Stand: 18.01.2011 10:13 Uhr

Island: Die exzentrische Insel

Wasserfall auf Island © © Ragnar Th. Sigurðsson
Island ist bekannt für seine Wasserfälle.

Dafür, dass Island mit rund 323.000 nur etwas mehr Einwohner als die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn hat, findet sich auf der Vulkaninsel im Nordatlantik eine ausgesprochen lebendige Musikszene. Die isolierte Lage und die extremen geologischen und klimatischen Verhältnisse haben vermutlich ihren Teil dazu beigetragen, dass der isländischen Musik bis heute der Ruf vorauseilt, ein wenig exzentrisch zu sein.

Sagaliteratur

Die Geschichte Islands ist vergleichsweise jung. Irische Mönche sollen sich dort als erste niedergelassen haben, bevor die Insel im 9. Jahrhundert von den Wikingern besiedelt wurde. Von der Landnahme der Wikinger, ihren Familiengeschichten und Heldentaten berichten die isländischen Sagas als früheste Schriftzeugnisse. Daneben bilden die "Edda", ein Handbuch für höfische Dichter, und die so genannte "Lieder-Edda" wichtige Zeugnisse der frühen isländischen Geschichte. Dabei sollte man sich von dem Namen "Lieder-Edda" nicht in die Irre führen lassen, denn die darin zusammengetragenen Lieder wurden weniger gesungen als gesprochen. Dies gilt auch für die volkstümlichen "Rímur", Reimgedichte mit oft weit über 1.000 Versen.

Kampf gegen die Naturgewalten

Von den Melodien, die zu einzelnen Liedern existiert haben mögen, ist nur wenig überliefert, erhalten haben sich neben Kirchenliedern nur die sogenannten "Zwiegesänge", ein seltenes Beispiel für volkstümliche Mehrstimmigkeit in Nordeuropa. Seuchen, klimabedingte Hungersnöte und Vulkanausbrüche dezimierten die Bevölkerung immer wieder auf wenige 10.000 Menschen. Das harte Leben südlich des Polarkreises ließ nur wenig Raum für musikalische Entfaltung. Erst im 18. Jahrhundert entstand mit dem "Langspil", einer Art Streichzither, das erste einheimische Musikinstrument. Das eigentliche musikalische Leben spielte sich jedoch im weit entfernten Dänemark ab, zu dem Island seit 1397 gehörte.

Nationaler Aufbruch

Im 19. Jahrhundert kamen auch in Island Nationalstaatsbestrebungen auf. Zahlreiche junge Komponisten ließen sich im Ausland ausbilden, um später in der Heimat in nur wenigen Jahren eine eigene isländische Kunstmusik zu erschaffen, die nicht nur verschollene Traditionen wiederbelebte, sondern verschiedenste ausländische Einflüsse verarbeitete. Parallel schwappten europäische Tanzmoden wie Polka und Walzer nach Island. Das erste professionelle isländische Tanzorchester wurde allerdings erst 1920 gegründet. Als Dänemark 1940 von deutschen Truppen besetzt wurde, marschierten die Briten in Island ein, um einer deutschen Invasion zuvorzukommen. 1944 löste sich die Insel dann endgültig von Dänemark.

Experimentelle Vielfalt

Die isländische Sängerin Björk bei einem Konzert in Athen 2008 © picture-alliance/ dpa Foto: epa ANA Mavrona
Ende der 80er-Jahre wurde Björk zu Islands musikalischem Exportschlager.

Die Präsenz britischer (und später amerikanischer) Soldaten wirkte sich - auch durch den Radiosender des US-Militärstützpunkts Keflavík - nachhaltig auf die isländische Musikszene aus. Früher als andere Länder Europas wurden die Isländer mit neuen Strömungen wie Rock’n’Roll und Beat vertraut und entwickelten ab den 70er-Jahren eigene Spielarten des Folkrock in isländischer Sprache. Vor allem die Punkbewegung hinterließ markante Spuren: Ende der 80er-Jahre brachte sie mit den Sugarcubes und Leadsängerin Björk den wohl bekanntesten Musikexport des Landes hervor. Angesichts der Randlage zwischen den USA und Europa setzen isländische Künstler bis heute verstärkt auf ungewöhnliche Klangexperimente, um sich auf den internationalen Musikmärkten behaupten zu können.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 13.05.2017 | 21:00 Uhr

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