Sendedatum: 14.02.2013 20:15 Uhr

LaBrassBanda: "Die Vorurteile aus dem Weg räumen"

LaBrassBanda (v.l.: Andreas Hofmeir, Manuel da Coll, Manuel Winbeck, Stefan Dettl, Oliver Wrage) mit eurovision.de Interviewerin Veronika Pohl © NDR / Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt
LaBrassBanda trafen sich in Hamburg zum Gespräch mit eurovison.de Reporterin Veronika Pohl.

Wenn die fünf Bandmitglieder von LaBrassBanda auf die Bühne kommen, schäppert es: Die Bläserkombo ist für einen tanzbaren Mix aus Blasmusik, Balkan-Beats und bayerischen Gesängen bekannt. Mit ihrem eigensinnigen Stil haben sie sich auch international einen Namen gemacht. Im Interview mit eurovision.de sprechen sie über die universelle Wirkung von Musik, das Gefühl von Freiheit beim Nacktbaden und die Vorurteile, mit denen sie sich von außen konfrontiert sehen.

Auf der Bühne seid ihr mit euren Lederhosen schnell als Bayern zu erkennen. Auch im Ausland ist das Bild der Deutschen tatsächlich häufig mit Lederhosen und Kuckucksuhr verbunden: Könnte euch das in Malmö vielleicht zugutekommen?

Andreas: Das klingt jetzt so, Lederhosen... Wenn man etwas Länderspezifisches sucht, sucht man immer nach alten Traditionen, die etwas Eigenständiges sind. Der Süden von Deutschland bewahrt die Traditionen vielleicht etwas eifriger, als woanders - daher vielleicht auch das Bild im Ausland. Ich glaube viel auffälliger ist, dass wir im bayerischen Dialekt singen. Beim Eurovision Song Contest finde ich das auch gerade die Stärke: Mir haben immer die Beiträge am besten gefallen, die in der Landessprache waren. Ich verstehe dann zwar nix, aber ich freue mich darüber, wenn das ein ehrlicher Beitrag aus dem Land ist. Und das wäre es bei uns ja auch.

Manuel da Coll: Ja, das ist gerade eine der meist diskutierten Sachen: Ob man sich als Deutscher von uns repräsentiert fühlt. Was ich ehrlich gesagt nicht verstehe. Wenn jemand aus Afrika im afrikanischen Gewand auftritt, empfindet man das im Ausland nicht als Klischee, sondern als normal. Für uns sind die Lederhosen eben auch normal. Wir verkleiden uns ja nicht.

Tragt ihr denn privat auch Lederhosen?

Manu d.C.: Ja sicher.

Stefan: Nö. (Alle lachen.)

Andreas: Was einige vielleicht nicht wissen ist, dass wir gerade im Norden viele Freunde und Fans haben. In Hamburg haben wir schon wie oft gespielt? Fünfzehn Mal? Auch in Berlin haben wir gut besuchte Konzerte.

Stefan: In Hamburg haben wir es fast leichter gehabt als in Bayern. Denn da haben sie noch viel mehr Angst vor dem Klischee gehabt, als im Norden.

Andreas: Dabei spielen wir doch fast die cosmopolitischste Musik.

Oliver: Was heißt das?

Andreas: Das weiß ich jetzt auch nicht mehr. (Alle lachen.)

Ihr habt es schon angesprochen: Ihr singt in Mundart. War das bei eurer Gründung eine bewusste Entscheidung, auf Bayerisch zu singen?

Manuel Winbeck (zeigt auf Stefan): Es gab keine Alternative glaub ich.

Stefan: Ich bin eigentlich kein Sänger. Wir sind ja Instrumentalisten und haben angefangen zusammen Musik zu machen. Und dann wollten wir auf Konzerten aber auch mit den Leuten kommunizieren. So hab ich angefangen zu singen. Und ich kann eben nur Bayerisch! So ist das automatisch entstanden.

Ihr seid allerdings weit über Bayern hinaus bekannt - gerade international habt ihr schon viele Konzerte gespielt.

Stefan: Ja, die ersten Konzerte hatten wir in Kroatien und England. Das ist für uns auch schon wichtig: Wir möchten jetzt niemanden verarschen im Ausland, so: "La la la, mia san di Bayern." Wir wollen schon richtig verstanden werden. Auf der musikalischen Ebene funktioniert das immer, egal wo du bist, ob in Russland oder Afrika. Da lacht dich keiner aus, sondern wenn du Musik machst, verstehen sie sofort was du meinst. Die Sprache war bei uns immer nebensächlich. Die Leute sollen uns auf der Bühne anschauen, dann merken sie, um was es in den Texten geht. Allein am Gesichtsausdruck und der Art, wie man sich bewegt, erkennt man ja worum es geht. Im Ausland ist das sowieso kein Thema, dass wir Bayerisch reden - das wissen die ja gar nicht. Nur in Deutschland ist es ein Riesenthema.

Nervt es dich denn, darauf angesprochen zu werden?

Andreas Hofmeier von LaBrassBanda © NDR / Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt
Verteidigt die bayerische Mundart als Stilmittel: Andreas Hofmeier

Stefan: Das ist ganz entspannt. Wir haben jetzt anderthalb Jahre wenig Konzerte gehabt, eine Entspannungsphase. Und jetzt kommt das Interesse wieder. Du bist die erste, die das jetzt fragt, insofern ist das okay (lachen).

Andreas: Wenn wir Hochdeutsch singen würden, würde es international ja auch keinen Unterschied machen. Das ist den Leuten in Russland ja im Endeffekt gleich.

Der Vorentscheid ist in diesem Sinne ja eine gute Probe:  Wenn jemand, der euch nicht versteht, trotzdem für euch abstimmt, kann es besser ja gar nicht laufen.

Stefan: Das stimmt. Aber soweit denken wir noch gar nicht. In der Glitzer-Popwelt haben wir eigentlich gar nichts verloren, da passen wir nicht hin. Unser Ansatz war, dass wir hingehen und beim Musizieren auf der Bühne einfach Spaß haben. Und dann freuen wir uns, wenn die Leute auch Spaß haben.

Bei euren Live-Auftritten geht es richtig zur Sache: Da wird getanzt und gepogt. Verglichen mit euren anderen Songs ist "Nackert" sogar vergleichsweise ruhig.

Stefan (lacht): Echt, find'st Du? Na, dann warten wir mal bis zum Vorentscheid ab!

Warum habt ihr dieses Lied gewählt?

Stefan Dettl (Trompete, Gesang) von LaBrassBanda im Interview mit eurovision.de © NDR / Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt
Bandgründer Stefan Dettl hält bei LaBrassBanda die Fäden zusammen.

Andreas: Der Song ist extra für den Vorentscheid entstanden.

Manu d.C.: Das Lied drückt ein Lebensgefühl aus, dass wir da unten in Bayern haben. Dass man sich frei fühlt, an den See runterfährt und die ganze Nacht dort verbringt. Das ist vielleicht spezifisch für unsere Region. Und es ist eine Nummer für den Sommer.

Stefan: Wenn du nackt im See liegst, dann ist das eine ganz besondere Stimmung. Das kann man nicht beschreiben. Freiheit. Es ist dunkel, der See ist schwarz und du schwimmst darin ... Das ist ein wahnsinniges Lebensgefühl, das glaub ich fast jeder kennt.

Und die Huber Vroni aus eurem Lied? Gibt’s die wirklich?

Andreas: Jedes Dorf hat seine Huber Vroni!

Den Refrain müsst ihr aber nochmal ein bisschen für uns übersetzen, bitte.

Stefan: Das muss der Oli machen!

Oliver: Ich fahre mit dem Traktor ... (Alle brechen in Gelächter aus.) ... auf die Wies’n. Lege mich nackt an meinen See. Weil die Nackten sind nackt. Und die Nackten spüren wunderschön ...

Alle (lachen): ... spüren den See!

Manu W.: Wie das klingt auf Hochdeutsch! Jetzt weißt du, warum wir auf Bayerisch singen!

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.02.2013 | 20:15 Uhr