Stand: 21.12.2012 12:20 Uhr

Lill Lindfors: "Die Sehnsucht nach Spannung"

Die finnisch-schwedische Sängerin Lill Lindfors © Lill Lindfors / Foto Ewa Marie Rundqvist
Der "Unfall" auf der Bühne war wohlgeplant, sagt die Moderatorin und Sängerin Lill Lindfors.

Die Schwedin Lill Lindfors trat nicht nur 1966 für Schweden beim Grand Prix an. Vor allem ist sie eine der originellsten Moderatorinnen des Eurovision Song Contest. Legendär ist der Zwischenfall in Göteborg, als ihr 1985 vor laufender Kamera das Kleid riss. Im Interview mit eurovision.de spricht Lindfors, über geplante Pannen, über ihre eigene Teilnahme von 1966 und denkt über einen möglichen Auftritt in Malmö 2013 nach.

Mit einem Trickkleid zu Eurovisions-Ruhm

War das abgerissene Kleid auf der Bühne von Göteborg ein Unfall oder ein geplanter Gag?

Lill Lindfors: Das war sehr wohl geplant. Ich hatte bereits früher eine Tanznummer gemacht, wo mein Tanzpartner geplant mein Kleid abriss. Danach tat ich überrascht und entfaltete einen weiteren Rock. Das war wie ein magischer Moment. Der Grund, weshalb ich diesen Gag für das Eurovisionsfinale vorschlug, war, weil jeder ständig sorgenvoll fragte: "Was ist, wenn etwas schiefgeht? Was, wenn die Show missglückt?" Ich hörte aus dieser Sorge eine Sehnsucht, dass etwas Spannendes passieren soll - natürlich nichts allzu Gefährliches. Dann habe ich mit meinem Produzent vom Sender in Göteborg gesprochen und fragte ihn, ob er etwas gegen einen geplanten Zwischenfall hätte. Er sagte, "klar, mach einen Gag."

Und wie haben Sie den "Unfall" in der Probe geheim gehalten?

Lindfors: Nur acht Leute wussten darüber Bescheid: die Kameraleute, der Produzent und die Bildregie, der ich auf der Bühne ein Zeichen geben wollte, dass die Kamera meine untere Körperhälfte nicht filmt. Ich war beim Proben sehr nervös, aber die Nervosität half mir, mich zu fokussieren. Meine Gedanken kreisten um einen Satz: "Nächstes Mal, wenn du auf die Bühne gehst, machst du einen Gag. Und mal sehen, was dann passiert!" Ich kam die Treppe hoch und wir maßen mit einem Nylonfaden ab, wann dieser so stark gespannt war, dass mein Kleid abreißen würde. Es war sehr lustig zu sehen, wie ein riesiger Kerl am Fuß der Treppe den dünnen Faden hielt. Wir mussten das spät in der Nacht heimlich proben, damit niemand etwas mitbekam. Der einzige, dem ich etwas verriet, war ein befreundeter Fotograf. Ich warnte ihn: "Pass bei der zweiten Hälfte der Show gut auf, wenn ich die Treppe heraufkomme. Halte die Kamera bereit!"

Sie waren damit eine Vorreiterin in Sachen Stand-Up-Comedy. War dieser Gag mit dem beinfreiem Kleid eine Entschädigung dafür, dass das Kleid, mit dem Sie 1966 in Luxemburg aufgetreten sind, schmal und lang geschnitten war, so dass Sie auf die Bühne tippeln mussten?

Lindfors: Eigentlich nicht, so habe ich das noch nie betrachtet. Nein, ich wollte den Erwartungen des Publikums in Göteborg entsprechen, dass über das Übliche "five points to" hinausging und sie damit überraschen und wachrütteln.

Wie kam es zum zweiten Platz bei Ihrer Teilnahme für Schweden 1966 in Luxemburg im Duo mit Svante Thuresson?

Lindfors: Dass uns Norwegen die höchste Punktzahl gegeben hat, ebenso Dänemark und Finnland, lag an so etwas wie einer unabgesprochenen Absprache, um uns gegenüber den frankophonen Ländern Luxemburg, Belgien und Frankreich ein Gegengewicht zu verleihen. Damals haben noch alle in ihrer Landessprache gesungen.

Ihr Beitrag "Nygammal vals" war leicht jazzig ...

Lindfors: Es war nicht wirklich ein Schlager. Heute lebt dieser Song noch weiter, man hört ihn ab und zu im Radio, junge Leute covern den Titel. Weil es ein lustiges Lied ist, eine kleine Geschichte. Aber damals hat das Publikum das Lied nicht verstanden, sie kritisierten Schwedens Wahl für diesen Beitrag, das sei nicht das beste Lied. Es geht um eine Prinzessin, die ihr Leben für einen Tag mit einem Schäfer tauschen will, der Schlagzeug auf einer Pfanne spielt.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 04.05.1985 | 21:00 Uhr

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