Christabelle will mit "Taboo" aufrütteln
Bunt, brav, zurückhaltend, laut und schrill ist der Eurovision Song Contest. Die Songs sollen nicht politisch sein, aber aufrütteln dürfen sie - so wie "Taboo" von Christabelle aus Malta für den ESC 2018 in Lissabon. Darin wirbt die 25-Jährige Sängerin für Verständnis für psychisch kranke Menschen. Kein leichter Stoff für eine Veranstaltung bei der oft nur Outfits, Bühnenbilder und Inszenierungen im Fokus stehen. Aber wichtig - und für Christabelle unglaublich persönlich. "Taboo" beschreibe zum einen, was sie in ihrem Privatleben durchgemacht habe und zum anderen spreche er etwas an, was ihr sehr am Herzen liege, erzählt sie in einem Interview.
Christabelle ist ESC-Wiederholungstäterin
So vehement die junge Malteserin für das Thema brennt, tut sie das auch für den internationalen Gesangswettbewerb. 2014, 2015 und 2016: Immer wieder nimmt die Sängerin Anlauf auf die nationale Krone, den Malta Eurovision Song Contest, und scheitert jedes Mal kurz vor der Ziellinie. Beim vierten Mal klappt es endlich. Sowohl Jury als auch Televoter sehen die junge Frau aus dem Nordosten der Insel klar vorne.
Vater verhindert Musikkarriere in den USA
Um soweit zu kommen, ist es wichtig früh anzufangen. Schon mit drei Jahren steht Christabelle Borg, so ihr bürgerlicher Name, erstmals auf einer Bühne. Als Teenager tritt sie in den maltesischen TV-Shows "Teen Traffic" und "Teen Trouble" auf. Auch beim Junior ESC geht Christabelle an den Start. Sie feilt immer weiter an ihrer Karriere, geht an das St. Marys College nach Los Angeles. In dieser privaten, katholischen und vornehmlich an Frauen gerichteten Hochschule studiert sie Musik und Gesang. Ihre Lehrer sind so von ihr angetan, dass sie Christabelle den musikalischen Durchbruch in den USA ermöglichen wollen. Doch ihr Vater macht ihr einen Strich durch die Rechnung, holt die Tochter zurück nach Malta. Wie viele Eltern möchte er, dass Christabelle etwas Anständiges lernt. So nimmt sie ein Studium in Rechnungswesen an der Universität zu Malta auf. Sie selbst bedauert im Nachhinein, diese einmalige Chance nicht genutzt zu haben. Aber sie macht auch weiter Musik, arbeitet mit britischen und amerikanischen Produzenten zusammen. Sie hat Auftritte in Italien, unter anderem singt sie in Rom ein Duett mit Gigi d'Alessio. Darüber hinaus ist die im Vorprogramm von Grammy-Gewinnerin Laura Pausini zu hören, als die italienische Sängerin ein Konzert auf Malta gibt.
Eingängiger Song mit starker Botschaft
Christabelle hat den Song "Taboo" zusammen mit dem maltesischen Sänger Muxu geschrieben, für die Komposition zeichnet ein alter ESC-Bekannter verantwortlich: der Schwede Thomas G:Son. "Starke Botschaft, eingängige Melodie, guter Rhythmus" - so beschreibt Christabelle das Musikstück. Ihr Auftritt beim Vorentscheid gerät etwas düster, aber das Leben ist eben nicht immer nur bunt und schrill, sondern hat auch dunkle Seiten.
Und falls es mit dem Eurovision Song Contest in Portugal und der Musik nicht klappt, dann kann Christabelle wieder als Controllerin arbeiten und 2018 ein ganz persönliches Highlight feiern: ihre Hochzeit mit Freund Jordan.