Freddy Quinn: Deutschlands erster ESC-Teilnehmer
Die wenigsten verbinden den Eurovision Song Contest mit Freddy Quinn. Wie auch? Es ist lange Jahre her, dass der aus Wien stammende Wahlhamburger bei der Premiere des Grand Prix für Deutschland ins Rennen ging. Drei Tage war er mit seiner Lebensgefährtin im VW-Käfer ins schweizerische Tessin gefahren, um dort vor internationalen Fernsehkameras im Kursaal Luganos das Lied "So geht das jede Nacht" zum Besten zu geben.
Die Jury fand am Rock'n'Roll-Titel im Stil von "Rock Around The Clock" anscheinend keinen Gefallen und das Lied verschwand danach schnell in der Versenkung. Nicht so der Titel auf der B-Seite von Freddy Quinns erster Single. Der Song "Heimweh", basierend auf der Komposition "Memories Are Made Of This" von Terry Gilkyson, Richard Dehr und Frank Miller, wurde ein Dauerbrenner in den Charts, verkaufte sich acht Millionen Mal und bescherte dem 25-jährigen Sänger die erste Goldene Schallplatte, zu denen sich bald mehr Superhits und 16 weitere Goldene Schallplatten gesellten.
La Paloma: Jahrhunderthit der Deutschen
Mehr als 50 Millionen verkaufte Platten - keine schlechte Bilanz für jemanden, der seine Sängerkarriere in der Washington-Bar in Hamburg-St.-Pauli mit Country, Rock'n'Roll und Shanties gestartet hatte. Außer vielleicht Hans Albers konnte niemand so gut wie Freddy, der singende Seemann, die Nachkriegsgeneration mit Fernweh versorgen. Unvergessen sind Hits wie "Junge, komm bald wieder" oder "Die Gitarre und das Meer". Seine Version von "La Paloma" schaffte es durch eine Aktion des Norddeutschen Rundfunks gar ins Guinness-Buch der Rekorde: Zum 815. Hafengeburtstag Hamburgs stimmten knapp 100.000 Besucher mit Quinn das melancholische Lied an. 2003 war es bei einer ARD-Sendung per TED-Umfrage gar zum Jahrhunderthit der Deutschen gewählt worden.
"Heimatlos" - Quinn hatte nie eine eigene Wohnung
Passend zum Seefahrerimage und seinem Song "Heimatlos" hat der zum Millionär avancierte Sänger, Schauspieler und Entertainer nie eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus besessen. Stattdessen hat er in Hotels oder bei einer Lebensgefährtin gewohnt. Vielleicht hängt das mit seiner Kindheit und Jugend zusammen, in der er mehrfach von zu Hause wegrannte. Später schloss sich der Ausreißer einem Wiener Wanderzirkus an. Dort habe Quinn "die wichtigste Lehre seines Lebens" gelernt, wie er in vielen Interviews betont. Was er so schätzt: Artisten leben ohne Sicherheitsnetz. Das Publikum bekommt, wofür es bezahlt.
Ausverkaufte Tourneen weltweit haben dem Mann mit dem Romantikerimage einen ausgiebigen Wortschatz beschert. Nach eigenen Angaben spricht er sieben Sprachen fließend und kann in zwölf weiteren singen. Eine gute Voraussetzung, um dem charismatischen Ex-Legionär TV-Sendungen anzuvertrauen. So moderierte Quinn im ZDF unter anderem die Show "It's Country Time", zu der Stars wie Johnny Cash, Dave Dudley und Emmylou Harris kamen. Bühnenerfahrung sammelte der gelernte Schauspieler in Hauptrollen legendärer Theaterstücke und Musicals wie "Heimweh nach Sankt Pauli" und "Große Freiheit Nr. 7".
Ehren-Schleusenwärter Freddy Quinn
Seine Wahlheimat Hamburg ließ ihm 1981 eine besondere Ehre zuteil werden, als Quinn die Auszeichnung "Ehren-Schleusenwärter" erhielt. Preisträger sind Menschen, die "die Schleusen für die Hansestadt öffnen". In späteren Jahren erhielten unter anderem Uwe Seeler, Heidi Kabel, Rolf Zukowski, Sandra Völker, John Neumeier oder Jan Fedder diese Ehrung. Seit 2009 tritt der "Hamburger Jung" nicht mehr auf und hat sich weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.