Omar Naber: Ein sanftmütiger Punkrocker
Ruhige Klaviertöne, langsames Tempo, zarte Stimme - so beginnt "On My Way", der Titel für den ESC 2017 des slowenischen Sängers Omar Naber. Dann setzen Violinen ein und untermauern die melancholische, gedämpfte Atmosphäre, bis der Refrain mit viel instrumenteller Wucht die dramatische Stimmung zu einem pathetischen Höhepunkt steigert. Es ist eine Ballade in perfekter Disney-Manier.
Die Rückkehr des Mädchenschwarms zum ESC
Ein Teenager-Idol kehrt zurück, könnte man sagen. Denn 2005 nahm Omar Naber seinen ersten Anlauf auf den Eurovision Song Contest - kurioserweise damals wie heute in Kiew. "Es ist, als wäre ein Magier gekommen und hätte mich mit einem Zauber belegt - natürlich einem positiven", sagt er im Interview über seine erneute Teilnahme und seine Rückkehr in die ukrainische Hauptstadt. Und es gibt noch eine Parallele zu seiner ersten Teilnahme: Auch 2005 trat er mit einer butterweichen Popballade für Slowenien an. Mit dem von ihm selbst komponierten Song "Stop" landet Naber im Halbfinale auf dem zwölften Platz. Für den Einzug ins Finale reicht es trotz kreischender weiblicher Zuschauer in der Fanzone nicht.
Pech beim ESC, Erfolg im eigenen Land
Auch wenn sie nicht von dem ganz großen Erfolg gekrönt ist, gibt Omar Nabers Teilnahme am ESC 2005 in Kiew seiner Karriere einen bedeutenden Anschub. Noch im selben Jahr bringt er sein erstes Album "Omar" heraus und feiert erste Chart-Erfolge in der Heimat. So landet er mit einer Single aus dem Album den am meisten verkauften Song des Jahres 2005 in Slowenien. Bis heute sind zwei weitere Solo-Alben erschienen und Omar blickt auf mehr als 900 Auftritte in 27 Ländern zurück. Aktuell arbeitet der Sänger, der seine Songs auch produziert, an seinem neuen Album. Es trägt denselben Titel wie sein diesjähriger ESC-Beitrag.
Erst bodenständige Ausbildung, dann Musikkarriere
Seit seinem 16. Lebensjahr feilt der Sohn einer Musiklehrerin und eines Zahnarztes an seiner Karriere im Musikbusiness. Zunächst nebenher zu seiner Ausbildung zum Zahntechniker. Dann mit Vollgas, als sich 2004 mit seinem Sieg in der Talent-Show "Bitka Talentov", der slowenischen Ausgabe von "Deutschland sucht den Superstar", erste Erfolge einstellen. Naber ist vielseitig. Er spielt Klavier und Gitarre, komponiert und schreibt Texte, tritt sowohl solo als auch mit seiner Band Kareem in Clubs und bei Open-Air-Festivals auf. Seit ein paar Jahren pendelt er zwischen Ljubljana und London, wo er unter anderem als Straßenmusiker auftritt, mit dem Ziel, über die slowenischen Grenzen hinaus wahrgenommen zu werden.
Im Herzen ein Rocker
Obwohl seine Musik sehr sanft anmutet, sagt der Slowene über sich: "Im Herzen bin ich ein Punkrocker." Dass er sich mit seinem ESC-Song von einer ganz anderen Seite zeigt, mag angesichts dieser Aussage verwundern. Und auch von ihm veröffentlichte Coverversionen bekannter Rocksongs - wie etwa "Basket Case" von Green Day - klingen in seiner Interpretation deutlich softer als im Original. Doch vermutlich spricht das alles nur für die unbegrenzte Vielfalt seiner musikalischen Leidenschaften. Schließlich sieht er sich von so unterschiedlichen Künstlern wie Muse, Nirvana, den Beatles, Michael Jackson, George Michael und eben Green Day beeinflusst. Sein ESC-Song 2017 - "On My Way" - ist für ihn dabei von außergewöhnlicher Bedeutung: "Ich habe diesen Song zwölf Jahre lang für einen ganz besonderen Moment aufgehoben. Und ich wusste, dass der ESC der richtige sein würde." Leider fällt der Titel bei Jurys und Televotern im ersten Halbfinale von Kiew durch. Omar Naber zieht nicht ins Grand Final ein.