Stefan Gwildis
Er sei ein talentierter Charme-Bolzen mit George-Clooney-Blick und seine Stimme rufe Gänsehaut, Knieflattern und feuchte Hände hervor. Das sind die üblichen Kommentare der Fans, wenn das Gespräch auf den 47-jährigen Sänger kommt. Seitdem im Juni 2003 sein Debüt-Album "Neues Spiel" erschien, ist diese Fangemeinde stark angewachsen und Stefan Gwildis über Norddeutschland hinaus bekannt geworden. Dabei war die Platte ein Wagnis. Zusammen mit seinen "künstlerischen Weggefährten", wie er sie selbst nennt, Michy Reincke und Rolf Claussen, interpretierte er für "Neues Spiel" amerikanische Soulklassiker neu. Das Besondere daran sind die deutschen Texte, in die das Trio sehr viel Zeit und Herzblut investierte. So wurde aus Bill Withers "Ain't no Sunshine" der Titel "Allem Anschein nach bist Du's". Das Experiment hatte Erfolg, und der 46-Jährige erhielt 2004 die "Goldene Stimmgabel" als "Newcomer des Jahres".
Ein Barmbeker Jung
Stefan Gwildis hat vielleicht etwas länger auf seinen Durchbruch warten müssen. Doch ging es dem 1958 geborenen Sänger immer um Musik und seine musikalische Freiheit. Bei ihm ist das keine Floskel, sondern es hat sein Leben bestimmt. Aufgewachsen im Hamburger Stadtteil Barmbek begann er sein Berufsleben mit 19 am Thalia Theater, wo er in Fecht- und Stuntszenen mitwirkte. 1982 gründete er das Musikduo Aprilfrisch und schlug sich als Straßenmusiker, Lagerarbeiter, Lkw-Fahrer, Sonnenbankaufsteller und Weihnachtsmann durchs Leben. Es folgten Musiktheater, Musicals, eine eigene Band namens "Stefan Gwildis & the Drückerkolonne". Einige seiner Fans sind ihm seit langem treu. Auf seiner Internetseite "www.stefangwildis.de" finden sich Einträge im Gästebuch von Leuten, die ihn noch von seiner Zeit als Straßenmusiker kennen. Eines schätzen sie besonders an ihm: Dass er bodenständig geblieben ist, ein Vollblutmusiker mit Freude an Live-Auftritten.
Wunderschönes Grau
Anfang Februar 2005 kam Gwildis’ zweites Album "Nur wegen Dir" auf den Markt und erreichte auf Anhieb Platz 11 der Charts. Unter den Titeln befinden sich neben Soulklassikern wie Van Morrisons "Brown Eyed Girl" diesmal auch Eigenkompositionen. Darunter der Titel "Wunderschönes Grau", mit dem Gwildis das Schmuddelwetter seiner Heimatstadt besingt– für den überzeugten Lokalpatrioten eine "längst fällige Ode an dieses wunderschöne Naturspektakel, das wir hier im Norden erleben dürfen. Blau kann jeder". Möglicherweise war den Zuschauern von "Germany 12 Points" blauer Himmel und Sonnenschein dann doch lieber. Jedenfalls schaffte es Gwildis' Titel nicht in den zweiten Wahlgang.