Jalisse: "Wir wollen zurück zum Grand Prix"
Das Duo Jalisse besteht aus dem Ehepaar Fabio Ricci und Alessandra Drusian. Sie waren 1997 die letzten Teilnehmer für Italien und schnitten mit der Eigenkomposition "Fiumi Di Parole" mit einem respektablen 4. Rang ab. 2011 will das Duo zurück zum Grand Prix.
eurovision.de: Nach 15-jähriger Pause ist Italien wieder als einer der "Big Five" beim ESC dabei. Was haben Sie empfunden, als die davon erfahren haben?
Fabio: Das fand ich toll. Es ist wichtig für Italien.
eurovision.de: Warum?
Fabio: Weil bei der Show 300 Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt zuschauen! Das ist einzigartig.
eurovision.de: Moment Mal, Sie haben in Italien doch das einzigartige Festival von Sanremo.
Fabio: Sanremo war mal eine gute Show. Die ist aber nicht mehr wie in den Achtzigern und Neunzigern. Jetzt reden und quasseln die da nur noch, die Musik steht nicht mehr im Mittelpunkt. Beim Eurovision Song Contest ist die Musik das Wichtigste. Für Künstler ist das genial.
eurovision.de: Wie haben Sie den ESC 1997 empfunden?
Alessandra: Oh, das war so eine tolle Woche, die wir in Dublin verbracht haben. Dort haben wir eine künstlerische Stimmung erlebt, wie man sie in Italien nicht findet. Und wahre Professionalität. Mit all diesen Ländern. Es ist gut, dass Italien zum Grand Prix zurückfindet. Auch wir wollen zurück zum Wettbewerb - am liebsten für Italien.
eurovision.de: Nun hat die RAI aber beschlossen, dass ein Kandidat aus Sanremo für Italien antreten soll, wenn auch nicht unbedingt der Sieger ...
Fabio: Wenn es mit der RAI nicht klappt, wollen wir das in einem anderen Land versuchen.
Alessandra: Das wäre so schön, weil wir die Eurovision lieben.
Fabio: Wir werden als Gastauftritt in Sanremo unsere neue Single vorstellen, "Ritornerà il Futuro" (deutsch: die Zukunft wird zurückkehren, Anm. d. Red.).
eurovision.de: In Sanremo hatten sie 1997 gewonnen - daraufhin sind Sie zum ESC gefahren. Mussten Sie zur Teilnahme überredet werden, wie es teils zu lesen war?
Alessandra: Um Gottes Willen, nein! Wir wollten unbedingt hin. Auch unsere Produzentin Carmen di Domenico wollte zum Grand Prix, absolut.
Fabio: Damals hatte Italien auch schon so viele Jahre nicht am Festival teilgenommen (das letzte Mal zuvor: 1993, Anm. d. Red.). Wir fanden es wichtig, teilzunehmen.
eurovision.de: Wie haben Sie den ESC eigentlich verfolgen können, wenn die RAI ihn gar nicht ausgestrahlt hat?
Fabio: Im Ausland, im Internet, über Satellit. Wir haben jedes Jahr gespannt den Wettbewerb verfolgt.
Alessandra: Das Festival hat sich jedes Jahr fortentwickelt und verbessert. Die Videoclips sind jedes Jahr professioneller geworden, aber die Musik steht nach wie vor im Mittelpunkt.
"Wir sind die Sieger, aber euer Song ist der Beste"
eurovision.de: Welche ist Ihre schönste Erinnerung an den ESC in Dublin?
Alessandra: Ich denke gerne daran zurück, wie wir in Dublin spazieren gingen und uns die Leute auf der Straße erkannten. Sie sagten uns: "You are the winner". Ich habe das nicht verstanden, es hatte doch Katrina and the Waves gewonnen. Aber irgendwie fühlten die Leute es so, als ob wir gewonnen hätten. Diese Anerkennung war ein großer Triumph für uns, auch eine große Verantwortung.
Fabio: Mich hat die große Freundschaft zwischen den Delegationen beeindruckt, der belgischen, der französischen, der deutschen – alle! Der Keyboarder von Katrina setzte sich zu mir und sagte: 'Fabio, wir sind die Sieger, aber euer Song ist der beste.' Das war wunderbar! Als Autoren fühlten wir uns sehr geschmeichelt. Das ist für einen Komponisten extrem wichtig.
eurovision.de: Was halten Sie von der Tatsache, dass Lena ihr Land ein zweites Mal in Folge vertritt?
Fabio: Sie hat Glück! Sie hat eine lyrische Stimme.
2011: Neue Single, Konzerte in Kanada und eine Jalisse-Biografie
eurovision.de: Woran arbeiten Sie gerade?
Alessandra: Wir arbeiten in Venetien an einem Schulprojekt, um die Kreativität der Kinder zu fördern. Die Schüler dort haben Liedtexte geschrieben, wir vertonen sie und nehmen die Stücke mit ihnen auf. Zudem wollen wir mit unserer neuen Single "Ritornera il Futuro", die aus diesem Projekt entstanden ist, mit verschiedenen italienischen Künstlern in Kanada auftreten und haben vor, demnächst auch Konzerte in Deutschland geben. Außerdem erscheint gerade unser Buch mit dem Titel "I Jalisse che fine hanno fatto?", sprich, was ist aus Jalisse geworden... Das ist unsere Biografie, die eine befreundete Journalistin aufgeschrieben hat. Darin erzählen wir, was wir seit 1997 gemacht, haben, über unsere Konzerte, unsere Kinder, unsere Musik, den Eurovision Song Contest, Sanremo und unsere Zukunft.
eurovision.de: Wie schätzen Sie die Chancen Italiens für das Finale in Düsseldorf ein?
Fabio: Unbedingt unter den Top-Ten. Allerdings: Wer gewinnt, muss doch das Festival im nächsten Jahr ausrichten, oder? Also, Italien wird nicht siegen!
Alessandra: Sie werden letzte! (lacht).