Anastasiya Vinnikova
"I Love Belarus", 2011 in Düsseldorf (Halbfinale)
Stand: 12.05.2011 23:59 Uhr

Weißrussland: Anastasiya Vinnikova

von Anja Kelber

Kämpferisch reckt Anastasiya Vinnikova die Faust in die Höhe - immer an der Stelle, an der sie den Titel ihres Songs singt: "I Love Belarus". Die Geste im Video zum weißrussischen ESC-Beitrag wirkt wie ein Ausrufezeichen: "So heißt mein Song und dabei bleibt’s jetzt, basta!"

Man wollte es ihr nicht verübeln, wenn es tatsächlich so wäre. Anastasiya Vinnikova und ihr Lied haben schließlich einiges durchgemacht, bevor sie nun unwiderruflich für den Eurovision Song Contest 2011 angemeldet wurden - unter anderem hatte der Song in den vergangenen Wochen drei verschiedene Titel.

 

VIDEO: Weißrussland: Anastasiya Vinnikova - I Love Belarus (3 Min)

In zwei Anläufen zur Interpretin ...

Dabei hatte die 19-jährige Linguistikstudentin aus Minsk zunächst sogar Glück. Ursprünglich war nämlich mit Katya Langer eine andere Sängerin für Düsseldorf nominiert - der wurde dann aber vorgeworfen, ihr Song sei bereits vor fünf Jahren aufgeführt worden. Beim weißrussischen Sender BTRC erinnerte man sich daraufhin an Vinnikova: Die war 2010 in der TV-Show "Music Court" mit einem Sowjet-Nostalgie-Stück namens "Born In Bielorussia" aufgetreten, dort aber nicht einmal bis ins Finale gekommen. Inzwischen jedoch schien BTRC Gefallen an der Nummer gefunden zu haben und nominierte sie für den ESC. Die offizielle Lesart lautete, der Sender habe aus 29 internationalen musikalischen Beiträgen den besten ausgewählt. An anderen Stellen war allerdings eher von "den richtigen Fürsprechern" die Rede.

 

Dennoch muss es nach der Entscheidung des Senders im Februar irgendwo Einwände gegen den eher rückwärtsgewandten Text des Liedes gegeben haben. Im März gab man bekannt: Der Song heiße nunmehr "I Am Belarusian" und der Text sei aufgepeppt worden und jetzt viel zeitgemäßer. Freunde von reibungslosen ESC-Vorentscheiden atmeten hier bereits erleichtert auf - voreilig: Es stellte sich heraus, dass auch Vinnikovas Song nach den Regeln zu früh veröffentlicht worden war. Nun musste ein ganz neues Stück her.

... und in drei Anläufen zum Song

Mit "I Love Belarus" präsentierte der in seiner Heimat renommierte Komponist Eugene Oleinik schließlich einen musikalisch moderneren Song, der nur noch vereinzelt Parallelen zum ursprünglichen Lied aufweist. Die Autorin Svetlana Geraskova schrieb dazu eine luftige Liebeserklärung an die schönen weißrussischen Lande.

Die Sängerin selbst hätte das Liedchen-wechsel-dich-Spiel sicher auch noch länger mitgemacht - Hauptsache, für sie gibt es überhaupt etwas zu singen. Anastasiya soll nämlich bereits im Kindergarten besessen gewesen sein vom Gesang. Mit vier Jahren, so berichtet sie, war sie in ihrer christlich-orthodoxen Kirchengemeinde das einzige Kind, das Melodien trällerte, während alle anderen still dasaßen. "Pater Gregor sagte: 'Anastasiya, du wirst einmal eine Sängerin' - und dann beträufelte er mich mit Weihwasser", erzählt Vinnikova lächelnd.

2007 erreichte Weißrussland den sechsten Platz

Den bislang besten Platz erreichte Weißrussland 2007 mit dem Sänger Dimitry Koldun. Dieses Ergebnis zu toppen, war sicher das Ziehl des ehrgeizigen Multitalents. Koldun landete auch dem sechsten Platz. Doch am 12. Mai war der Traum bereits ausgeträumt: Im zweiten Halbfinale scheiterte Anastasiya Vinnikova, ihr Song wurde nicht ins Finale gewählt.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2011 | 21:00 Uhr

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