Stand: 28.08.2009 14:36 Uhr

Hanne Krogh: "Meine Karriere hat mit dem ESC angefangen"

Schon mit 15 Jahren nahm sie am Eurovision Song Contest teil. Das war die Grundlage für ihre musikalische Karriere, die 1985 mit dem Duo Bobbysocks und einem ersten Sieg für Norwegen gekrönt wurde. Seitdem ist die Norwegerin "ESC-Wiederholungstäterin" und eine feste Größe im skandinavischen Musikbusiness. Hanne Krogh sprach mit eurovision.de am 28. August 2009 über das Siegen beim ESC, Alexander Ryback und die 1950er-Jahre.

eurovision.de: Sie haben bereits mit 15 Jahren am Grand Prix teilgenommen und einen 17. Rang erreicht. Ihr Durchbruch kam 1985 mit den "Bobbysocks". Wie kam es zum Duo?

Krogh: Die Idee bei den Bobbysocks war, die Gruppe aus zwei Solosängerinnen zu formieren. Das ist oft so: Man formt ein Duo, weil man es aus eigener Kraft nicht schaffen kann. Vielleicht sitzen wir daher, musikalisch gesehen, immer noch so fest im Sattel, weil wir alle diese Jahre seit dem Sieg als Duo so privilegiert waren, so viel Glück hatten. Wir haben stets umsetzen können, was immer wir uns vorgenommen hatten und uns so unsere Träume erfüllt. Es war eine fantastische Reise seit 1985. Davor auch schon, denn 1971 habe ich als junges Mädchen den Melodi Grand Prix, den norwegischen Vorentscheid, gewonnen mit "Lyken Er". Ich war noch ein junges Mädchen, die Plattenfirma schickte mich ins Rennen. So hat meine Laufbahn begonnen. Meine Karriere hat also mit dem Grand Prix angefangen.

eurovision.de: Dennoch kann sich ein Sieg beim ESC auch hinderlich auf die Karriere auswirken, es ist ein Risiko mit der Teilnahme verbunden.

Krogh: Man sagt: Wer beim Grand Prix gewinnt, stirbt - musikalisch gesehen. Der Sieg kann den künstlerischen Stillstand herbeiführen. Meine Erfahrung sagt aber, das stimmt absolut nicht! Für die meisten Musiker ist ein Sieg beim ESC der Höhepunkt ihrer Karriere. Für den diesjährigen Gewinner Alexander Ryback bildet dieser Sieg nur den Auftakt zu einer steilen Karriere. Er ist ein fabelhafter Musiker, ein toller Geiger, er übt und arbeitet seit seiner Kindheit mehrere Stunden am Tag und ist ein wunderbarer, warmherziger Mensch. Ich war neulich bei einem seiner Konzerte und er hat für seine Fans danach zweieinhalb Stunden lang Autogramme signiert.

eurovision.de: Wie groß ist das Interesse in Norwegen am heutigen ESC?

Krogh: Das Interesse ist wieder erstarkt, nicht erst durch Alexanders Sieg. Das ist gut, es gibt viel zu wenige Plattformen für Nachwuchskünstler, um sich der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Daher ist der Melodi Grand Prix so toll, weil sich die Künstler dort im großen Format präsentieren können. Ich hoffe sehr, dass der Eurovision Song Contest weiter starke Musiker hervorbringt und ins Rampenlicht katapultiert. Der ESC ist nach wie vor die größte musikalische Veranstaltung der Welt. Es ist zwar nur eine Nacht, aber diese eine Nacht ist fabelhaft, macht großen Spaß mit all dem Glamour und Glitter. Obwohl sich diese Show sehr von dem unterscheidet, was ich auf der Bühne mache. Ich erzähle dort Geschichten und singe.

eurovision.de: Wie verfolgen Sie den Grand Prix: Fahren Sie hin oder schauen Sie sich die Show im Fernsehen an?

Krogh: Ich schaue mir das im Fernsehen an. Dieses Jahr war ich gerade in Manhattan, New York. Ich war von einer norwegischen Delegation zu einem Feiertag nach Amerika eingeladen worden, um aufzutreten. Wir haben den Grand Prix in einem irischen Pub verfolgt, dort saßen Menschen aus der ganzen Welt. Die Atmosphäre war unglaublich! Ich wünschte, ich könnte diese Atmosphäre mitnehmen, das war super.

eurovision.de: Woher stammt eigentlich der Name des Duos Bobbysocks?

Krogh: (lacht) Elisabeth und ich wollten unsere Songs im Stile der 1950er-Jahre halten. Meine Eltern haben sich in New York kennengelernt und dort geheiratet. Meine Mutter erzählte immer von den Mädchen, die Pferdeschwänze und Söckchen trugen. Sie wissen schon, flache Schuhe und diese Söckchen, die bis zum Knöchel reichten, die wurden Bobbysocks genannt. Zwei Söckchen, zwei Frauen und die Assoziation zu den 50ern - wir dachten, das sei eine gute Analogie. Mir gefällt die Ära der 50er, weil man zu der Zeit gezwungen war, gute Musik zu machen. Damals gab es noch nicht so gute Produktionsmöglichkeiten wie heute.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 04.05.1985 | 21:00 Uhr

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