"ESC vor acht": Deutsche Texte mit Nico Suave & Team Liebe
Die englische Sprache dominiert den Eurovision Song Contest. Doch Nico Suave & Team Liebe versuchen es beim Vorentscheid mit Deutsch. Mit Alina Stiegler sprechen sie in "ESC vor acht" über besondere Sprach-Momente des ESC.
In Sachen Sprache beim ESC kennt sich auch "Dr. Eurovision" Irving Wolther bestens aus und schaut auf die Gründe, warum auch Nicht-Englische Titel durchaus Chancen haben.
Erster Grammy ging an italienischen Hit
"Volaaare - oooohoooo. Cantare - ooohooohooohooo": Der weltweit wohl bekannteste und erfolgreichste ESC-Beitrag ist auf Italienisch. Und damit ist nicht "Zitti e buoni" gemeint, mit dem Måneskin den Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam gewonnen und eine Weltkarriere gestartet haben. Domenico Modugno schuf 1958 beim ESC in Hilversum mit "Nel blu dipinto di blu" einen Evergreen, der sich weltweit mehr als 22 Millionen Mal verkaufte und sogar mit dem ersten Grammy der Musikgeschichte ausgezeichnet wurde. Da soll nochmal einer sagen, dass man mit Songs in Landessprache nicht so erfolgreich ist. Das Gerücht hält sich hartnäckig, auch wenn die Statistik das Gegenteil sagt: Zwar ist mittlerweile jeder zweite ESC-Siegersong in englischer Sprache, doch angesichts einer geradezu erschlagenden Dominanz des Englischen schlagen sich Songs in Landessprache erstaunlich gut. Im Schnitt haben sie sogar punktemäßig die Nase vorn.
Lost in translation
Dass Englisch beim ESC dennoch so beliebt ist, hat eher kommerzielle Gründe. Songs in albanischer, finnischer oder tschechischer Sprache haben einen eher überschaubaren Exportmarkt. Wer es auf eine internationale Karriere abgesehen hat, produziert lieber Musik, die sich in ganz Europa (und vielleicht sogar darüber hinaus) verkaufen lässt. Dabei hängt so mancher Act dem irrigen Glauben nach, dass die Botschaft des Songs - so es denn eine gibt - auf Englisch mehr Zuhörer erreicht. In der Praxis geht der Inhalt vieler Beiträge in der englischen Übersetzung völlig flöten. Und wird dazu von vielen Leuten gar nicht richtig wahrgenommen, denn für Nicht-Muttersprachler ist Englisch - richtig! - eine Fremdsprache, und die beherrschen nicht alle Zuschauer so fließend, als dass sie auf Anhieb verstehen würden, was Künstler X aus Rumänien oder Sängerin Y aus Finnland da gerade singt.
Jede Sprache ist schön
Ebenfalls hartnäckig hält sich die Auffassung, dass manche Sprachen gesungen nicht gut klingen. Beim Eurovision Song Contest wird dies Jahr für Jahr aufs neue widerlegt. In der Vergangenheit haben Beiträge auf Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Hebräisch und sogar zweimal auf Deutsch gewonnen (Danke Udo! Danke Nicole!). Und den absoluten Punkterekord hält mit "Amar pelos dois" von Salvador Sobral ein Song auf Portugiesisch. Ob Minderheitensprache oder Dialekt, beim ESC hat jedes Idiom seine Berechtigung - selbst wenn es aus so fernen Regionen wie Japan ("Mata Hari") oder Indien ("Occidentali’s Karma") stammt. Sogar in einer Fantasiesprache kann man die Menschen erreichen, wenn man sie so überzeugend transportiert wie die Gruppe Urban Trad 2003 mit "Sanomi". Denn wenn der ESC uns eines lehrt, dann das: Vielfalt ist unser Reichtum.