Griechische Zitterpartie
Lange Zeit sah es so aus, als ob Griechenland beim 59. Eurovision Song Contest in Kopenhagen aussetzen müsste: Nachdem das griechische Staatsfernsehen ERT im vergangenen Juni im Zuge der Sparmaßnahmen seinen Betrieb eingestellt hatte, war unsicher, ob die Nachfolgeorganisation DT frühzeitig auf Sendung gehen würde, um sich um eine Teilnahme zu bewerben oder überhaupt in die EBU aufgenommen zu werden. Die Europäische Rundfunkunion zeigte sich kulant und gewährte großzügige Fristverlängerungen - zumal sich die erste Teilnahme Griechenlands in diesem Jahr zum40. Mal jährt. Entsprechend ehrfürchtig wurde in der nationalen Vorentscheidung des ersten griechischen ESC-Beitrags "Krassí, thálassa kai t’agóri mou“ gedacht - und eigentlich fast aller vergangener Teilnehmer wie Superstar Sakis Rouvas oder Helena Paparizou, der Siegerin von 2005. Ob live vor Ort (in modernisierten Arrangements) oder in Form eines kleinen Medleys, das zu Beginn von den beiden Moderatoren Yiorgos Kapoutzis und Despina Vandi angestimmt wurde.
Immer noch im Zeichen der Krise
Die feierliche Stimmung konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Krise in Griechenland noch immer das beherrschende Thema ist. Ohne die Mitwirkung des Privatsenders MAD TV wäre auch diese Vorentscheidung (wie schon in den Vorjahren) nicht zustande gekommen. Der Wille, sich aus der aktuellen Situation zu befreien, war dann auch in fast allen Beiträgen zu spüren, die mit Titeln wie „Petalouda stin Athina“ (Schmetterlinge in Athen) oder "Kanenas de me stamata“ (Niemand kann mich aufhalten) geballte griechische Befindlichkeit transportierten. Auch die Techno-Partyhymne "Rise Up“ von Freaky Fortune feat. Risky Kidd mit ihren Trauermarsch-Samples bildete da keine Ausnahme, war aber insgesamt so zeitgemäß und mitreißend, dass sie die Herzen von Jury und Zuschauern im Sturm eroberte. Und um zu prophezeien, dass das auch beim ESC der Fall sein wird, braucht man gewiss keine Kassandra zu sein.