EBU disqualifiziert Belarus vom ESC 2021
Die europäische Rundfunkunion (EBU) hat Belarus nicht als Teilnehmer für den ESC 2021 in Rotterdam zugelassen. Ursprünglich sollte die Gruppe Galasy ZMesta mit dem Song "Ya nauchu tebya" ("Ich bringe dir bei") beim Wettbewerb antreten. Die EBU habe den Song sorgfältig geprüft und festgestellt, dass er die nicht-politische Natur des ESC infrage stellt, hieß es Mitte März. Außerdem wäre die Reputation des ESC in Gefahr, sollte die Band damit auftreten, wie zahlreiche Reaktionen nach der Songveröffentlichung gezeigt hätten. Weltweit forderten Fans die EBU auf, den Song zu disqualifizieren, weil sie in ihm eine Verhöhnung der laufenden Proteste und der Opposition in Belarus sehen. Die EBU hatte der belarussischen Rundfunkanstalt BTRC eine nicht näher genannte Frist eingeräumt, den Titel auszutauschen. Doch auch der zweite Versuch der gleichen Band ging nicht durch. Auch dieser Song habe gegen die Regeln, "die sicherstellen, dass der Wettbewerb nicht instrumentalisiert oder in Verruf gebracht wird" verstoßen, so die EBU. Laut der Nachrichtenagentur ATN habe der neue Song "Pesenka" ("Kleines Lied") geheißen.
Gruppe Galasy ZMesta unterstützt Präsident Lukaschenko
Zum erst dritten Mal in der ESC-Geschichte wollte BTRC einen Act ohne Vorentscheid zum ESC schicken. Die Gruppe Galasy ZMesta ("Stimmen des Orts") war zuvor im Land vergleichsweise unbekannt. Die Band hat sich bei den noch immer im Land stattfindenden Protesten für den Präsidenten Aleksander Lukaschenko und gegen die Protestierenden ausgesprochen: Wenn man versuche, "das Land zu zerstören, das wir lieben und in dem wir leben, können wir nicht gleichgültig bleiben ...", heißt es auf ihrer Webseite. Die Gruppe wurde vor zehn Jahren in der Stadt Baranawitschy gegründet und ist ein Zusammenschluss aus Musikern und Komikern. Sie besteht aus Irina Sorgovitskaya (Gesang), Dmitry Butakov (Gitarre, Bass, Gesang, Texte und Komponist), Evgeniy Kardash (Gitarre, Gesang, Komponist), Evgeniy Artyukh (Gitarre, Bass) und Maxim Ponomarenko (Schlagzeug, Tasteninstrumente).
Auseinandersetzung mit Vorjahressieger VAL
BTRC hat schon früh entschieden, die Gruppe VAL, die 2020 den Vorentscheid gewonnen hat, nicht noch einmal zu nominieren. Der Staatsrundfunk und die Gruppe sind im Streit auseinandergegangen. VAL hatten sich beklagt, dass man ihnen verboten habe, mit nicht genehmigten Medien zu sprechen. Zudem würde der Sender sie zwingen, bei Konzerten für den Staat aufzutreten. Dabei sind VAL Unterstützer der Proteste gegen den Präsidenten Lukaschenko. Die Antwort von BTRC las sich vernichtend: "Die Gruppe VAL wird nicht zum ESC 2021 fahren, und das nicht, weil bei BTRC etwas 'kaputt' ist oder weil die Zensur tobt, sondern weil die Künstler von VAL kein Gewissen haben." Außerdem wies der Sender darauf hin, dass VAL im Vorentscheid weder Publikums- noch Jury-Sieger wurden, sondern eine Kompromisslösung waren. Und: "Laut Buchmachern hätten Sie, wenn Sie zum ESC gefahren wären, den vorletzten Platz in den Halbfinals belegt." Nun tritt Belarus 2021 überhaupt nicht beim ESC an. Im ersten Halbfinale gehen damit nur noch 16 Länder an den Start.