Georgien: The Shin & Mariko Ebralidze
Georgien schickte eine gepfefferte Portion Ethnojazz ins Rennen. The Shin feat. Mariko Ebralidze starteten mit dem musikalisch ganz schön schrägen Song "Three Minutes To Earth".
Ist das noch Popmusik? "Three Minutes To Earth", Georgiens Lied für Kopenhagen, forderte selbst hartgesottene ESC-Fans heraus und führte daher auch nicht zur gewünschten Finalqualifikation. Was sich zu Beginn noch wie der Gesang nordamerikanischer Ureinwohner anhört, entwickelt sich alsbald zu einer Mischung aus mehrstimmigem, mit Scat-Phrasierungen gepfeffertem Folk und ethnisch angehauchtem Jazzrock. Das ist schräg, aber mitreißend - und lässt sich nicht leicht verorten. Ungewöhnlich wie der Song sind auch seine Interpreten: Das georgische Fernsehen entschied sich erneut gegen die Ausrichtung eines nationalen Vorentscheids und schickt gleich zwei Acts in einem nach Dänemark: The Shin und Mariko Ebralidze.
Im Jazz zu Hause
The Shin ist eine nicht nur in Georgien bekannte Weltmusik- und Jazzband. Gegründet wurde sie 1998 in Deutschland, wo zwei ihrer Mitglieder seit 20 Jahren leben. Die vier Musiker im besten Alter veröffentlichten bisher sieben Alben und erspielten sich in Ethnojazz-Kreisen einen hervorragenden Ruf. Ebenfalls im Jazz zu Hause ist Mariko Ebralidze. Die 1984 in Tiflis geborene Künstlerin singt als Solistin in der Big Band des örtlichen Hauptstadtorchesters und gilt als feste Größe der georgischen Jazzszene.
Drei Minuten bis zur Landung
"Three Minutes To Earth" soll die adrenalinerfüllten Minuten eines Fallschirmspringers zwischen Absprung und Landung schildern. Der Song streift dabei alle Emotionen eines solchen Abenteuers. Lediglich Mariko Ebralidzes leicht knödelnder Gesang irritiert den freien Fall, der jedoch mit Zaza Miminoschwilis folkigem Gitarrenspiel vielleicht sogar Fans der Olsen Brothers auf den Plan rufen wird. Das dänische Folkduo wirkte bei seinem Überraschungssieg 2000 in Stockholm nicht weniger skurril als heute The Shin und Mariko Ebralidze.
Put in, stay out
Courage haben die Georgier schon einmal bewiesen. 2009 in Moskau, ein Jahr nach dem Kaukasus-Krieg zwischen Georgien und Russland, reichte man das Lied "We Don’t Wanna Put In" von Stefane & 3G ein, das die Europäische Rundfunkunion EBU als nicht zulässigen politischen Kommentar wider Wladimir Putin wertete, den damaligen Ministerpräsidenten des Gastgeberlandes. Georgien bedankte sich und blieb dem Wettbewerb fern.
Gemütlich im Mittelfeld
Die musikalische Bilanz der bisherigen sechs Teilnahmen ist respektabel. Nur zwei Mal - 2012 und nun auch dieses Jahr - reichte es nicht fürs Finale, ansonsten machten es sich die Kaukasier im Mittelfeld zwischen Platz neun und 15 bequem. Auch wenn es für die georgischen Jazzer mit "Three Minutes To Earth" in Kopenhagen nicht ins Finale ging - die ganz große Überraschung war ihnen trotzdem gelungen.