Gitte Haenning - Jazzröhre aus Dänemark
Jazzröhre, verwunschener Troll, Wandererin, geboren zum Unglücklichsein - viele Attribute werden der preisgekrönten Sängerin Gitte Haenning von langjährigen Wegbegleitern zugeschrieben, darunter von Udo Lindenberg. Mittlerweile blickt die vielseitige Künstlerin auf mehr als 60 Jahre Bühnenerfahrung zurück. Sie sagt selbst: "Ich bereue nie etwas und ich hoffe immer noch, dass ich wachsen kann!"
Von Kindesbeinen an tritt Haenning, geboren am 29. Juni 1946 in Aarhus, in die Fußstapfen ihres Vaters, des Liedermachers Otto Johansson. Bereits mit acht Jahren holt er die kleine Gitte auf die Bühne im dänischen Fernsehen, wo sie mit ihm Duette singt. In Deutschland wird ihr Schlager "Ich heirate Papi" 1954 zum Hit.
Spezialpreis in Cannes für Hauptrolle
Damit ist die Sängerin, die als erste dänische Bürgerin den Vornamen Gitte trägt, ein dänischer Kinder-Star. Sie beschränkt sich jedoch nicht nur aufs Singen, sondern spielt auch in Filmen mit. Viele Jahre später spielt Haenning etwa die Hauptrolle in "Die rote Kappe", einer dänisch-schwedisch-isländischen Produktion, die bei den Filmfestspielen in Cannes 1967 einen Spezialpreis erhält.
Mit 16 Jahren siegt Gitte im Jahr 1963 mit "Ich will 'nen Cowboy als Mann" bei den Schlagerfestspielen in Baden-Baden, wo ihre spätere Eurovisionskollegin aus Schweden, Siw Malmkvist, mit dem Hit des Jahres, "Liebeskummer lohnt sich nicht", den ersten Platz erreicht.
Rex und Gitte: Schlager-Traumpaar der 60er-Jahre
Im gleichen Jahr sucht der NDR für eine Fernsehshow mit Gitte einen männlichen Part an ihrer Seite. Rex Gildo, der zu diesem Zeitpunkt schon ein gefeierter Schlagerstar in Deutschland war, übernimmt den Job. Aus der Show "Kein Tag ohne Musik - Ein Rendezvous mit Gitte & Rex" gehen die beiden als Traumpaar der Schlagerszene hervor. Ihr Nummer-Eins-Hit "Vom Stadtpark die Laternen" hält sich 24 Wochen in den deutschen Charts. 1973 geht Gitte beim Grand-Prix in Luxemburg für Deutschland ins Rennen. Sie landet mit ihrem Beitrag "Junger Tag" auf dem achten Platz. Danach widmet sie sich ihrer eigentlichen Leidenschaft - dem Jazz. Ihre großen Vorbilder sind Ella Fitzgerald und Judy Garland.
Langjährige Tournee mit Siw und Wencke
Sie macht sich als "Bluesröhre" einen Namen und wird "eine grandiose Jazzsängerin" genannt, wie Udo Lindenberg in der Grimme-Preis-nominierten NDR Dokumentation "Ich will alles - Die Gitte Haenning Story" von Mark Boettcher erzählt. Die Doku begleitet auch die erfolgreiche Show "Gitte Wencke Siw" - eine ursprünglich für ein paar Auftritte geplante Veranstaltung der drei Skandinavierinnen. Die Show hat 2004 so einen großen Erfolg, dass die drei ihre bundesweite Tournee auf vier Jahre ausdehnen.
2010 steht Gitte erneut auf der Bühne: An der Seite von Vadim Glowna spielt sie in Shakespeares "Was ihr wollt" bei den renommierten Ruhrfestspielen einen Narr. Eine Paraderolle für die Künstlerin, die schon in Kopenhagen, London und Rom gelebt hat, fließend mindestens fünf Sprachen spricht und seit Jahren in Berlin wohnt. Derzeit tourt sie gerade wieder mit ihrem Soloprogramm "Meine Freunde, meine Helden, Ihre Gitte!" durch Deutschland.