Montenegro: Vorentscheidgewinner, aber keine ESC-Kandidaten
Die vierköpfige Indie-Rockband NeonoeN aus Podgorica hat Ende November mit dem Titel "Clickbait" den montenegrinischen Vorentscheid "Montesong" gewonnen. Eine Woche später steht fest: Sie treten nicht in Basel an.
Der Grund ist so einfach wie ungewöhnlich: Der Song wurde bereits vor dem 1. September 2024 einmal öffentlich aufgeführt. In den Regeln des ESC heißt es jedoch sinngemäß, dass ein zum ESC eingereichter Titel nicht vor dem 1. September des Vorjahres kommerziell veröffentlicht oder aufgeführt worden sein darf. Dies gilt auch für die Aufführung beziehungsweise Bekanntmachung in sozialen Netzwerken. Allen teilnehmenden Rundfunkanstalten und Künstlern dürfte diese EBU-Regel bekannt sein.
Nach Diskussionen um die rechtmäßige Teilnahme der Band, haben NeonoeN nun freiwillig ihren Rückzug vom Eurovision Song Contest in Basel verkündet. Der verantwortliche Fernsehsender RTCG will in den nächsten Tagen bekannt geben, wer das Land beim ESC vertritt.
Kritik an übermäßigem Internetkonsum
Der ausgesprochen eingängige Song "Clickbait" schildert die Schattenseiten eines übermäßigen Internetkonsums, der den Menschen unbewusst die wüstesten Dinge ins Gehirn spült. Zu der 2012 gegründeten Band gehören neben Gitarrist und Mitgründer Ilija Pejović, der den Song komponiert und getextet hat, auch der Bassist Filip Vulanović, der Drummer Milan Vujović und Leadsänger Marko Vukčevi. Ihr erstes Album soll in Kürze erscheinen.
Neues Vorentscheid-Format: "Montesong"
Nach dreijähriger ESC-Abstinenz eröffnete Montenegro seine ESC-Saison 2025 mit dem neu geschaffenen Festival "Montesong", das an frühere Formate wie das traditionsreiche Skopje Fest und Montevizija anknüpfen sollte, die zuletzt als Vorentscheidung genutzt wurden. Eine siebenköpfige Fachjury aus Musikjournalisten, Produzenten und Musikern, hatte die insgesamt 37 Einsendungen zuvor anhand der Kriterien Komposition (50 Prozent), Text (30 Prozent) und Produktion (20 Prozent) auf Herz und Nieren geprüft und insgesamt 16 Beiträge für finalwürdig befunden. Song-Contest-Veteran Danijel Popović (Jugoslawien 1983) schaffte es nur auf einen der Nachrückerplätze, durfte dafür aber die an nostalgischen Momenten reiche Show eröffnen.
Abwechslungsreiches Songaufgebot
An so einem Abend durften natürlich weder Sergej Ćetković (ESC 2014) noch Festivaldirektor Danijel Alibabić (Mitglied der Gruppe No Name für Serbien und Montenegro 2005) fehlen, die die bislang besten Platzierungen der montenegrinischen ESC-Geschichte (mit) zu verantworten hatten. Trotz einiger Längen überzeugte die Show mit einem erfreulich abwechslungsreichen Songaufgebot, das sowohl professionell vorgetragen als auch unterhaltsam inszeniert war. Am Ende erhielten NeonoeN weder von der Jury, bestehend ausHari Mata Hari (Bosnien-Herzegowina ESC 2006), Nuša Derenda (Slowenien ESC 2001), Dado Tpić (Kroatien ESC 2007), Elena Risteska (Nordmazedonien ESC 2006), Tijana Bogićević (Serbien ESC 2017), Emmelie de Forest (Dänemark ESC 2013) und Danijel Popović, noch vom Publikum die Höchstpunktzahl. Für Basel ist das womöglich sogar ein sehr gutes Omen.