Go-A bringen ukrainische Ethno-Klänge nach Rotterdam
Mit dem Elektrofolk-Song "Solovey" (Nachtigall) gewinnt die Gruppe Go-A die ukrainische Vorentscheidung "Vidbir" und löst damit das Ticket zum Eurovision Song Contest 2020 in Rotterdam. Die vierköpfige Band um Sängerin Kateryna Pavlenko, die den Titel gemeinsam mit Bandgründer Taras Shevchenko geschrieben hat, erhielt die Höchstpunktzahlen von Jury und Zuschauern. Go-A (was in der Interpretation der Band so viel bedeutet wie "zurück zu den Anfängen") kombinieren den traditionellen "weißen Gesang" mit folkloristischen Motiven und modernen, eingängigen Beats. "Solovey" erzählt die Romeo-und-Julia-Geschichte von der Nachtigall, deren Gesang das Ende einer verbotenen Liebesnacht ankündigt.
Tina Karol ersetzt Jamala in der Jury
Nach dem Vorentscheidungsdrama im vergangenen Jahr, als Sängerin MARUV ihre Teilnahme am ESC zurückzog und sich der ukrainische Sender UA:PBC gleich ganz aus dem Wettbewerb verabschiedete, musste ausgeschlossen werden, dass sich so etwas noch einmal wiederholt. Entsprechend wurde im Reglement festgeschrieben, dass nur Künstler teilnahmeberechtigt sind, die bislang nicht in Russland aufgetreten sind und auch nicht vorhaben, dies bis zum Eurovision Song Contest in Rotterdam noch zu tun. Jamala (ESC-Gewinnerin von 2016 in Stockholm) , die wegen ihrer bohrenden Fragen zur politischen Gesinnung der Kandidaten zur Buh-Frau geworden war, wurde als Jurorin durch die beliebte Sängerin Tina Karol (2006 in Athen) ersetzt, durfte aber neben Verka Serduchka (2007 in Helsinki) als Gaststar auftreten.
Politisches im Unpolitischen
Ansonsten blieb der Wettbewerb, der wie gewohnt im Auftrag des öffentlich-rechtlichen ukrainischen Fernsehens von dem Privatsender STB organisiert wurde, unverändert - auch was die musikalische Vielfalt und das künstlerische Potenzial der Teilnehmer anging. Obwohl die Show sich unpolitisch gab, zeigte sich in vielen Beiträgen der Wunsch, ukrainische Identität zu transportieren. So erinnerte Sängerin Krutь mit dem Nationalinstrument Bandura an die Verfolgung der Kobzary, ukrainischer Barden, während des Stalinismus. Die Wahl von Go-A, die mit "Solovey" ukrainische Folklore in modernem Gewand präsentieren, ist auch vor diesem Hintergrund zu verstehen.