicht Marit Larsen ihr erstes Solo-Album "Under the Surface". Im selben Jahr erhält sie den "MTV Music Award" als "Beste norwegische Künstlerin". Dabei soll ihr bisher erfolgreichster Song erst noch kommen: 2008 veröffentlicht Larsen "If A Song Could Get Me You" zunächst in ihrem Heimatland und ein Jahr später dann auch auf dem deutschen Markt. Sowohl in Norwegen als auch in Deutschland und Österreich erreicht sie damit Platz eins der Charts. Doch die Sängerin ist nicht nur solo unterwegs. Zusammen mit dem belgischen Musiker Milo nimmt sie 2010 dessen Titel "Out Of My Hands" neu auf.
Ihre Songs schreibt Larsen fast alle selbst. Inspiration für die Lieder, die häufig von Liebe, Beziehungen und der Kompliziertheit der Dinge handeln, holt sie sich aus ihrem eigenen Leben oder aus dem ihrer Freunde. Größtes Songwriter-Vorbild ist die kanadische Musikerin Joni Mitchell. Als weitere musikalische Einflüsse nennt sie Rufus Wainwright, Dolly Parton, Fiona Apple und Feist. Ihr mädchenhafter Charme und ihre zarte Stimme tragen sicherlich dazu bei, dass Larsen musikalisch häufig vorschnell in die niedliche Mädchen-Pop-Ecke geschoben wird. Tatsächlich haben viele ihrer Lieder auch eine gewisse Leichtigkeit. Platter Dudelpop hört sich allerdings anders an.
Sängerin, Songschreiberin, Produzentin
Marit Larsen durchläuft in den vergangenen Jahren eine seh- und hörbare Entwicklung. Der niedliche Zooey-Deschanel-Verschnitt ist inzwischen deutlich erwachsener geworden. Der Pony ist ab, die Haare deutlich aufgehellt. Larsen wirkt nicht nur natürlicher, sondern musikalisch auch etwas ernster und weniger verspielt. Und sie merkt, dass sie mehr will als nur eigene Songs schreiben und singen, sie will sie auch produzieren und vertreiben. Die Norwegerin gründet deshalb ihr eigenes Label Håndbrygg Records. 2016 erscheinen ihre beiden EPs "Joni Was Right I" und "Joni Was Right II". Auf dem Cover der beiden Alben ist eine Marit Larsen zu sehen, die immer noch mädchenhaft-zerbrechlich wirkt, die aber seit dem Start ihrer Karriere in einem Teenie-Pop-Duo beweist, dass sie im harten Musikgeschäft bestehen kann.