Ein Trojanischer Esel für Baku
Mit einer eher ungewöhnlichen Requisite startete am Sonntag der Probenmarathon von Baku: Rambo Amadeus, Montenegros Kandidat, brachte einen Esel mit auf die Bühne. Weil echte Tiere auf der Eurovisionsbühne nicht erlaubt sind, hat der unkonventionelle Sänger einen Weg gefunden, wie er nicht auf seinen tierischen Begleiter aus seinem viel beschmunzelten Video zu "Euro-Neuro" verzichten muss. Hinter Rambo und seiner Band steht ein künstlicher Esel auf Rollen auf der Bühne - man könnte auch sagen ein Trojanischer Esel aus Pappmaché. Ob der Montenegriner den Eurovision Song Contest, Europa oder gar Baku heimlich unterwandern will, blieb in dieser ersten Probe jedoch offen.
Mit Montenegro, Island, Griechenland, Lettland, Albanien, Rumänien, der Schweiz, Belgien und Finnland standen am ersten Probentag die ersten neun Teilnehmer des ersten Halbfinals am 22. Mai auf der Bühne. Dass der Probenreigen mit zwei Stunden Verspätung begann, lag unter anderem an einem Radrennen in Bakus Innenstadt - der Verkehr in der aserbaidschanischen Hauptstadt stand den Vormittag über still. Die Künstler hatten gar keine Chance rechtzeitig in der Crystal Hall zu sein. Viele Gäste und Journalisten entschieden sich sogar, die Halle zu Fuß zu erreichen.
Jubelnde Fans zum Geburtstag
Das verhinderte jedoch nicht, dass die Proben wie immer von den mitgereisten Fans in der Halle ausgiebig beklatscht wurden - insbesondere Griechenlands Eleftheria Eleftheriou konnte auf die Unterstützung ihrer Anhänger zählen. Ein schönes Geschenk für die Sängerin, die gerade einen Tag zuvor im Flugzeug nach Baku ihren 23. Geburtstag gefeiert hatte.
Neben Montenegro und Griechenland konnte auch Rona Nishliu aus Albanien ihre ersten Gehversuche auf der ESC-Bühne machen. Das tat sie dann auch in einem klassischen Sommerkleid und nudefarbenen Pumps. Besonderes Aufsehen erregte ihr Haarschmuck: Die langen Dreadlocks waren mit allerlei bunten Kugeln geschmückt. Doch all das wurde nebensächlich, als Rona ihre gewaltige Stimme zu ihrem Klagelied "Suus" erhob. Auch wenn der Song nicht jedermanns Geschmack trifft - ihre Stimme würde die Halle wohl auch ohne unterstützendes Mikro füllen.
Rockstar-Qualitäten aus der Schweiz
Die Überraschung des Tages waren aberSinplus aus der Schweiz: Sänger Gabriel Broggini scheint sich die Performance von "A Friend in London", der erfolgreichen dänischen Band aus dem vergangenen Jahr etwas genauer angesehen zu haben: Nach kurzen Gesprächen mit Regie und Kamera entschied sich die Schweizer Delegation, dem Sänger etwas längere Laufwege über die Bühne und einen der Seitenstege zu gestatten - was der Performance schließlich die nötige Rockstar-Qualität verlieh.
Der Schauplatz der Show
Die erste Probe gestattete auch einen ersten Blick auf die Bühne von Baku. Sie ist im Zentrum rund und links und rechts führen zwei Stege in den Zuschauerraum. Hinter den Acts türmt sich auch in diesem Jahr eine Landschaft aus LED-Wänden, insgesamt 1.300 Quadratmeter. In der kompletten Halle sorgen 2.500 Scheinwerfern für die richtige Beleuchtung. Neu in diesem Jahr ist der offene Greenroom mitten in der Halle. Nach ihrem Auftritt begeben sich die Künstler in ihren eigenen Bereich unter den Zuschauern und können den Rest der Show mitten in der Crystal Hall genießen.
Noch kann sich aber kein Teilnehmer zufrieden in die Sessel fallen lassen, schließlich haben die Proben eben erst begonnen. Am Montag geht es weiter mit den restlichen Teilnehmern des ersten Semifinals: Israel, San Marino, Zypern, Dänemark, Russland, Ungarn, Österreich, Moldau und Irland. Ein Esel wird dann aller Voraussicht nicht auf der Bühne stehen, aber vielleicht dürfen wir ein erstes Trickkleid bewundern?