Blanca Paloma bringt spanischen Flamenco zum ESC
Blanca Paloma hatte mit "Eaea" das Benidorm-Festival gewonnen und durfte deswegen Spanien beim Eurovision Song Contest 2023 vertreten. Die 34-jährige Sängerin verbindet in ihrem Song Flamenco und biblische Bezüge.
Vor dem spanischen Vorentscheid war sie als Favoritin gehandelt worden: Am Ende hatte Blanca Paloma erwartungsgemäß die Nase vorn. Die 34-jährige Sängerin, die mit Nachnamen Ramos heißt und aus der südwestspanischen Stadt Elche stammt, begeisterte mit dem Flamenco-Wiegenlied "Eaea" sowohl Fachjuroren als auch Zuschauer. Der Song, der die traditionelle Musik Andalusiens modern interpretiert und den sie gemeinsam mit Álvaro Tato und José Pablo Polo geschrieben hat, ist eine Hommage an Blancas kürzlich verstorbene Großmutter, die sie mit dem Flamenco in Berührung brachte. Gleichzeitig huldigt er aber auch all unsere Vorfahrinnen, ihre Stärke und ihren Einfluss auf unser Leben. Neben Referenzen aus dem Werk des großen spanischen Dichters Federico García Lorca enthält der Text auch biblische Bezüge.
Bunt, bunter, Benidorm
Die Wiederbelebung des traditionsreichen Benidorm-Festivals als nationales Vorentscheidungsformat hatte mit dem Sieg von Chanel und ihrem erfolgreichen Abschneiden beim Eurovision Song Contest in Turin die kühnsten Erwartungen des spanischen Senders RTVE übertroffen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde das Teilnehmerfeld daher nicht nur von 14 auf 18 Acts aufgestockt, sondern auch bunter, schriller und diverser. Selbst die unspektakulärsten Songs glänzten durch einfallsreiche Inszenierungen, auch wenn der musikalische Reichtum des Vorjahres unerreicht blieb. Dafür wartete das Pausenprogramm mit Auftritten der Superstars Álvaro Soler und Ana Mena auf. Mit Edurne und Jurypräsidentin Nina (Teilnehmerin 1989 in Lausanne) war neben Chanel auch weitere hochrangige ESC-Prominenz vertreten.
Versöhnung mit dem Flamenco
#ElFestivalQueQuieres (Das Festival, das du liebst), wie ein offizielles Hashtag des Benidorm Fests lautet, wurde zu 50 Prozent von einer Expertenjury sowie zu jeweils 25 Prozent von einer demoskopischen Jury und den Stimmen der Zuschauer entschieden. Nachdem Blanca Paloma bereits im Vorjahr Platz 5 des Festivals erreichen konnte, galt sie im Vorfeld der diesjährigen Edition als große Favoritin auf den Sieg. Dank tadelloser stimmlicher Leistung stellte sie die Konkurrenz problemlos in den Schatten - und nahm Revanche für ihre Schwester Sara, die bei der spanischen Vorentscheidung zum Junior Eurovision Song Contest 2003 kein Eurovisions-Ticket lösen konnte. Auch weil Blanca Palomas Beitrag für nicht-spanische Ohren eher sperrig daherkommt, konnte die Künstlerin das europäische Publikum nach Remedios Amaya (München 1983) und Antonio Carbonell (Oslo 1996) auch 2023 nicht mit dem Flamenco versöhnen - Platz 17.