Ruslana Lyzhichko gewinnt 2004 den ESC für die Ukraine
Ein Interview mit dem ukrainischen Star Ruslana Lyzhichko zu bekommen, ist ungefähr so einfach, wie einen Fisch mit bloßen Händen zu fangen. Seitdem die quirlige Sängerin, Dirigentin, Komponistin und Choreographin 2004 den Sieg beim Grand Prix für ihr Land ersang und ertanzte, eilt sie von Termin zu Termin: Bühnenprobe, Gesangsprobe, Kostümprobe, TV-Termine, Auftritte, Konzerte, Benefiz-Veranstaltungen, alles irgendwo zwischen Kiew, Moskau und Los Angeles, und dazwischen Interviews, Interviews, Interviews.
Sechs Stunden Schlaf müssen reichen
Mit ihrem Mann, dem Produzenten Alexander Ksenofontow, spricht die am 24. Mai 1973 in Livv (Lemberg) geborene Musikerin mit Wurzeln in den Karpaten fast nur noch über Handy. Freunde und Familie erfahren Neuigkeiten über Ruslana zuerst über die Medien, für mehr als eine Handvoll Stunden Schlaf pro Nacht reicht es nicht. Müde wirkt die 34-jährige Künstlerin dabei kein bisschen, ihre Alben heißen "Wild Dances" und "Amazonka". Wer in ihre Nähe kommt, sei es nur am Telefon, wird von ihrer ansteckenden Energie erfasst, ihrem herzlichen Lachen und ihrer entwaffnenden Offenheit.
Soziales Engagement
Diese Offenheit setzt sie auch bei sozialen und politischen Projekten ein. Etwa bei der Orangen Revolution, die 2004 in der Ukraine ausbrach und zu deren Ikone Ruslana zusammen mit dem Boxer Vitalij Ktlitschko wurde. Von 2006 bis Mitte 2007 war sie Abgeordnete im ukrainischen Parlament, setzt sich für den Erhalt des kulturellen Erbes ihres Landes ein und ist Botschafterin des guten Willens bei der UNESCO. Sie engagiert sich für alternative Energien sowie für diverse Kinderprojekte. So kämpft sie Seite an Seite mit Peter Maffay für die medizinische Versorgung Tschernobyl-geschädigter Kinder in der Ukraine.
Ihre Single "Not For Sale" richtet sich gegen die Ausbeutung von Menschen. Die Ukrainerin stellte das Lied 2008 auf dem ersten EU-Tag gegen Menschenhandel in Wien vor.
Musikalische Vielfalt
Die Fülle an Aufgaben, die Ruslana unter einen Hut kriegt, spricht für ihr Organisationstalent. Das Studium mag dabei geholfen haben: Sie hat an der Universität von Kiew das Dirigieren erlernt. Projekte mit klassischer Musik hat sie vorerst auf die lange Bank geschoben. Wen wundert's: Wer hat schon je eine Amazone mit Taktstock gesehen?