Portugal: Filipa Sousa
Nichts steht so sehr für die portugiesische Musik wie der Fado mit seinen melancholischen Melodien und mit Texten voller Wehmut, Sehnsucht und Traurigkeit. Diese Stimmung wollte Portugal 2012 nach Baku tragen und setzte damit ganz auf die heimatliche Folklore.
Ende 2011 hat die UNESCO den Fado in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Auf dieser Liste, mit der die Vereinten Nationen kulturelle Ausdrucksformen aus aller Welt schützen möchten, finden sich beispielsweise auch das chinesische Schattentheater oder der argentinische und uruguayische Tango. Immaterielles Kulturerbe auf der ESC-Bühne muss aber nicht unbedingt ein Vorteil sein. Ein Flamenco - seit 2010 UNESCO-Kulturerbe - bescherte Remedios Amaya 1983 sogar gleich den letzten Platz.
Bisher keine großen ESC-Erfolge
45 Mal hat Portugal bisher beim ESC teilgenommen, neunmal gab es eine Top-Ten Platzierung. Aufs Siegertreppchen oder auch nur unter die ersten fünf haben es die Portugiesen allerdings nie geschafft - der größte Erfolg war ein sechster Platz von Lúcia Moniz im Jahr 1996 in Oslo. 2011 in Düsseldorf reichte es nicht einmal fürs Finale, Homens da Luta schieden im Halbfinale aus. Die Spaßtruppe wartete mit dem sozialkritischen Satiresong "Luta É Alegría" (Kämpfen macht Spaß) auf, der beim europäischen Publikum keine Chancen hatte.
Mit Filipa Sousa geht Portugal das Projekt ESC 2012 deutlich ernster an. Ihr Song "Vida Minha" (Mein Leben) ist ein klassisches Fado-Stück, langsam, getragen, trist. In dem Stück geht es - wie sollte es anders sein - um Liebe, Sehnsucht und Schmerz. Im Hintergrund singt ein fünfköpfiger Chor, das komplette Stück wird in portugiesischer Sprache gesungen. Der Komponist Andrej Babic hat schon für verschiedene Länder ESC-Songs geschrieben, unter die Top Ten ist er allerdings nie gekommen.
Mehr als ihr halbes Leben auf der Bühne
Die 27-jährige Interpretin ist zumindest in ihrer Heimat erfolgreich. Filipa Sousa kann mit beeindruckenden 15 Jahren Bühnenerfahrung aufwarten. Mit sechs fing sie an zu singen, nahm Klavier- und Gesangsunterricht. Seit ihrem zwölften Lebensjahr tritt sie - zum Teil preisgekrönt - bei Karaokeshows und Festivals auf. Den Fado entdeckte sie mit 16 Jahren und hat sich seitdem in ihrer Heimat einen Namen als Fadista gemacht. Dazu trugen auch zahlreiche Auftritte bei portugiesischen Gemeinden im Ausland bei, darunter in Deutschland.
Der portugiesische Beitrag für Baku war also ein starker Kontrast zur letztjährigen - erfolglosen - Satirenummer. Insofern eigentlich eine gute Idee. Am Ende aber leider nicht gut genug: Filipa Sousa schied im Halbfinale in Baku aus.