Rumänien: Nico und Vlad Mirita
Was hätten die Rumänen nach dem Sieg von Nicoleta Matei und Vlad Mirita beim rumänischen Vorentscheid "Selecţia Naţională" am 23. Februar doch für schöne Schlagzeilen genießen können: "Junger Tenor verhilft schöner Sängerin nach fünf vergeblichen Anläufen zur langersehnten Grand Prix Teilnahme". Stattdessen sahen sich die Verantwortlichen des rumänischen Fernsehsenders TVR einer Flut von Anschuldigungen gegenüber, die den Sieg des Duos in Frage stellten.
Kampagne der anonymen Kritiker
Als erstes fiel das hässliche Wort "Plagiat": Kaum waren die letzten Töne beim rumänischen Vorentscheid verklungen, behaupteten anonyme Kritiker, der Gewinnertitel "Pe-o margine de lume" - auf Deutsch "Am Ende der Welt" - sei eine Kopie. Der Komponist Andrei Tudor habe sich demnach bei dem Song "La magia de corazon" bedient, mit dem David Bustamante und David Demaria 2002 beim nationalen Vorentscheid in Spanien Dritte geworden waren. Das zweitschlimmste Vergehen beim Contest ist die vorzeitige Veröffentlichung eines Wettbewerbsbeitrages. Die magische Grenze für den diesjährigen Grand Prix war der 1. Oktober 2007. Diesmal kolportierte ein Blog-Eintrag, dass "Pe-o margine de lume" vor diesem Datum im rumänischen Radio gelaufen sei. Und wieder blieb der Ankläger anonym. Schließlich wurde den Organisatoren des rumänischen Fernsehens von unbekannter Seite eine Manipulation des Vorentscheids vorgeworfen. Angeblich hätte das Management von Nico und Vlad bereits vor dem Finale von "Selecţia Naţională" die Tickets nach Belgrad gebucht.
Freispruch für den Siegertitel
Nach ein paar Tagen der Unsicherheit und zahlreichen Untersuchungen wiesen die TVR-Verantwortlichen sämtliche Vorwürfe als haltlos zurück und bestätigten "Pe-o margine de lume" als Siegertitel. Nicoleta Matei, die seit ihrem ersten Versuch 2003 ununterbrochen zum Teilnehmerfeld des rumänischen Vorentscheids gehörte, konnte endlich aufatmen. Eine Disqualifikation hätte sie nach fünf vergeblichen Versuchen wohl nur schwer verkraftet. 2005 hatte sie im Duett mit dem zweiten Dauerteilnehmer Mihai Traistariu den dritten Platz geholt. 2006 war sie zusammen mit der Boygroup Akcent auf Platz zwei gelandet – hinter einem überglücklichen Gewinner Traistariu. Und mit ihrer Qualifikation für das Finale haben sie ihre Kritiker wohl endgültig zum Schweigen gebracht. Im Finale schnitten sie aber weniger erfolgreich ab - Platz 20 hieß es für sie am Ende.
Ausgezeichnete Interpretin
Am 1. Februar 1970 im rumänischen Ploieşti geboren, kannte Nicoleta Matei nach eigener Aussage nur ein Ziel: Sie wollte ein Star werden. Sie besuchte in ihrer Heimatstadt eine Schule für populäre Künste, die sie 1990 erfolgreich abschloss. Es dauerte aber noch weitere sechs Jahre, bis die damals 26-Jährige in Constanţa ihren ersten Preis gewann. Beim Festival für Varieté, Show und Theater am Schwarzen Meer wurde sie als "Beste weibliche Stimme" ausgezeichnet. Es sollte nicht die einzige künstlerische Leistung von Nico bleiben: Es folgten zahlreiche erfolgreiche Auftritte bei Musikwettbewerben in Rumänien, Kasachstan und Bulgarien und drei erfolgreiche Studioalben.
Tenor aus Târgovişte
Ihren ersten Sieg beim rumänischen Vorentscheid verdankte Nicoleta Matei auch der stimmgewaltigen Unterstützung von Vlad Mirita. Der 26-Jährige startete seine klassische Musikausbildung an der Kunstschule seiner Geburtsstadt Târgovişte. Nach dem Abschluss 2000 ging der Tenor bei mehreren rumänischen Meistern in die Lehre und gehört seit 2006 zu den festen Solisten am Nationalen Opernhaus von Bukarest. Aber welcher klassische Sänger landet nach Nabucco, Carmen und Aida beim Grand Prix? Vlad Mirita hatte schon immer einen Faible für die leichte Muse: 2002 nahm er in dem rumänischen Badeort Mamaia am gleichnamigen Musikfestival teil und gewann mit einem klassisch vorgetragenen Popsong den ersten Platz. Er war damit der erste rumänische Sänger, der mit diesem Rezept populär wurde und in der Folge zahlreiche Wettbewerbe und Auszeichnungen gewinnen konnte.
Auch der Grand Prix Beitrag "Pe-o margine de lume" ist eine Mixtur aus Klassik und Moderne – inklusive italienischer Textzeilen und erinnert an Andrea Bocelli und Sarah Brightman und deren Hit "Time To Say Goodbye".