Der Hammer!
Das ist die Geschichte eines Märchens, das sich am 13. März 2014 in Köln zutrug: Elaiza, eine Drei-Frauen-Band aus Berlin, gewinnt den ESC-Vorentscheid für Kopenhagen. Sie kamen, sozusagen, von ganz unten: Im Internet via YouTube für das Clubkonzert beworben und angenommen worden, um schließlich schon mal im Hamburger Edelfettwerk überhaupt so gut zu sein, dass man (Frau) in Köln teilnehmen darf. In der Lanxess-Arena hatten Elaiza es mit ziemlich viel Prominenz zu tun: Nicht nur Madeline Juno, die in der ersten Runde hängen blieb. Vor allem mit Unheilig, mit dem Grafen, von dem doch alle glaubten, er brauche nur die Trauben zu pflücken, die sich ihm im Weinstock der Eurovision bieten.
Von Cinderellahaftigkeit zur Höchstform
Aber er konnte nicht damit rechnen, dass da drei Frauen mit Kontrabass, Akkordeon, Tuba und Balalaika mit der Anmutung von Cinderellahaftigkeit zur Höchstform auflaufen würden. Und wie: Als Elaiza "Is It Right?" abermals in der zweiten Votingrunde gegen Unheilig singen sollten, wirkte Sängerin Ela schon ziemlich derangiert. Nein, das war keine feine Dame mehr, selbst der Anschein stimmte nicht mehr. Aber sie badete im Sympathiebad, zu dem die Kölner Arena für diesen Act wurde. Faktisch getragen vom Zuspruch des Publikums belebten sie das alte, immer wieder neue, also gültige ESC-Gesetz: Gespielt wird auf'm Platz. Wer am sympathischsten und nicht am gefälligsten rüberkommt, wird am Ende siegen.
ESC-Publikum mag offenbar Außenseiter
Das ist gut, denn es bestätigt auch die These, dass Meriten, die vorher gesammelt werden konnten, nicht zählen, wenn es zum direkten Wettbewerb kommt. Unheilig werden das am ehesten (und schmerzlichsten) begreifen müssen: Charterfolge der krachendsten Sorte zählen nichts, wenn man - als Goliath des Popbusiness - gegen angreifende Davidinnen anzutreten hat. Das Publikum mag Außenseiterinnen offenbar: Der Sieg von Elaiza fiel nicht einmal, wie an den Votingbalken, die Barbara Schöneberger vor Verkündung des Resultats und am Ende der Sendung zeigte, knapp aus.
"Einfach, nahbar und gut"
Die Show, das muss man resümieren, war so spannend wie nie. Drei Abstimmungen, ein Sieger-Act, der im Lande gefällt - mehr geht nicht. Schön, dass MarieMarie in die Vierer-Endrunde kam. Schade, dass Madeline Juno sich ihren stärkeren Song für den zweiten Durchgang aufsparte, sie aber schon im ersten Gang ausschied. Santiano müssen sich nicht grämen: So weit kam ein Shanty-Wacken-Männer-Macker-Act noch nie. Mit Elaiza wird es fein werden in Kopenhagen. Sie haben auch dort alle Chancen der Welt, aus der Aschenputtel-Position heraus zu performen. Die sehen einfach nahbar und gut auf der Bühne aus – und dass Ela, die Sängerin, familiäre Wurzeln in die Ukraine hinein hat, gibt dem Ganzen auch noch politisch einen guten Sinn. Offen gestanden: Ich freue mich über das Resultat. Und meinem sportlichen Gemüt hat es auch gesprochen. Klasse Abend!