Fusedmarc - Multimedia-Künstler aus Litauen
Wer den litauischen Act Fusedmarc zum ersten Mal hört, wird sich vermutlich schwer tun, die Band einzuordnen. Denn sie ist alles andere als gewöhnlich und lässt sich stilistisch nicht so einfach in eine Schublade stecken. Manche benennen das, was die Gruppierung macht, als Elektropop, andere als Alternative-R’n’B. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als "Alternative Audiovisual Electronica" - und machen damit deutlich, dass die visuelle Ebene ein zentrales Element ihrer Kompositionen ist.
Fusedmarc verbinden Musik mit visueller Installation
Sie arbeiten mit optischen Elementen, die sich im Einklang mit der Musik zu einem Gesamtwerk zusammenfügen. Jedes ihrer Konzerte ist ein „einzigartiges audiovisuelles Erlebnis, eine kompromisslose Kombination verschiedener Genre, fetter Arrangements, unvorhersehbarer gesanglicher Explosionen und konzeptueller Video-Installationen“, beschreiben Fusedmarc sich selbst. Entsprechend auffällig war auch die Bühnen- und Lichtshow ihres Auftritts beim nationalen Vorentscheid für Litauen: Virtuelle Regengüsse im Wechsel mit Projektionen von Feuerströmen und einem Riesenherz untermauern den musikalischen Genremix aus Elektropop, Rock und Gospel. Ein waschechter Fusedmarc also.
Erste Erfolge mit einem Comedy-Programm
Und obwohl ihre Musik sicherlich als besonders frei in der Komposition bezeichnet werden kann, ist es der Formation wichtig, dass sie kein Experiment ist, sondern vielmehr "eine Fusion von Reife, echten Emotionen und inspirierender Energie", wie sie selbst erklären. 2004 gründen Sängerin Viktoria Ivanovskaja, genannt Cilia, und Denis Zujev, der sich den Künstlernamen Vakx gegeben hat, die Formation. Doch die beiden Musiker kennen sich schon länger. 1999 begegnen sie sich in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Zujev plant ein Comedy-Programm und ist auf der Suche nach einer Sängerin. Viktoria Ivanovskaja studiert da gerade Gesang am örtlichen Konservatorium. Ihre ersten gemeinsamen Erfolge feiern sie in der Folge auf Comedy-Festivals.
Die Erfüllung eines Kindheitstraums
Trotz ihrer Gesangsausbildung berichtet Ivanovskaja, sie habe sich viel selbst beigebracht. Die Tochter einer Solistin gilt als Kind als hochbegabt und gewinnt bereits in jungen Jahren Gesangswettbewerbe. Ihre Mutter unterstützt sie auf ihrem Weg - auch als sie sich nach der Realschule dazu entschließt, die Schullaufbahn zu beenden und sich voll und ganz ihrem Werdegang als professionelle Sängerin zu widmen. Bandkollege Denis Zujev weiß ebenfalls schon als Kind, dass er Musiker werden will. Ihn reizt es vor allem, viele Instrumente gleichzeitig zu beherrschen, weshalb er Schlagzeug, Klavier und Gitarre erlernt - letzteres Instrument unterrichtet er heutzutage auch. Weil er außerdem singen kann und seine Musik selbst programmiert, ist er eine Zeit lang als Einzelkämpfer unterwegs. Als er und Ivanovskaja sich für das Comedy-Projekt zusammentun, ist jedoch schnell klar, dass sie auch andere Projekte auf die Beine stellen wollen. Fusedmarc ist geboren.
"Wir wurden die litauischen Pink Floyd genannt"
Kurz nach ihrer Gründung startet Sängerin Cilia einen Versuch und gibt in einem Club in ihrer Heimat Vilnius eine Demo-CD ab. Hohe Erwartungen hat sie nicht an diesen Testballon. Doch der steigt weiter auf, als gedacht: Der Club spielt ihre Songs und ist komplett überfüllt. Es ist ihr erster Erfolg, auf den das Duo in den Folgejahren stetig aufbaut. Schnell haben sie den Ruf, für den Durchbruch der alternativen Szene in Litauen gesorgt zu haben. Stilistisch sind sie von Anfang an nur schwer einzuordnen. "Viele Journalisten haben versucht, unseren Stil zu beschreiben, und haben uns verschiedenen Musikrichtungen zugeordnet. Wir wurden die litauischen Pink Floyd genannt, mit Sigur Rós, Björk oder Massive Attack verglichen. Manch ein Vergleich war ganz schön daneben, aber für uns war es immer unterhaltsam. Und jedes Jahr wurden wir in einer anderen Kategorie mit einem Preis ausgezeichnet: als beste Alternative Band, beste Elektro-Gruppe und beste experimentelle Formation", erzählt Denis Zujev lachend und ergänzt: "Am Ende des Tages beschreibt man uns am besten mit unserem Namen Fusedmarc." Die beiden Künstler bilden also ihr eigenes Genre.
Revolution-Regen für Kiew
Und so hat auch ihr ESC-Beitrag für Kiew einen ganz eigenen Stil. Über "Rain Of Revolution" sagt das Duo, das Lied sei eine Reflexion darüber, "was in den Leben und Köpfen vieler Menschen vorgeht". Leicht zu verstehen ist diese Aussage nicht. Denn inhaltlich lässt sich der Song ebenso wenig auf den Punkt bringen wie sein Genre. Verglichen mit Donny Montell, ihrem Vorgänger, der es 2016 mit "I’ve Been Waiting For This Night" auf eine Top-10-Platzierung und damit die zweitbeste Platzierung in der bisherigen ESC-Geschichte Litauens brachte, bieten Fusedmarc allerdings ein ganz schönes Kontrastprogramm.