Wird die EBU zum Konkurrenten ihrer Mitglieder?
Auch eurovision.tv hat sich mit über 100 Millionen Seitenabrufen zu einem beachtlichen Netzangebot gemausert. Die EBU braucht im Internet nicht mehr seine Mitglieder, um ein starkes Millionenpublikum zu erreichen. Die letzten Fernsehverantwortlichen haben es in diesem Jahr erkannt, als der EBU der Coup gelang, die ESC-Shows aus Wien live auf YouTube zu streamen - parallel und in Konkurrenz zu den Angeboten der allermeisten Mitglieder. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gab es dieses Angebot aus rechtlichen Gründen nicht.
Damit tritt die EBU erstmals als Broadcaster auf - auf dem TV-Zukunftsmarkt, der hauptsächlich aus mobilen Geräten bestehen wird. Das Finale haben auf YouTube über eine halbe Million User gesehen. Die Frage, ob dies auch im Fernsehen zu erwarten sei, beantwortet Jan Ola Sand mit dem Hinweis, dass die EBU über keinen eigenen Fernseh-Kanal verfüge.
Jon Ola Sand sagt: "To establish an own TV-channel is a question of costs. And we haven’t got the money to do it. We are not planning our own TV-channel like the International Olympic Committee which - so I have heard - has plans for their own olympic channel." ("Seinen eigenen Fernsehkanal zu gründen ist eine Frage der Kosten. Wir haben nicht das Geld dafür. Wir planen keinen eigenen Fernsehkanal wie das Olympic Committee, dass tatsächlich, so hörte ich, Pläne für einen eigenen olympischen Kanal hat.“)
Wegen Erfolgs geschlossen?
Jedenfalls: Die EBU darf auf keinen Fall als Konkurrent seiner Mitglieder auftreten. Jon Ola Sand: "We also agreed in the Reference Group that should the live stream appear to become a competition for the broadcaster in any particular territory, e.g. because the number of viewers in any country becomes significant compared to the TV viewership, we would re-evaluate this in close cooperation with the respective broadcaster." ("Wir haben uns außerdem in der Reference Group darauf geeinigt, dass, sobald der Livestream in Konkurrenz mit den Sendern stehen würde, zum Beispiel die Zuschauerzahl wäre plötzlich verhältnismäßig größer als die der Fernsehzuschauer, dann würden wir das Ganze noch einmal in enger Zusammenarbeit mit den respektiven Sendern überarbeiten.")
Wir dürfen also gespannt sein, ob ein künftig erfolgreiches Angebot wegen seines Erfolges wieder eingestellt werden wird. Alternativ könnte die EBU auch ausschließlich auf den Märkten der Länder agieren, die keinen TV-Sender als Mitglied der EBU haben. Dank des Geoblockings - so kann der Zugriff auf Internetinhalte aus bestimmten Ländern technisch verhindert werden - wäre dies problemlos möglich. Auch die Kommerzialisierung der Videos hätte keinen schalen Beigeschmack, denn schließlich ist in Deutschland den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbietern Onlinewerbung verboten.
Die Fernsehsender der EBU-Mitgliedsländer könnten ihren Zuschauern abhängig von der regionalen Rechtslage Videos auf Youtube mit oder ohne Werbung präsentieren. Wir blieben hier von Werbeeinblendungen auf YouTube verschont. Durch muttersprachliche Texte und Verschlagwortung wären die Videos noch leichter auffindbar. Das Konzept würde die Marke ESC weiter stärken. Klingt einleuchtend?
Jetzt müssen nur noch die Reference Group und die EBU davon überzeugt werden.
- Teil 1: Wieviel Geld bringt der ESC-YouTube-Channel ein?
- Teil 2: Der ESC wird im Internet immer populärer