Chanel twerkt Spanien auf den 3. Platz
Mit der Latino-Popnummer "SloMo" und viel Körpereinsatz hat die Schauspielerin und Sängerin Chanel Terrero ihre spanische Heimat beim Eurovision Song Contest 2022 in Turin auf den dritten Platz gebracht.
In dem Titel "SloMo" von Leroy Sanchez (der auch schon am letztjährigen Beitrag von Blas Cantó beteiligt war), Keith Harris, Ibere Fortes, Maggie Szabo und Arjen Thonen geht es um die selbstermächtigende Kraft des Twerkens - also der kunstvollen Bewegung von Becken und Po. Die 31-jährige Interpretin hatte sich zuvor als Musicaldarstellerin und Schauspielerin einen Namen gemacht und erfüllt sich mit der ESC-Teilnahme nun auch den Traum einer Gesangskarriere.
Tänzerin für Shakira
Weil ihre Mutter ein Fan der französischen Designerin Coco Chanel war, erhielt ihre Tochter den ungewöhnlichen Vornamen. In ihrer Jugend in Barcelona nahm die ESC-Kandidatin Ballett-, Gesangs- und Schauspielunterricht. Es folgten Rollen in spanischen Inszenierungen von Musicals wie "Mamma Mia!", "Flashdance" und "Der König der Löwen" sowie kleiner Rollen in spanischen Fernsehproduktionen. Chanels Bewegungstalent führte zu einem Engagement als Tänzerin für Superstar Shakira.
Kontroverse um Text von "SloMo"
"SloMo" ist Chanels erste Single. Der Song ist in Spanien nicht unumstritten. Der Text sei sexistisch, so der Vorwurf. Chanel konterte, sie sei Feministin und würde sagen und tragen, was sie wolle. Um für die strapaziösen Tanzeinlagen auf der ESC-Bühne in Turin gewappnet zu sein, trainierte die Sängerin nach eigenen Angaben singend in Highheels auf dem Laufband.
Auferstandenes Benidorm-Festival
Beim Benidorm-Festival konnte Chanel überzeugen. Nachdem Spanien sieben Jahre lang nicht über einen 21. Platz hinausgekommen war und der neue Intendant des Senders RTVE aus dieser Misserfolgsbilanz personelle Konsequenzen gezogen hatte, war im vergangenen Juli bekannt gegeben worden, dass zur Auswahl des spanischen ESC-Beitrags 2022 das traditionsreiche Benidorm-Festival wiederbelebt werden sollte. Der Wettbewerb, aus dem in der Vergangenheit Stars wie Raphael (Spanien 1966 und 1967) oder Julio Iglesias (Spanien 1970) hervorgegangen waren, überraschte nach seinem Relaunch als Benidorm Fest mit einem vielfältigen und unterhaltsamen Programm, das so gar nichts mit den wenig ertragreichen Casting-Marathons und Endlos-Vorentscheidungen der Vergangenheit gemein hatte.
Nach zwei temporeichen Vorrunden lieferten sich dann im Finale des "Festivals, auf das alle gewartet haben" (O-Ton Moderator Máximo Huerta) acht Turin-taugliche Acts ein spannendes Rennen, das durch die ausgeloste Startreihenfolge noch ein Stück unberechenbarer wurde. Mit den Stimmen der Fachjury setzte sich gebürtige Kubanerin klar gegen ihre siebenköpfige Konkurrenz durch.
Chanel holt ersten Podestplatz nach 27 Jahren
Chanels perfekt durchchoreografierte Latino-Popnummer bestach auch beim ESC in Turin durch eine hochprofessionelle Performance. Dort schafft sie als Dritte das erste Top-10-Ergebnis seit Ruth Lorenzo zehntem Platz 2014 in Kopenhagen. Und den ersten Podestplatz seit Anabel Conde 1995 in Dublin.