Fahrenhaidt: "Wir sehen uns nicht als Favoriten"
Fahrenhaidt gibt es noch nicht lange, das Produzenten-Duo aus Berlin hat sich erst vor Kurzem zu diesem Projekt zusammengefunden. Obwohl sie keine große Fanbase mitbringen, sind sie unter den ESC-Fans die eindeutigen Favoriten des Vorentscheids. Wir haben Erik Macholl und Andreas John nach ihrer ersten großen Probe zur Seite genommen und mit ihnen über die unerwartete Favoritenrolle und ihre Verbindung zum ESC gesprochen.
Wie geht ihr mit eurer Favoritenrolle um - setzt euch das unter Druck?
Erik Macholl: Das macht echt Bauchschmerzen, muss ich sagen. Das war ein kleiner Schock, das zu lesen. Wir freuen uns natürlich.
Andreas John: Wir selbst sehen uns gar nicht als Favoriten. Es gibt viele andere gute Acts und wir müssen jetzt einfach mal schauen, wie es läuft.
Macholl: Wir versuchen, unser Ding durchzuziehen und uns auf den Auftritt zu konzentrieren. Uns gibt es ja noch nicht so lange und wir haben keine große Fanbase, daher hoffen wir, dass der Song so viele Menschen wie möglich berührt.
Aber genau das ist ja die Frage: Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass ihr so gehyped werdet?
Macholl: Das ist uns ein totales Rätsel. Als wir vor etwa einem Jahr mit dem Album "The Book Of Nature" angefangen haben, haben wir das hauptsächlich für uns gemacht. Wir wollten Musik machen, die wir gern hören würden und die uns gefällt. Da haben wir gar nicht daran gedacht, was anderen gefallen könnte - und schon gar nicht, was in Sachen Eurovision ankommt. Als es dann hieß, dass wir beim Vorentscheid dabei sind, haben wir uns auch erst mal gefragt: Passen wir da hin? Und deswegen ist es für uns eine ziemliche Überraschung, dass es so gut ankommt.
Der erste Titel "Frozen Silence" wirkt auf der Bühne viel stärker als der zweite Song "Mother Earth". Seht ihr das genauso?
John: Das sehen wir auch so. Wir haben auch einen sehr großen Bezug zu "Mother Earth". Aber wir sind da ganz demokratisch vorgegangen und haben viele Freunde gefragt, mit welchem Song wir auftreten sollen. Und alle haben sich für "Frozen Silence" entschieden.
Hattet ihr vorher auch schon einen Bezug zum ESC?
John: Auf jeden Fall. Wir gucken das immer gemeinsam. Bei den Finals kann man immer schon mal angrillen, weil die im Mai sind. Und wir waren ja auch schon ein paar Mal als Producer und Autoren dabei - im vergangenen Jahr für The Baseballs und das Jahr davor mit Betty Dittrich.
Ihr versteckt euch auf der Bühne ja auch ein bisschen hinter dem Flügel, beziehungsweise dem Pult. Die Tänzerinnen und eure Sängerin sind im Fokus. Steht ihr nicht gerne im Vordergrund?
Macholl: Wir sind ja in jedes Detail der Bühnenshow involviert. Wir wollten auf jeden Fall klassische Tänzerinnen auf der Bühne und haben das auch zusammen mit der Choreografin entwickelt und besprochen, wie das Licht sein soll. Wir mögen es einfach, uns bei solchen Inszenierungen mit einzubringen, aber es ist nicht wichtig, wo wir selbst dann im Endeffekt stehen und unsere Instrumente spielen.
John: Wir haben die Songs geschrieben. Das ist uns das Wichtigste. Und wer da jetzt vor der Kamera steht und wer größer und wer kleiner ist, ist uns total unwichtig.
Was hat sich für euch verändert, seit ihr in die Eurovision Song Contest-Welt eingetaucht seid?
Macholl: Es hat sich um 180 Grad gedreht. Wir sind seit ein paar Tagen unterwegs, waren bei vielen Radiosendern. Es fühlt sich gut an, zusammen im Bus unterwegs zu sein, wir haben viel Spaß. Es ist auch unglaublich und erstaunlich, wie uns die Leute empfangen, mit so viel Begeisterung und positivem Feedback. Damit haben wir nicht gerechnet.
Es ist ein sehr kluger Schachzug, sich eine dänische Sängerin ins Boot zu holen, oder? Solltet ihr nach Wien fahren, würdet ihr in Skandinavien gleich Punkte einsammeln.
Macholl (lacht): Na ja, das Motto lautet ja "Building Bridges". Wir bauen die Brücken im Prinzip schon beim Vorentscheid.
John: Im Ernst: Das war nicht geplant. Und wir sind ja nicht die ersten und einzigen, die das machen. Noize Generation hatten wohl genau die gleiche Idee.
Wer ist für euch in diesem breit gefächerten Teilnehmerfeld die größte Konkurrenz?
Macholl: Das ist so unterschiedlich, ich kann es nicht sagen. Alexa Feser ist ja eine sehr erfahrene Künstlerin und ist schon lange auf den Bühnen unterwegs. Mrs. Greenbird finde ich einfach sehr sympathisch.
John: Ich mag Laing sehr gerne, aber ob die hier die Favoriten sind, weiß ich nicht. Die größten Fangemeinden haben wohl Andreas Kümmert, Mrs. Greenbird und Faun. Wir denken da aber auch nicht so viel drüber nach.
Das klingt so nach "Dabei sein ist alles". Ihr habt aber schon auch Lust zu gewinnen?
John: Auf jeden Fall! Wenn die Leute für uns anrufen, werden wir in Wien alles geben.