Greta Thunberg: Tochter eines schwedischen ESC-Stars
Greta Thunberg ist Klimaaktivistin und Galionsfigur einer ganzen Generation deutscher Schülerinnen und Schüler, die freitags bei den "Fridays for Future"-Kundgebungen für den Klimaschutz demonstrieren. Sie sagen, sie verlegten ihre Schule auf die Straße - so wie Greta Thunberg. Gegner der Aktionen sagen, sie schwänzten die Schule. Aber spricht Greta, hört es sich doch eher wie bei einer Projektwoche in einer Schule an. Im März bekam Greta Thunberg für ihr Engagement den Sonderpreis Klimaschutz der "Goldenen Kamera". Für den Friedensnobelpreis ist die 16-jährige Schülerin mittlerweile auch vorgeschlagen. Den alternativen Nobelpreis hat sie gewonnen.
Ende vorigen Jahres rüttelte sie beim UNO-Klimagipfel in Kattowitz mit ihrer Rede die Delegierten der Konferenz ganz schön auf. Schon Monate zuvor war sie mit Freundinnen und Freunden vor das Parlament in Stockholm gezogen, um dort gegen die Umweltpolitik zu protestieren. Dass die junge Schwedin für ihr Engagement neben vielen Nacheiferern auch viel Hass im Netz erntete, wurde in extra 3 ausführlich erörtert.
Malena Ernman: Greta Thunbergs Mutter
Man durfte sich fragen: Woher rührt Thunbergs politische Wachheit? Ist sie eine typische Gymnasiastin, die die Frage des Kampfs gegen den Klimawandel mehr bewegt als alle anderen? Gewiss, dies auch. Aber sie hat in ihrer Familie jede Menge Vorbildlichkeit erfahren, ja, auch Ermutigung - und damit ist die Brücke zum ESC geschlagen. Ihre Mutter ist eine berühmte schwedische Sängerin und ESC-Teilnehmerin, die auch schon in Deutschland, etwa in Frankfurt am Main auf der Opernbühne stand: Malena Ernman. 2009 sang sie für Schweden beim ESC in Moskau, belegte aber mit dem pompösen "La Voix" lediglich den 21. Platz. Greta Thunberg war, als ihre Mutter versuchte, den Gipfel der ESC-Welt zu besteigen, sechs Jahre jung. Ernman engagiert sich ebenfalls für den Umweltschutz. So verzichtet auch sie - wie Tochter Greta - auf Flüge und nimmt keine internationalen Engagements an, die nicht mit der Bahn zu erreichen sind.
Klima ist immer wieder auch ein ESC-Thema
Ernman und ihr Mann Svante Thunberg veröffentlichten 2018 das Bekenntnisbuch "Scene ur hjärtat" - zu deutsch: "Szenen aus dem Herzen". Eine intensive Schilderung ihres durchaus krisenhaften Familienlebens und wie sehr dieses auch die weltweite Klimakrise spiegele. Ob man das für übertrieben oder überheizt oder für weit hergeholt hält: Ihre Tochter ist sozusagen auch im Auftrag künstlerisch und politisch höchst aktiver Eltern unterwegs. Sie alle drei zusammen stellen demnächst auch in Deutschland ein Buch vor, das ihr Engagement näher schildert: Es heißt "Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima" und ist verfasst von der ganzen Familie: Greta, ihrer jüngeren Schwester Beata und den Eltern.
Das zu erwähnen, ist im Zusammenhang mit dem Eurovision Song Contest nicht irrig, vielmehr passt es zur Geschichte des ESC mit seinen vielen friedensbewegten und sozialkritischen Liedern, von Nicoles "Ein bisschen Frieden" (1982) über Toto Cutugnos "Insieme" (1990) bis zu Ruth Jacotts "Vrede" (1993). Und manchmal ausdrücklich umweltkritischen Beiträgen: etwa Karolin Krüger 1988 für Norwegen mit ihrem eher allgemeinen, lyrischen "For vår jord" (deutsch: "Für unsere Erde"). 2011 in Düsseldorf sang der Finne Paradise Oskar in "Da Da Dam" vom Sterben unseres Planeten und einem kleinen Jungen, der auszog, ihn zu retten. Aus deutscher Sicht und politisch explizit besonders muss hier Katja Ebsteins Lied "Diese Welt" von 1971 erwähnt werden - mit diesem, in Text, Melodie wie Arrangement dramatisch guten ESC-Beitrag, ist vieles auf den Punkt gebracht, was erst einige Jahre später zu einer globalen Bewegung werden sollte - bis hin zu jungen Menschen von heute wie Greta Thunberg.