Arabella Kiesbauer: Die Talkmasterin
Die deutschen Zuschauer kennen sie noch als das Gesicht der 90er-Jahre Talkshow "Arabella". Als erste farbige Moderatorin in Deutschland talkte sich Kiesbauer mit echten Gästen durch Themen wie "Vorspiel, nein danke", "Er will Kinder, sie Karriere" oder "Ungeschminkt geh' ich nicht vor die Tür".
Dann kam der Bruch mit ProSieben und sie wurde wegen Unstimmigkeiten im Konzept der Talksendung entlassen. Einst als hoffnungsvolle Nachwuchsmoderatorin mit dem Bayrischen Fernsehpreis geehrt, war sie nach ihrer Sendung als "Nachmittagsquasselstrippe" abgestempelt. Ihr Traum, eine Abendshow zu moderieren, lag damit erst einmal auf Eis. Jetzt moderiert sie das größte Musikevent der Welt - den Eurovision Song Contest. Zusammen mit ihren österreichischen Kolleginnen Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler komplettiert die 46-Jährige das ESC-Moderatoren-Trio. Das Motto "Building Bridges" dürfte Kiesbauer gut repräsentieren: Sie ist Integrationsbotschafterin des österreichischen Bundesministeriums, spricht Französisch, Englisch sowie Spanisch fließend und nicht zuletzt stammt ihr Vater aus Ghana - also die Internationalität in persona. Die Botschaft von Offenheit und Toleranz, die Conchita Wurst vorgegeben habe, hinauszutragen, sei für sie eine besondere Aufgabe, so Kiesbauer.
"Ich powerte mich regelrecht aus"
Schon während ihres Studiums der Publizistik und Theaterwissenschaften in Wien arbeitete Kiesbauer als Moderatorin. Für den Österreichischen Rundfunk moderierte sie die Jugendsendung "X-Large". Als Jörg van Hooven, der damalige Chefredakteur von ProSieben sie vor der Kamera sah, holte er sie nach Deutschland - die Idee der Talksendung "Arabella" entstand. Zusätzlich zu "Arabella" stand sie ab 2002 für den ORF vor der Kamera. Sie moderierte die Musik-Castingshow "Starmania" und fünf Mal die Übertragung des Wiener Opernballs. Damit schaffte sie den Sprung in die lang ersehnten Abendshows. Auch in der Schweiz war Kiesbauer an einer Musik-Castingshow beteiligt. In "Music Star" war sie Teil der Jury.
Der Neubeginn
Als Moderatorin, Jury-Mitglied und Buchautorin pendelte sie nur noch zwischen München, Wien und Zürich hin und her. Das war die hektischste Zeit in ihrem Leben: "Ich hatte es wirklich übertrieben, powerte mich regelrecht aus. Das nahm mir den Spaß! Es ist nicht lustig, wenn man mehr Zeit am Flughafen verbringt, als zuhause, weil ich einfach jeden zweiten Tag in einer anderen Stadt moderierte."
Eine Miles-and-more-Abrechnung habe ihr damals die Augen geöffnet. "Da habe ich beschlossen, mein Tempo im Job sukzessiv herunterzufahren." Im TV machte sich Kiesbauer rar und gründete eine Familie mit dem Unternehmer Florens Eblinger. Erst 2012 sah man die zweifache Mutter wieder auf österreichischen Bildschirmen. Damals startete sie mit dem "Kiddy Contest" und der Übertragung der Charity-Veranstaltung "Life Ball" ihr TV-Comeback im ORF.
Im Dirndl vor der Kamera
In Österreich scheint sie sich auch heute beruflich wieder wohl zu fühlen. Im Dirndl moderiert sie seit Mai vergangenen Jahres dort auch die Doku-Soap "Bauer sucht Frau". Auch wenn der Name identisch ist, ähnelt die Aussage der Sendung dem deutschen Pendant laut Kiesbauer nicht: "Man begegnet Bauern mit Respekt und Wertschätzung. Beim deutschen Pendant habe ich das Gefühl, dass das manchmal auch ein bisschen eine Lachnummer ist. Das gibt es in der österreichischen Sendung nicht."
Ihrem Job als Moderatorin steht Kiesbauer heute unaufgeregt bodenständig gegenüber. Sie wolle sich nie wieder von ihrem Beruf so vereinnahmen lassen: "Ich muss mir nichts mehr beweisen, Bücher schreiben oder sonst etwas tun, um mein Ego zu befriedigen." Stattdessen wolle sie sich auf ihr Familienleben konzentrieren. "Ich kann sagen: I've seen it, I've done it, I've been through!" (engl.: Ich habe es gesehen, ich habe es getan und ich bin damit durch!)