Stand: 11.01.2013 21:00 Uhr

Mia Diekow: "Ich bin ziemlich mutig"

Am 14. Februar stand Mia Diekow bei "Unser Song für Malmö" in Hannover auf der Bühne. Vor dem deutschen Vorentscheid sprach die Hamburger Sängerin über ihren Mut, die Chancen auf das begehrte Ticket zum Eurovision Song Contest-Finale, die Angst vor großen Namen wie Cascada und den Söhnen Mannheims und ihre ganz persönliche Vorbereitungs-Strategie.

Hast du den Eurovision Song Contest in den letzten Jahren wahrgenommen?

Mia Diekow: Ja, vor allem durch Lena, weil das plötzlich ein riesen Medienevent war. Die Jahre davor immer mal wieder - je nachdem, ob mich der deutsche Teilnehmer in irgendeiner Form gereizt hat. Da ich aber selbst gar keinen Fernseher besitze, habe ich nicht jede Ausstrahlung mitgekriegt. Aber es ist spannend zu sehen, was gerade in Europa passiert in der populären Kultur und das kriegt man dann ja so ein bisschen mit.

Was ist dir in Erinnerung geblieben?

Diekow: Dass sich bei diesem Lena-Rummel die Leute plötzlich sehr für das alles interessiert haben. Außerdem ist mir eine russische Band in Erinnerung geblieben. Da hat der Sänger bei der "Money-Note" - also der hohen Note beim Höhepunkt des Songs - ein Bild seiner Liebsten weggeworfen. Das war ein super Showmoment. Ich fand's genial, weil das so eine hypertheatralische Geste war.

Gehört das für dich dazu?

Diekow: Nein, es muss nicht theatralisch sein. Für mich ist es einfach interessant zu sehen, was für eine Haltung und welche Emotionen jemand mit seinem Song und durch seine Performance transportieren will.

Warum hast du dich für den Song "Lieblingslied" entschieden?

Diekow: Meine Plattenfirma hat mich gefragt, ob ich einen Song für den Contest habe und da ist mir "Lieblingslied" sofort eingefallen. Ich hatte es geschrieben und es lag sozusagen noch in meiner Zauberkiste rum. Es geht in dem Song selbst um einen Song, da dachte ich sofort: "Gut, das ist jetzt sozusagen Bestimmung, dann muss das Lied teilnehmen". Der Song wollte das und ich habe "Ja" gesagt.

Du singst auf Deutsch. Den Text dürfte die Mehrheit des ESC-Publikums nicht verstehen. Ist das ein Nachteil?

Mia Diekow beim Interview auf einer roten Treppe. © NDR Foto: Claudia Timmann
Wenn das Publikum den Text von "Lieblingslied" nicht versteht, ist das nicht schlimm. "Musik ist universell", sagt Mia Diekow.

Diekow: Es ist natürlich schade, wenn Leute mich nicht verstehen. Aber Musik ist universell. Die Leute kapieren trotzdem irgendwie, worum es geht. Sie begreifen die Engergie. Und ich glaube das wird bei "Lieblingslied" so sein. Der Beat geht sofort in die Beine, man will sich bewegen. Deshalb sehe ich das nicht als Problem. Und ich fänd es auch sehr schön, wenn wir beim ESC mal wieder ein deutsches Lied haben, das nicht nur ironisierend ist - also die deutsche Sprache nicht veralbert, sondern mit ihr kreativ umgeht.

Die Reaktionen zu deinem Lied sind grundsätzlich positiv. Eine Kritik ist aber, dass die deutsche Sprache da noch strenger klingt, als sie ohnehin schon im Ausland wahrgenommen wird. Willst du streng klingen?

Diekow: Nein. Wenn dann nur als Mittel, um Leute ein bisschen zu kitzeln, aber nicht weil ich streng bin. Die deutsche Sprache klingt sehr streng, das stimmt. Aber ich glaube nicht, dass sich mein Song von anderen Kompositionen unterscheidet. Ich glaube eher, dass durch die Art wie ich da singe - nämlich ein bisschen jazzig - eine ganz andere Stimmung entsteht und es dadurch etwas leichter wird. Aber das ist natürlich sehr subjektiv. Für manche mag es streng klingen, für mich ist es das nicht.

Eine andere Kritik lautet, der Song sei einfach nicht Ohrwurm genug ...

Diekow: Ich glaube schon, dass man Sachen darin findet, bei denen man mitsingen kann. Und ich glaube vor allem, dass der Text einen dazu anregt, bestimmte Zeilen im Kopf zu behalten. Ob es im klassischen Sinne ein Ohrwurm ist, weiß ich nicht. Aber ich hoffe natürlich, dass der Song bei den Leuten hängenbleibt.

"Satellite" von Lena war natürlich ein echter Ohrwurm. Ist das wichtig für den Sieg?

Diekow: Eine Hookline wie "Love, Oh Love" bleibt natürlich sofort hängen. Aber wenn ich ins Deutsche übersetzt "Liebe, oh Liebe" singen würde, wäre das auch nicht schön. Wenn man mit der deutschen Sprache arbeitet, spricht das für mich manchmal gegen ganz einfache Lyrics. Aber ich glaube das ist genau die Chance, dass Leute denken "Huch, so einen Text habe ich noch nie gehört, der bleibt bei mir hängen". So viele Faktoren beeinflussen, ob Leute etwas gut oder schlecht finden. Ich versuche mich da nicht zu verrückt zu machen. Ich habe Lust, etwas richtig Gutes zu präsentieren und wenn mich die Leute nach Malmö wählen, dann mache ich eine riesen Party.

Du trittst gegen bekannte Namen wie Cascada und die Söhne Mannheims an. Macht dir das Angst?

Diekow: Nein, wir kochen alle mit Wasser. Manche Leute haben schon viel Erfahrung, aber Unsicherheiten bleiben immer. Ich sehe so was als Herausforderung und ich bin ziemlich mutig. Ich bin zwar manchmal auch ein schüchterner Mensch und habe meine Ängstlichkeiten, aber ich mache immer den Sprung nach vorne.

Glaubst du, dass die bekannten Teilnehmer mit großen Fangemeinden größere Chancen haben?

Diekow: Es kann auch sein, dass die Leute für mich oder einen anderen eher unbekannten Kandidaten anrufen, weil sie den für diesen Wettbewerb - also international - super spannend finden. Ich hoffe natürlich, dass es wirklich um den Song geht und nicht nur um lange bestehendes "Fantum".

Wie bereitest du dich auf deinen großen Auftritt vor?

Diekow: Ich mache zu Hause Improvisationsübungen. Ich gebe mir eine Aufgabe wie "Übersetz mal das Jazzstück XY ins Deutsche", also ganz spontan. Oder ich sage mir "Tanz mal den neuen James Bond Song". Ich überlege mir Übungen, um spontan zu sein, um locker zu sein. Ich glaube das ist wichtig.

 

Das Gespräch führte Simone Nebelsieck, eurovision.de.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.02.2013 | 20:15 Uhr