Stand: 10.05.2014 00:30 Uhr

2014: Eurovision Song Contest in Kopenhagen

Bühnenspektakel und urkomische Requisiten

Ganz unberechtigt sind die Lästereien über das äußere Erscheinungsbild der B&W Halle vielleicht nicht - aber von innen hat sie einiges zu bieten. Dank der aufwendigen Bühnen- und Lichttechnik wurden vielseitige Stimmungen erzeugt. So wirkte der Goldregen bei Conchita Wurst genauso wie der verspielte Hintergrund zum niederländischen "Calm After The Storm". Hinzu kommen gelungene Effekte, wie sie zum Beispiel bei den hippen Griechen eingesetzt wurden: schnelle Schnitte, Zeitlupen, rhythmische Inszenierungen.

Montenegro Sergej Ćetkovićs © NDR Foto: Rolf Klatt
Warum nicht? Beim ESC kann man schon mal einen "Schlittschuh-Läuferin" mitbringen, wie Sergej Ćetkovics aus Montenegro.

Große Requisiten brauchte es da fast gar nicht. Trotzdem versuchen einige Teilnehmer ihr Glück natürlich: Sergej Ćetković aus Montenegro hat für die Bühnenshow eine rollschuhfahrende Schlittschuh-Läuferin mitgeschickt. In Ruth Lorenzos Welt hingegen regnet es, die Spanierin nimmt ihren Songtitel ernst und tanzt wirklich im Regen - die LED-Wände zeigen, was sie können.

Während die Tolmachevy Sisters aus Russland wippen - sie sind schließlich Zwillinge, das haben sie in ihrer Kindheit bestimmt auch schon gemacht-, haben die Rumänen sich eine ganz besondere Requisite mitgebracht: Ein überdimensionales rundes Piano - das allerdings etwas unbeholfen bedient wird.

Der Fall Conchita Wurst

"Sicherlich der Auftritt, der vorher am meisten polarisiert hat", stellt Peter Urban fest, als Conchita Wurst die Bühne betritt. Doch im Großen und Ganzen ist bei vielen nur eines geblieben: Euphorie. Und die Live-Performance setzt nun noch einen drauf: Ausgetüftelt von Anfang bis Ende - mit Goldregen und einer Kamera- und Lichtführung, die die bärtige Aussage des 25-jährigen Tom Neuwirth geschickt in Szene setzt. "Aufgestiegen aus der Asche, in der Österreich beim Song Contest seit Ewigkeiten fest saß. Ob Mann oder Frau, mit oder ohne Bart, Conchita singt diese James Bond-Ballade blendend, der Rest ist doch wurscht!", so Peter Urbans Urteil - ein Satz, der im Laufe des Abends noch wichtig wird.

Unsere Mädels von Elaiza

Deutschland: Elaiza © NDR Foto: Rolf Klatt
Sie hatten einen tollen Auftritt, aber leider landen Elaiza nur auf Rang 18.

"Is It Right?" Wir können sagen: Ja, am Ende stimmte dann alles. Vom Stress der letzten Tage, in denen die Bühnenshow von Elaiza noch mal überarbeitet wurde, ist nichts zu merken. Ela singt mit fester Stimme und stellt den Kontakt zur Kamera her, Yvonne und Natalie strahlen wie immer. Auch die Sandwich-Startposition zwischen zwei der Favoriten, Conchita Wurst und Sanna Nielsen, tut der Stimmung keinen Abbruch. Am Ende gibt's Lametta - allerdings nicht mehr so viel, dass die drei darin untergehen, wie noch beim Juryfinale. Am Ende holen die drei Mädels, die sich als Wildcard-Gewinner im Kampf um die ESC-Teilnahme gegen Größen wie Unheilig und Santiano durchgesetzt haben, den achtbaren 18. Platz - eine bessere Platzierung als im vergangenen Jahr.

Kurzweiliger Abend

Der Dänische Rundfunk DR, Veranstalter der großen Show, hat sich Mühe gegeben, Europa einen abwechslungsreichen und kurzweiligen Abend zu bieten: Die Idee, die Teilnehmer für den Vorspann während der Umbaupausen ihre Landesflagge mit Materialien ihrer Wahl nachbasteln zu lassen, sorgte für angenehme Umbaupausen, genauso wie das "Eurovision Book of Records". Auch die Einspielfilme mit dem beliebten und unterhaltsamen dänischen Schauspieler Pilou Asbaek vom Moderatoren-Trio lassen fast vergessen, dass der Abend eigentlich ziemlich lang ist. Angespannte Gesichter bescherte allerdings ein Interval Act während der Votingphase, in dem auf freistehenden und sehr wackligen Leitern herumgeklettert wurde.

Spannender Kampf um die Top 5

Nach dem unterhaltsamen folgt der spannende Teil des Abends: die Punktevergabe. Am Anfang streut sich das Feld sehr breit: Punkte werden vereinzelt an unterschiedliche Teilnehmer vergeben; zwölf Punkte gehen an Russland und Österreich, an die Niederlande, Spanien, Aserbaidschan und Schweden. Nachdem acht Teilnehmerländer ihre Punkte vergeben haben, kristallisiert sich ein erster Favorit heraus: András Kállay-Saunders aus Ungarn. Doch dann steigen andere vorher hoch gehandelte Beiträge mit in das Rennen ein: Österreich, Armenien, die Niederlande, Schweden und Ungarn liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, während der Rest weit zurückbleibt. Deutschland hat andere Präferenzen: Unsere acht Punkte gehen an Dänemark, unsere zehn Punkte an die polnischen "Slavic Girls" und die volle Punktzahl gibt es für die Ballade der niederländischen The Common Linnets. Von uns bekommt Conchita Wurst nur sieben Punkte - doch von den anderen Teilnehmern wird sie mit Punkten überschüttet. Sie übernimmt Führung, bekommt zwölf Punkte am laufenden Band, von Schweden und Portugal genauso wie von Finnland und Belgien. Conchita Wurst kann es nicht fassen: Freudentränen überkommen sie, die Stimme bricht weg.

Siegerin unter Tränen

Und dann besteht kein Zweifel mehr: Conchita Wurst gewinnt den Eurovision Song Contest 2014. Auch, wenn sie große Aufmerksamkeit bekommen hat und ihre Chancen sowohl von Fans und Experten als auch in den internationalen Wettbüros als hoch eingeschätzt wurden - der große Abstand, mit dem sich Österreich durch eine provokative Performance den Titel vor den Niederlanden, Schweden, Armenien und Ungarn gesichert hat, kommt doch überraschend. Auch Conchita selbst kann es kaum fassen: Als sie zwischendurch im Greenroom angesprochen wird, kämpft sie mit den Tränen. Und auch ihre Worte nach der Siegerverkündung sind rührend: "Dieser Abend gehört denen, die für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen." Conchita selbst hat mit ihrem Bart-Symbol gekämpft - für mehr Toleranz und dafür, dass es egal ist, welches Geschlecht man hat. Und sie kündigt an, diesen Kampf weiterzuführen: "Europa hat heute gezeigt, dass wir fortschrittlich sind und dass wir vorwärts gehen wollen - und alle anderen: Tut mir leid, für euch haben wir keine Zeit“, sagt sie kurz nach der Show im Interview.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr

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Österreich

2014

Gewinner

Norwegen: Carl Espen © NDR Foto: Rolf Klatt

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