Spanien: Rodolfo Chikilicuatre
Seit im Jahr 2004 Ramon mit dem zehnten Rang die letzte akzeptable Platzierung für Spanien geholt hat, scheint ein Fluch auf den iberischen Grand-Prix-Kandidaten zu lasten. Egal ob von Son de Sol, Las Ketchup oder D'Nash vorgetragen - spanische Rhythmen landeten in den vergangenen drei Jahren in schönster Regelmäßigkeit im untersten Tabellenkeller, obwohl ebenso regelmäßig zwölf Zähler aus Andorra auf das spanische Punktekonto flossen. Das miserable Abschneiden ließ das Zuschauerinteresse in der Heimat immer weiter schrumpfen, also zog die spanische Fernsehanstalt RTVE in diesem Jahr die Reißleine: Ein neues Konzept musste her, damit der Wettbewerb gerettet wird. Die Fernsehgewaltigen tauften ihren neuen Vorentscheid "Salvemos Eurovisión" und setzten auf die Zugkraft des Internet. Doch das Netz erwies sich als unberechenbar und bescherte den Spaniern den unwahrscheinlichsten aller Grand Prix Helden: Rodolfo Chikilicuatre. Mit seiner eigenwilligen Show konnte er immerhin ein besseres Ergebnis erzielen als D-Nash im Vorjahr - Platz 16 hieß es für ihn am Ende.
Ein Argentinier als Retter für Spanien?
Laut seiner Biografie ist Chikilicuatre, dessen Frisur entfernt an Elvis Presley erinnert, 1972 in Argentinien zur Welt gekommen. Seine Leidenschaft für die Musik soll der kleine Rodolfo von seinem Vater geerbt haben. Obwohl dieser ein begeisterter Fagottspieler war, schenkte er seinem dreijährigen Sohn eine Gitarre. Die musikalische Karriere von Rodolfo Chikilicuatre nahm aber erst richtig Fahrt auf, als er sich ein paar Gitarrensaiten leistete und nach Spanien auswanderte. Dort schrieb er den Song "Baila el Chiki Chiki", dessen Stil entfernt an Reggaeton erinnert, und erfüllte sich mit der Teilnahme am spanischen Vorentscheid einen langgehegten Traum.
Die Entscheidung
Von den zehn Teilnehmern, die am 8. März zum Finale von "Salvemos Eurovisión" antraten, hatte das spanische Fernsehen fünf Kandidaten von einer Jury bestimmen und fünf per Online-Voting auf der Musik-Community MySpace ermitteln lassen. Rodolfo Chikilicuatre trat als Gewinner der MySpace-Abstimmung an, weil dem zunächst Erstplatzierten, Antonio González, eine Manipulation der Wahl nachgewiesen werden konnte. Die Organisatoren waren bis zur finalen Show mit ihrem neuen Konzept sehr zufrieden. "Salvemos Eurovisión" war endlich wieder ein großes Thema in den spanischen Medien. Sorgen machte den RTVE-Verantwortlichen nur der Favorit: Chikilicuatre mit seiner nasalen Stimme und seinem schräg dahinplätschernden Song entsprach so gar nicht ihrer Wunschvorstellung von einem geeigneten Kandidaten. Aber die Geister, die sie im Internet riefen, wurden sie nicht mehr los: "Baila el Chiki Chiki" erwies sich im Finale als unschlagbar.
Flucht in die Satire
Aber mit der Wahl von Rodolfo Chikilicuatre stellten die spanischen Televoter das Konzept von "Salvemos Eurovisión" komplett auf den Kopf. Statt den Wettbewerb zu retten, entschied sich die Mehrheit der Zuschauer dazu, ihn nicht mehr ernst zu nehmen. Denn hinter der Kunstfigur Rodolfo Chikilicuatre verbirgt sich der in Spanien populäre Komiker und Schauspieler David Fernández Ortiz. Der hatte den schrägen Lateinamerikaner und dessen Song "Baila el Chiki Chiki" für die Late-Night-Show eines spanischen Privatsenders erfunden. Dann aber schlug deren Moderator, Andreu Buenafuente, seinem Schützling vor, den Titel auch beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest auszuprobieren. Die Idee hatte Erfolg - und Rodolfo trat im ESC Finale 2008 an. Am Ende hieß es Platz 16 für Spanien.