Serbien: Bojana Stamenov
Serbien ist wieder flüssig: Nach einem Jahr der finanziell bedingten Pause ist der Balkanstaat 2015 wieder beim Eurovision Song Contest dabei. Es ist die insgesamt achte Teilnahme der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik, hinzu kommen zwei Auftritte im Staatenverbund mit Montenegro.
Wieder einmal Vladimir Graic
Die Entscheidung, welcher Song Serbien in Wien vertritt, fiel im Rahmen eines über zwei Shows ausgetragenen nationalen Vorentscheids des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders RTS. Allerdings: Bei der Komposition wollte man in Belgrad auf Nummer sicher gehen. Alle drei Lieder wurden von Vladimir Graic geschrieben, der 2007 mit "Molitva" für Marija Serifovic den ESC gewann. Die Texte verfasste Leontina Vukomanovic - mit ihrem Song "Lane Moje" errreichte Zeljko Joksimovic 2004 den zweiten Platz. Ebenso waren zwei der drei Finalkandidaten gesetzt, am Ende siegte die 28-jährige Bojana Stamenov. Sie sollte mit dem Song "Ceo Svet Je Moj" nach Wien geschickt werden - gesungen in der Landessprache, wie bislang üblich in der serbischen ESC-Geschichte.
Schönheit lügt nicht
Bislang. Denn nach dem Vorentscheid kam die Überraschung: Bojana wird als erste serbische Interpretin ihr Lied auf Englisch singen. "Beauty Never Lies" heißt es nun - eine universelle Botschaft, die bereits angekommen zu sein scheint: Das offizielle Video zeigt zumindest Dutzende sympathischer Fans daheim beim Mitsingen.
Der Song selbst will an die bewährte Tradition großer ESC-Hymnen anknüpfen. Das geht zunächst auch auf: Gesegnet mit einer gewaltigen Stimme und mit nicht minder viel Pathos singt sich Bojana Stamenov durch gefühlige Wogen. Doch nach knapp zwei Minuten scheint dem Komponisten aufzufallen, dass beim ESC eventuell auch jüngere Zuschauer ihre Stimme abgeben: Plötzlich gerät sein emotionaler Großtanker in ein heftiges Euro-Dance-Gewitter.
Die Superstimme
Die Serbin wird in ihrer Heimat mit Größen wie Aretha Franklin und Adele verglichen, in der serbischen Version der Castingshow "Das Supertalent" wurde sie vor drei Jahren Zweite. Das erste Halbfinale meisterte Bojana bravourös. Und was auffällt: Ihre Kostümdesigner hatten dazugelernt - während sie der pfundigen Sängerin beim Vorentscheid rote Flammenmuster aufs Kleid projezierten, trug die Serbin in Wien ein Schneeköniginnen-Kleid. Am Ende reichte es für Platz zehn.