Feuer für Aserbaidschan
Schon seit 2011 glich die Wahl des aserbaidschanischen "Milli Seçim Turu" zur Bestimmung des Teilnehmers beim Eurovision Song Contest einer nicht endenwollenden Castingshow - nur dass der Fokus nicht unbedingt auf einer nachhaltigen Förderung der entdeckten Gesangstalente lag. So lag der Gedanke nahe, die Castingshow "Böyük Səhnə" (Große Bühne), aus der zahlreiche der letztjährigen Teilnehmer der "Milli Seçim Turu" hervorgegangen waren (einschließlich Farid Mammadov), zum nationalen Vorentscheidungsformat umzufunktionieren. Eine weise Entscheidung, denn "Böyük Səhnə" ist nicht nur unterhaltsam und professionell gemacht, die Sendung wirkt gegenüber der drögen Vorgängershow, als hätte in Aserbaidschan ein Zeitsprung um 20 Jahre stattgefunden. Zu verdanken ist das einer Initiative des aserbaidschanischen Ministeriums für Jugend und Sport und der ukrainischen Produktionsfirma Euromedia, die auch schon für die erfolgreiche Videoinszenierung von Ell/Nikkis "Running Scared" verantwortlich zeichnete.
Vielseitige Talente gesucht
Deutlich straffer als in der Vergangenheit waren in drei Shows aus den 14 Finalisten drei Supertalente herausdestilliert worden, die im Finale ihre gesangliche aber auch schauspielerische Vielseitigkeit unter Beweis stellen mussten. So performte Erkin Osmanlı als Cowboy, Xana Həsənova als Glamour-Girl und Dilara Kazımova als Desperate Housewife. Erstaunlich: Noch bevor alle Kandidaten ihre Titel gesungen hatten, sickerte auf einer türkischen ESC-Fanseite durch, dass Dilara Kazımova die glückliche Gewinnerin ist. Bei der Übertragung handelte es sich nämlich um eine Aufzeichnung vom Vortag, was in den Fandiskussionen dann auch gleich als Indiz für Schiebung gewertet wurde - kein Wunder, angesichts der im Raum stehenden Wertungsmanipulationen. Doch damit tut man der großartigen Dilara Kazımova unrecht, die mit Abstand die beste Performance des Abends hinlegte und von den Juroren die Höchstpunktzahl erhielt.
Nun wurde auch das Geheimnis gelüftet, mit welchem Titel die talentierte Interpretin in Kopenhagen an den Start gehen wird: Die orchestrale Ballade "Start A Fire", die von (fast schon so etwas wie dem aserbaidschanischen Hofkomponisten) Stefan Örn, Johan Kronlund und Alessandra Günthardt geschrieben wurde, fällt mit ihrem Filmmusik-Touch deutlich aus dem Rahmen und könnte für eine Überraschung sorgen. Ein Ohrwurm ist sie allerdings nicht.